Heute: Die Chrähähe (Corvus giraffis corona)
Man könnte sie auch den Pestvogel der Moderne nennen: schwarzes Gewand, spitzer Schnabel – und unterwegs zwischen lauter Kranken, oder welchen, die sich dafür halten.
Die Chrähähe zieht langsam, gravitätisch, ihre Kreise zwischen Einkaufswagen, die bis zu 3 Meter hoch mit Klopapierrollen bepackt sind und von mit Tarnkleidung und ABC-Schutzmasken unterm Kinn ausgestatteten Prepper-Honks zu paramilitärisch bemalten SUVs geschoben werden.
Sobald eine Chrähähe sich auf einen solchen Papierturm niederlässt, beginnt das flugffige Gebilde zu wanken, und ein heiser-spitzer Aufschrei entfährt dem Kampf-Hamsterer – gelegentlich sein letzter, wenn entweder die coronare Vorerkrankung sich Geltung verschafft und die unter Klopapierpackungs-Bergen verschüttete Person per Infarkt entleibt, oder aber die ans Gesicht geschmiegte Plastikverpackung das Ende besorgt.
Die Chrähähe tut auf diese Weise Gutes – denn sie landet grundsätzlich nur auf hohen, sich bewegenden, flauschigen Dingen. Ihre nächsten Verwandten hat die Chrähähe auf dem afrikanischen Kontinent: dort lebt die Giraffähähe, Corvus giraffis giraffis, welche ausschließlich auf Giraffenköpfen wohnt.