Gewalt Gegen Frauen

ID 14262
 
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In jeder Beziehung gibt es Konflikte, es kommt zum Streit. Streit kann in Gewalt ausarten.
Häufig werden Frauen von dem eigenen Partner geschlagen, bedroht oder vergewaltigt und können oder wollen sich niemandem mitteilen. Die Scham ist zu groß. Hier hört ein Interview mit Frau Navara, einer Mitarbeiterin der Beratungs- und Informationsstelle für Frauen gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft.
Audio
13:02 min, 9130 kB, mp3
mp3, 96 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 17.10.2006 / 00:00

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Frauen/Lesben, Kultur
Entstehung

AutorInnen: Özkut Özkan
Radio: LoRaZH, Zürich im www
Produktionsdatum: 17.10.2006
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Gewalt in der Ehe (einschließlich der Vergewaltigung des Partners) kommt in allen Gesellschaftsschichten vor und tritt oft jahrelang auf. Frauen sind jedoch nur in Einzelfällen gewalttätig, wobei ein derartiges Verhalten oft der Selbstverteidigung dient. Aufgrund ihrer schwächeren Körperkräfte können sie zudem ihren Ehemännern nur wenig Schaden zufügen.
Gewalt in der Ehe kommt vielfach in sozial isolierten Familien vor, deren Mitglieder nur wenig Freunde haben und selten ihre Freizeit mit anderen Menschen verbringen. So versuchen sie, alle Bedürfnisse in der Familie zu befriedigen - was leicht zur Überforderung der anderen Personen führen kann. Auch kann bei Familienkrisen nur mit wenig Unterstützung aus dem Netzwerk gerechnet werden. Viele gewalttätige Ehemänner wurden in ihrer Kindheit selbst misshandelt oder erlebten mit, wie ihre Mütter von ihren Vätern geschlagen wurden. So ist für sie Gewalt in der Familie etwas "Normales", folgen sie dem Beispiel ihrer Eltern. Häufig haben sie wenig Erfolg im Beruf (unerfüllte Erwartungen), erleben Probleme am Arbeitsplatz, sind arbeitslos oder fühlen sich aufgrund fehlender Hobbys unausgelastet. Die Erfahrung wiederholten Versagens hat bei ihnen zu einem negativen Selbstbild, Unsicherheit und dem Eindruck der Machtlosigkeit geführt. Durch Gewaltanwendung kompensieren sie nun ihre Minderwertigkeitsgefühle: Wenn sie ihre Frauen schlagen, erleben sie sich als männlich, stark und mächtig.
In anderen Fällen resultiert Gewaltanwendung aus Ehekonflikten. Vor allem wenn Männer unreif sind, eine geringe Frustrations toleranz besitzen, wenig Kontrolle über ihre Gefühle haben, starken Gefühls schwankungen unterliegen, besonders sensibel auf Kritik reagieren oder bei verbalen Auseinander setzungen ihren Frauen aufgrund schlechterer Kommunikations fähigkeiten unterlegen sind, mögen sie bei Konflikten gewalttätig werden. Viele Ehemänner sind auch sehr autoritär und dominant, bestimmen über alle Bereiche des Familienlebens. Sie vertreten die Auffassung, dass die Männer in ihren Familien das Sagen haben und die Frauen sich ihnen unterwerfen sollen. So greifen sie rigoros durch, wenn diese ihnen widersprechen oder sonst wie ihre Autorität antasten. In anderen Fällen glauben gewalttätige Männer, dass ihre Frauen ihr Besitz wären, ihnen aber nicht zu trauen sei. Sie rechnen fortwährend mit außerehelichen Affären, überwachen ihre Partnerinnen andauernd und reagieren mit Eifersucht und schließlich mit Gewalt auf jeden engeren Kontakt ihrer Frauen zu Dritten. Generell sehen die Männer kein Problem in ihrer Gewalttätigkeit und empfinden dementsprechend keine Reue. Sie schreiben die Schuld für ihr Verhalten ihren Frauen zu und halten es somit für gerechtfertigt. Handeln sie unter Alkoholeinfluss, machen sie den Alkohol für ihre mangelnde Selbstbeherrschung verantwortlich.
Geschlagene Frauen akzeptieren in der Regel ihre Männer als Familien oberhäupter, ordnen sich ihnen unter, sind unterwürfig und versuchen zumeist, deren Wünsche zu erfüllen. Oft erleben sie sich als inkompetent, wertlos oder nicht liebenswert und leiden unter negativen Selbstwertgefühlen. Sie halten sich vielfach für schuldig, wenn sie von ihren Partnern geschlagen werden. Häufig wehren sie sich auch nicht, da sie schon als Kinder misshandelt wurden und eine Opferrolle verinnerlicht haben. Zumeist brechen sie nicht aus der Ehe aus, da sie von ihren Partnern abhängig sind und sich selbst als unselbständig und unfähig erleben.Viele Frauen, deren Männer gewalttätig sind, finden wenig Verständnis bei Netzwerkmitgliedern, die sie zum Beispiel für masochistisch halten, ihnen ein "falsches" Verhalten gegenüber ihren Partnern unterstellen oder ihnen die Schuld für ihre "Bestrafung" zuschreiben. Auch für Kinder hat es unerwünschte Folgen, wenn sie miterleben, wie ihre Mütter geschlagen werden. So ist beispielsweise mit negativen Auswirkungen auf ihre Geschlechtsrollenidentität und ihr Selbstbild zu rechnen.