Vogel der Woche (183): Der Tätää

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schon diese Woche hochgeladen, um den kommenden Anlass zu, ähähm, ja, öhm, zelebrieren. (TäTää! TäTää! TäTää!)
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04:11 min, 3918 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 07.03.2011 / 08:05

Dateizugriffe: 1197

Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere, Umwelt, Kultur
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: Kai
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 28.02.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Beginn Sprech-Tätäääxt/

Heute: Der Tätää (clunis carnevalis)

„Der Winter ist zu Ende!“ Pflegt man sich zu freuen, wenn die Zugvögel langsam wiederkommen. Und just zu dieser Zeit kommt auch der Tätää wieder ins Land. Nicht überallhin, zugegebenermaßen, dafür fällt er in manchen Gegenden ein wie die sprichwörtliche Biblische Plage. Stimmungstrunken, in unkontrollierbaren Schwärmen unterwirft er sich gnadenlos das Land, und wehe, man steht im Weg.

Denn das wichtigste Organ des Tätää – und auch seiner weibliche Ausprägung, der Tätääte – besteht in erster Linie aus einem mächtigen Gesäß, das der Tätää vor allem für zwei Dinge benötigt: Zum einen, um es in rituellen Zusammenkünften plattzudrücken und zum anderen, um dich für den Rest des Jahres noch nicht mal mit jenem Gesäß anzuschauen.

Zu einem bestimmten Zeitpunkt allerdings, exakt am Donnerstag sechs Wochen vor dem ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, verfällt der Tätää, und zwar der gesamte Schwarm gleichzeitig, in rhythmische Bewegungen, entweder in geraden Taktzahlen nach oben und unten oder in ungeraden Taktzahlen nach rechts und links.

Gleichzeitig wächst seine Nase zur Kugelform und verfärbt sich in ein leuchtendes rot. Biologen vermuten, dass diese Veränderung hauptsächlich dem gegenseitigen Erkennen sowie als Beschwichtigungs-Signal im sonst normalen Revierkampf dient.

Denn in diesem Zustand kollektiver Trance ist der Tätää plötzlich dein bester Freund, ob du willst oder nicht. Der Tätää ist – so sieht er sich zumindest selbst – zu diesem Zeitpunkt extrem tolerant.

So tolerant, dass z.B. keine Tätääte in dieser Zeit eine plumpe Anmache oder das begrapschtwerden durch einen Tätää ablehnen darf, so tolerant, dass in den Zusammenkünften der Tätääs, von Ihnen selbst als Sitzungen bezeichnet, jeder uralte, geschmacklose, rassistische oder sexistische Witz mit johlendem schenkelklopfendem Beifall honoriert wird, so tolerant, dass komatöse Sturztrinker reihenweise in ihren eigenen Kotzteppichen ausrutschen und sich die Pappnasenfresse im ebenfalls selbst produzierten Scherbenteppichen aufschlitzen

Letztere wird dann wieder zusammengenäht, erstere und allerletztere von der Stadtreinigung beseitigt, beides natürlich dann auf Kosten der Allgemeinheit.

Die Tätääs verschwinden nach fünfeinhalb Tagen genauso plötzlich von der Bildfläche, wie sie vorher aufgetaucht sind, nicht ohne sich vorher noch schnell von Dompfaffen und anderen Kinderschändern absolutieren zu lassen.

Die Wissenschaft hat dieses Phänomen des plötzlichen Auftauchens und Verschwindens des Tätääs bis heute nicht ausreichend erklären können. Man geht allerdings mittlerweile davon aus, dass der Tätää kein wirklicher Zugvogel, sondern eine temporäre Mutation endogener Populationen ist. Ob diese Mutationen mit den ähnlich halbintelligenten Schwärmen vergleichbar sind, die gelegentlich Synagogen, Wohnhäuser oder Bücher in Brand setzen, unter lauten Gesängen bewaffnet in fremde Länder einmarschieren, oder ähnliches tun, was eben aufgeputschte dumpfe Massen eben so tun, ist ebenfalls noch nicht hinreichend geklärt.

Bis dahin empfehlen wir die innere Emigration oder die Flucht ins benachbarte Ausland, spätestens beim ersten Erklingen der Signale zur herannahenden Massenmutation.

/ Ende Tätääxt

Script, Bla, Mische: Kai
(erst mal nur für intern, keine Ahnung ob Gemafrei)

Kommentare
28.02.2011 / 21:18 Kai, Radiowerkstatt Raspel - Verein für Medien und Bild
Gemafrei & gespielt am 4. März
Der Narrhallamarsch ist Gemafrei. Der Komponist ist 1856 gestorben. Gespielt mit HiKes Stimme am 4. März im Magazin "Wellensalat" auf Radio Bonn/Rhein-Sieg (mitten im Feindesland...)
 
07.03.2011 / 08:05 hikE, Radio Unerhört Marburg (RUM)
okay dann schalt ichs frei :)
Danke für den Hinweis :)