Die Focus-Europa-Nachrichten vom 9.9.2010

ID 35933
  Extern gespeichert!
AnhörenDownload
1. Europäisches Parlament diskutiert die Menschenrechtslage in Syrien
2. Guatemala: Präsident Colom spricht von "Genozid" während des Bürgerkriegs
3. Mindestens 15 Tote bei Anschlag auf einen Markt in Nordossetien
4. Schweigeminute im Europäischen Parlament für einen von der Camorra ermordeten italienischen Bürgermeister
5. Nach gefälschten Euro-Scheinen sind jetzt selbstgemachte EURO-Münzen im Kommen
6.Drei Filme konkurrieren um den europäischen LUX-Filmpreis
Audio
06:13 min, 5834 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 09.09.2010 / 19:44

Dateizugriffe: 56

Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Arbeitswelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: Focus Europa Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: Alexander Sancho-Rauschel
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 09.09.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
1. Europäisches Parlament diskutiert die Menschenrechtslage in Syrien
Am Donnerstag den 9. September wurde im Europäischen Parlament ein Entschließungsantrag vorgestellt, der die Position der EU gegenüber Syrien neu definieren wird.
Im Vordergrund steht dabei die Frage, ob die Europäische Union langfristig ein sogenanntes Assoziierungsabkommen mit Syrien abschließen soll.

Die aktuelle Menschenrechtssituation in Syrien gab den Parlamentariern Anlass zur Sorge und erschwert die weitere politische Annäherung an das Land. Allerdings kann ein Assoziierungsabkommen politische Prozesse in Gang bringen, welche die Öffnung des Landes und die Stärkung von oppositionellen Gruppen, NGOs und MenschenrechtsaktivistInnen stärkt.
So hat die syrische Regierung im Jahr 2004 das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Folter und unmenschliche Strafen unterzeichnet.

Gegenwärtig allerdings beunruhigt die politischen Beobachter des Landes der Fall eines 80-jährigen Menschenrechtsanwalts, der im Oktober letzten Jahres von der syrischen Geheimpolizei verhaftet worden war und mittlerweile aufgrund des Vorwurfs, (Zitat) „falsche Informationen verbreitet zu haben, die das Nationalgefühl schwächen“, zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.
Zahlreiche weitere Fälle von verhafteten Menschenrechtsaktivisten und Journalistinnen wurden dem Parlament vorgelegt.
Vom syrischen Regime wurde vor über 40 Jahren der Ausnahmezustand verhängt und bis heute nicht aufgehoben, was unter anderem dazu führt, dass Militärgerichte auch über Zivilisten urteilen und die Presse- und Meinungsfreiheit eingeschränkt wird.

2. Guatemala: Präsident Colom spricht von "Genozid" während des Bürgerkriegs
Präsident Álvaro Colom übernimmt im Namen des guatemaltekischen Staates erstmals die Verantwortung für die Staatsverbrechen während des Bürgerkrieges. In einer Anfang dieser Woche veröffentlichten Erklärung bittet Colom die Familien der Überlebenden um Verzeihung.

Während des Bürgerkrieges in dem mittelamerikanischen Land wurden fast 200.000 Menschen Opfer der staatlichen Gewalt gegen den Aufstand.
Der Bürgerkrieg in Guatemala hatte 1960 begonnen, kurz nachdem die Regierung Arbenz in einem von den USA unterstützen Putsch gestürzt worden war. Arbenz hatte versucht, Besitztümer der United Fruit Company im Zuge einer Agrarreform zu enteignen. Seit Ende der 70er Jahre bekämpfte die damalige Militärregierung die Aufständischen durch einen breit angelegten Krieg gegen die Zivilbevölkerung.

Die UNO machte in einem Bericht die guatemaltekischen Streitkräfte für 93 Prozent der begangenen Verbrechen verantwortlich, in vier Prozent der Fälle  konnte die Verantwortung nicht mehr nachvollzogen werden und für drei Prozent wurden die Aufständischen verantwortlich gemacht. Da es sich bei den Opfern größtenteils um Angehörige der Maya-Bevölkerung handelt, stuften Völkerrechtler das damalige Vorgehen des Staates als Völkermord ein.

3. Mindestens 15 Tote bei Anschlag auf einen Markt in Nordossetien

Bei einem Selbstmordanschlag auf einem stark frequentierten Markt in der Stadt Wladikawkas im Nordkaukasus sind mindestens 15 Menschen getötet worden. Mehr als 80 Menschen seien durch die Bombe verletzt worden Das teilte das Innenministerium der russischen Teilrepublik Nordossetien mit. Kurz nach der Exposion wurde am Eingang des Marktes eine zweite Bombe entdeckt, diese konnte jedoch noch rechtzeitig entschärft werden.
Die schwere Explosion beschädigte zahlreiche Gebäude in der Stadt, Teile der Innenstadt wurden verwüstet. Der Anschlag ereignete sich am letzten Tag des Fastenmonats Ramadan. Nach einer anschließenden anonymen Bombendrohung evakuierten Sicherheitskräfte in Nordossetien alle Schulen und Kindergärten.
Die Hauptstadt der Republik Nordossetien war in den vergangenen zehn Jahren bereits mehrfach Opfer von Sprengstoffattentaten geworden.

4. Schweigeminute im Europäischen Parlament für einen von der Camorra ermordeten italienischen Bürgermeister
Formularbeginn
Formularende

Vor der Abstimmungssitzung des Parlaments am Donnerstag, den 9. September, hat der Präsident des Parlaments, Jerzy Buzek, die Abgeordneten zu einer Schweigeminute für Angelo Vassallo aufgefordert. Vassallo, der von der Camorra am vergangenen Sonntag ermordet worden war, war bis zu seinem Tod Bürgermeister von Pollica in der italienischen Region Kampanien gewesen.
"Wir dürfen nicht die Rolle der organisierten Kriminalität in einigen Mitgliedstaaten unterschätzen", sagte der Präsident. "Wir müssen zusammen halten, um dieses Übel auszurotten, damit der Tod von Angelo Vassallo nicht umsonst gewesen war." – so Buzek.
Angelo Vassallo war vermutlich mit der Camorra in Konflikt geraten, da er sich für die Bekämpfung von Bauvorhaben in geschützten Gebieten eingesetzt hatte – die Bauwirtschaft ist traditionell in Italien ein von Mafia und Camorra bevorzugtes Betätigungsfeld.
5. Nach gefälschten Euro-Scheinen sind jetzt selbstgemachte EURO-Münzen im Kommen
Weit über einhunderttausend gefälschte Euromünzen wurden 2009 aus dem Verkehr gezogen
Neben gefälschten Geldscheinen kommen seit Neuestem immer mehr falsche Münzen in Umlauf. Der bulgarische Abgeordnete Slavi Binev hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der sich des Problems annimmt und Vorschläge zur Bekämpfung der Falschmünzen anbietet. Außerdem sollen effektivere Maßnahmen zur Echtheitsprüfung von Euromünzen eingeführt werden.
Insbesondere 2-Euro-Münzen seien ein beliebtes Objekt für die Künste der Fälscher, von denen einige derart täuschend echte Kunstwerke seien, dass sie selbst von Banken nicht erkannt und über Geldautomaten sogar wieder in Umlauf gebracht würden.
6. Drei Filme konkurrieren um den europäischen LUX-Filmpreis
Der Filmpreis, der jährlich vom Europäischen Parlament vergeben wird, soll die Bandbreite des europäischen Autorenkinos in seiner ganzen Vielfalt zeigen. Aus einer Vielzahl eingereichter Filme wurden drei ausgewählt, die nun erstmals auf den zur Zeit stattfindenden Filmfestspielen von Venedig gezeigt werden.
Die drei Finalisten werden am 10. und 11. September dem venezianischen Publikum im Rahmen der „Giornate degli Autori“ präsentiert, es handelt sich dabei um die Filme:
„Die Fremde“ von Feo Aladag, eine deutsche Produktion,
um „Kleine Wunder in Athen“ des Regisseurs Filippos Tsitos aus Griechenland
und um „Illégal“ von Olivier Masset-Depasse, eine belgische Produktion.
Über das engagierte Flüchtlingsdrama „Illegal“ hatte Focus Europa bereits im Juni berichtet, mehr dazu unter www.freie-radios.net unter dem Schlagwort „Politische Filme in Cannes 2010“.
27 junge Filmkenner aus den 27 Mitgliedsländern der EU werden die Filme in Venedig kommentieren, bevor diese dann im November im Europäischen Parlament in Brüssel gezeigt werden, damit die Abgeordneten dort über den Siegerfilm abstimmen können.

Kommentare
10.09.2010 / 18:31 sonar aktuell, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
gesendet
am 10.Sept 2010