Focus Europa #182 vom 20. Januar 2011

ID 38579
1. Teil
Die Focus-Europa-Nachrichten vom 20. Januar 2011:
Das europäische Parlament fordert das litauische Parlament auf, einen Schwulen- und Lesbenfeindlichen Gesetzesantrag nicht anzunehmen
Erneute Streikwelle in Griechenland – diesmal gehen die ApothekerInnen, RechtsanwältInnen und Bahnangestellten auf die Straße
Weitere Minister in Irland verlassen das sinkende Schiff
Blauhelmsoldaten nach Elfenbeinküste – UN erhöht die Truppen-Kontingente
Freilassung von politischen Häftlingen in Tunesien – darunter auch eines Journalisten, der wegen seiner Berichte über streikende Minenarbeiter verurteilt worden war
Nach Betrugsfällen wird der europäische Handel mit Emissionsrechten vorläufig ausgesetzt

Beitrag 1:
Fortwährende Unterdrückung der Opposition in Belarus – Europäisches Parlament erlässt Resolution gegen das Regime


Beitrag 2:
Asterix im Spiegel der deutsch-französischen Beziehungen – Der Erfolg der Serie in Deutschland, die frühen deutschnationalen Übersetzungen und die Plagiate, die Asterix zum Atomkraftgegner machten




Die Focus-Europa-Nachrichten vom 20. Januar 2011


1. Das europäische Parlament fordert das litauische Parlament auf, einen Schwulen- und Lesbenfeindlichen Gesetzesantrag nicht anzunehmen

Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments rufen die Volksvertreter Litauens dazu auf, einen Gesetzesentwurf abzulehnen, der ein "öffentliches Eintreten für homosexuelle Beziehungen" unter Strafe stellen würde.
In der am Mittwoch  angenommenen Entschließung fordern die Europa-Abgeordneten einen freien Zugang für Jugendliche zu Informationen über Homosexualität.
Die von den Fraktionen der Sozialdemokraten, der Liberalen, der Grünen und der Vereinigten Linken eingebrachte Entschließung war aufgrund (Zitat) "einer Reihe besorgniserregender Vorfälle" notwendig geworden.
Dazu zählen die Annahme eines Gesetzes zum (Zitat) "Schutz von Minderjährigen vor schädlichen Folgen öffentlicher Informationen", aber auch die Versuche lokaler Behörden, Gleichstellungs-Demonstrationen, Homosexuellen-Paraden und andere schwul-lesbische Veranstaltungen zu verbieten, wie auch die abwertenden oder drohenden Äußerungen verschiedener PolitikerInnen in Litauen gegenüber Schwulen und Lesben.

Ausgangspunkt der Resolution des Europäischen Parlaments ist ein Änderungsantrag zum litauischen Gesetz über Ordnungswidrigkeiten, demnach bei (Zitat) „öffentlicher Unterstützung homosexueller Beziehungen“ eine Geldstrafe bis zu 3.000 Euro verhängt werden kann. Diese Änderungsvorschläge würden (Zitat) "potenziell fast jede öffentliche Äußerung, Darstellung oder Aufklärung über Homosexualität kriminalisieren", wie die EU-Agentur für Grundrechte in ihrem jüngsten Bericht hervorgehoben hat.
Für das Europäische Parlament steht der Änderungsvorschlag im Widerspruch zur litauischen Verfassung. Diese Meinung teilt auch der litauische Justizminister.


2. Erneute Streikwelle in Griechenland – diesmal gehen die ApothekerInnen, RechtsanwältInnen und Bahnangestellten auf die Straße

Die am Mittwoch den 19. Januar begonnenen Arbeitsniederlegungen haben sich vor allem gegen die geplanten Arbeitsmarktreformen der Regierung gerichtet. Der Streik der Apotheker und RechtsanwältInnen soll noch bis einschließlich Freitag dauern, die Arbeitsniederlegung der Angestellten der Eisenbahn hält am Donnerstag noch an.
Die Bahnangestellten protestieren insbesondere gegen Lohnkürzungen und geplante Privatisierungen im Schienenbereich.
Der Zugverkehr in Griechenland wurde durch die Protestmaßnahmen zeitweise lahmgelegt. Die sozialistische Regierung in Athen diskutiert seit Mittwoch über ein mögliches Gesetz zur Liberalisierung des Arbeitsmarktes.

3. Weitere Minister in Irland verlassen das sinkende Schiff

Aus dem irischen Kabinett haben sich nach dem Außenminister vier weitere Ressortchefs verabschiedet. Das berichteten der öffentlich-rechtliche Sender RTE und die Zeitung «Irish Times». Das Kabinett in Dublin verlor damit gut ein Viertel seiner Minister.
Außenminister Martin war nach einer parteiinternen Misstrauensabstimmung gegen Ministerpräsident Brian Cowen zurückgetreten, bei der sich am Dienstag die Mehrheit der konservativen Fianna-Fail-Abgeordneten hinter den Regierungschef gestellt hatte.
Cowen hatte die Vertrauensfrage gestellt, um auf die wachsende Kritik an seinem Krisenmanagement zu reagieren. Wegen des irischen Antrags auf internationale Hilfen in der Bankenkrise hatten die kritischen Stimmen auch innerparteilich zugenommen, was sich auch deutlich durch die zahlreichen Rücktritte aus seinem Kabinett äußert.

4. Blauhelmsoldaten nach Elfenbeinküste – UN erhöht die Truppen-Kontingente

Mit den neu zu entsendenden Soldaten seien es insgesamt 12.000 UN-Streitkräfte, die dann in der Elfenbeinküste stationiert sein sollen.
Der abgewählte Präsident Gbagbo weigert sich bis heute, das Ergebnis der Stichwahl von Ende November anzuerkennen.
Der Sieger der Präsidentschaftswahl, Ouattara, hat sich in einem Hotel in Abidjan verschanzt. 800 Blauhelmsoldaten sind dort zu seinem Schutz abgestellt.
Der UN-Sicherheitsrat befürchtet Angriffe von Gbagbo-Anhängern gegen die Opposition.
Die Vereinten Nationen, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme, seien zutiefst beunruhigt über die Menschenrechtsverletzungen und die anhaltende Gewalt in der Elfenbeinküste, die sich auch gegen UN-Friedenssoldaten und gegen die Zivilbevölkerung richte, hieß es.


5. Nach Betrugsfällen wird der europäische Handel mit Emissionsrechten vorläufig ausgesetzt

Die EU-Kommission hat den europäischen Handel mit Emissionsrechten aus Sicherheitsgründen nahezu komplett gestoppt. Die Verfügung umfasst die meisten Transaktionen und gilt mindestens bis zum 26. Januar, teilte die Kommission am Mittwoch mit. Lediglich die Zuteilung und die Abtretung von Verschmutzungsrechten bleibe erlaubt. Kurz zuvor stellten bereits die Registrierstellen in Tschechien, Griechenland, Estland, Polen und Österreich ihren Betrieb ein.
Die EU zieht damit Konsequenzen aus den Meldungen, die kriminelle Machenschaften im Emissions-Handel-Gewerbe nahe legen.
In Tschechien sollen nach Angaben eines Marktteilnehmers europäische Emissionsberechtigungen im Wert von 6,7 Millionen Euro gestohlen worden sein. Das Umweltbundesamt hatte bereits früher bestätigt, dass durch Betrugsangriffe auf den Handel mit Verschmutzungsrechten schon zuvor ein Schaden von rund drei Millionen entstanden sei.


6. Freilassung von politischen Häftlingen in Tunesien – darunter auch eines Journalisten, der wegen seiner Berichte über streikende Minenarbeiter verurteilt worden war

Die Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ begrüßte die Freilassung des tunesischen Journalisten Fahem Boukadous am 19. Januar 2011. Der Fernsehjournalist war unter der Regierung von Zine el Abidine Ben Ali zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt worden und seit Juli 2010 in Haft.
Boukadous Freilassung erfolgte aufgrund der Ankündigung der tunesischen Übergangsregierung, alle politischen Häftlinge zu entlassen – ein Schritt, der auch von amnesty international begrüßt worden war.
Fahem Boukadous gehörte zu den letzten noch inhaftierten Pressevertretern in Tunesien. Die zahlreichen seit Ende Dezember festgenommenen Journalisten und Internetaktivisten sind bereits freigelassen worden. Der tunesische Übergangspräsident Mebazaa hat mittlerweile auch versprochen, die Grundsätze der Pressefreiheit einhalten zu wollen.

Boukadous arbeitete vor seiner Inhaftierung beim privaten tunesischen Satelliten-TV-Sender El Hiwar Eltounsi.
Nach seiner Berichterstattung über Arbeiterproteste in der Minenregion Gafsa im Jahr 2008 war der Journalist zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ihm wurden (Zitat) „die Bildung einer kriminellen Vereinigung“ vorgeworfen.
Im Zuge eines Revisionsverfahrens hatte ein Berufungsgericht im Juli 2010 das Urteil nochmals bestätigt.





Beitrag 1:
Fortwährende Unterdrückung der Opposition in Belarus – Europäisches Parlament erlässt Resolution gegen das Regime

Die Razzien gegen die Opposition in Belarus gehen weiter, das EU- Parlament fordert Sanktionen gegen die belarussischen Amtsträger.
Gustav Schulz (Bündnis 90/Die Grünen, EP) und Ales Beljazkij, (NGO Vesna, Minsk) über die politische Situation in Weißrussland und die am 20. Januar 2011 beschlossene EP-Resolution gegen belarussische Beamte.


Beitrag 2:
Asterix im Spiegel der deutsch-französischen Beziehungen – Der Erfolg der Serie in Deutschland, die frühen deutschnationalen Übersetzungen und die Plagiate, die Asterix zum Atomkraftgegner machten

Ein vorangegangener Beitrag hatte sich die populäre Comicserie Asterix unter der Fragestellung angesehen, in welchem politischen Umfeld sie entstanden war und welches Bild des deutschen Nachbarlandes in den Bänden gezeichnet wurde.
Dieser zweite Beitrag beschäftigt sich mit der nicht weniger spannenden Frage, wie die Rezeption der französischen Serie in Deutschland war. Von den ersten, ziemlich fragwürdigen und dazu nationalistisch deutschtümelnden Übersetzungen aus dem Hause Kauka hin zum überwältigenden Erfolg der politisch einwandfreien Neuübersetzungen des Ehapa-Verlages. Warum hat eine französische Serie, die in jedem Band mit der Landkarte unseres Nachbarlandes eröffnet wird und die historisch gesehen ein Kind der Nachkriegszeit ist, die das Bild der französischen Résistance im zweiten Weltkrieg in die römische Antike zurückversetzt, und die sich in dem (großartigen) Band „Asterix und die Goten“ satirisch und bissig mit dem deutschen Militarismus auseinandersetzt, in Deutschland so einen unglaublichen Erfolg? Und das, obwohl andere francobelgische Comics in Deutschland kaum wahrgenommen werden und nur sehr viel geringere Auflagenstärken erreichen?
Und wieso kam man ausschließlich in Deutschland auf die Idee, illegale Plagiate zusammenzubasteln, in denen Asterix gegen Atomkraftwerke kämpfte, gegen die Startbahn West demonstrierte und sich der außerparlamentarischen Opposition anschloss?
In einem Gespräch mit dem Comicexperten und Comicladen-Besitzer Uli Pröfrock vom Freiburger Laden „X für U“ wollen wir diesen Fragen nachgehen und herausfinden, warum ausgerechnet die Goten sich so sehr in den kleinen Gallier verliebt haben.
Audio
31:24 min, 43 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 20.01.2011 / 19:49

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Kultur, Politik/Info
Serie: Focus Europa
Entstehung

AutorInnen: Alex, Viktoria
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 20.01.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Kein Skript vorhanden.

Kommentare
21.01.2011 / 11:50 smn, Radio LoRa, Zürich
Sendungsübernahme
Die Ausgaben 181 und 182 wurden bei Radio LoRa Zürich im "Info LoRa" vom 22.Januar 2011 ausgestrahlt. Danke & Gruss!
 
21.01.2011 / 18:08 sonar aktuell, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
gesendet
am 21.1.2011