Kunst aus Plastik - Perversion oder Postmoderne?

ID 41209
 
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Ein Beitrag zur Verbindung von Kunst und Plastik.
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09:27 min, 22 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 31.01.2012 / 12:28

Dateizugriffe: 975

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: Grünfunk (Greenpeace München)
Entstehung

AutorInnen: Isabella Kortz (Greenpeace München)
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 27.05.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Kunst aus Plastik – Perversion oder Postmoderne?

Ein Leben ohne Plastik ist heutzutage nahezu unmöglich. Es ist einfach überall! Plastik bestimmt nicht nur die Regale der Supermarkt-Ketten, sondern vor allem unseren Alltag. Jedes zweite Produkt ist in Plastik, Cellophan oder einer anderen Verpackung aus Kunststoff verpackt. Kunststoffhält viel länger als Papier, Holz oderzum Beispiel das Metall von Weißblechdosen. Meist landen die nahezu unverbrauchten, aufgerissenen Plastikverpackungen achtlos wieder im Abfall oder im schlimmsten Fall draußen in der Natur. Das ist wirklich pervers. Dabei könnte andernorts aus ihnen durchaus etwas Neues entstehen! Wie im Falle von Christiane Müller, einer jungen Hobbykünstlerin aus München.
Christiane Müller ist eine eloquente, strahlende Frau Anfang 30, die gerne viel redet. Offen und begeistert erzählt sie, dass Plastikin ihrem Leben eine große Rolle spielt. Sie kreiert nämlich Kunst aus Plastikmüll: Nektarinen-Netze, Tablettenhüllen und Verpackungen sind die Basis ihrer Kunstwerke.
Eigentlich arbeitet sie festangestellt in einer Agentur, die Kunst sei„nur“ ihr Hobby, sagt sie. Aber man merkt ihr schnell an, es ist ihre wahre Leidenschaft. Das kann man aus den beflügelnden Beschreibungen ihrer Gesichtercollagen aus Plastik lesen. Ihrer Leidenschaft, der Kunst, widmet die zierliche Frau gerne ihre Freizeit und Aufmerksamkeit. Die gepflegte Erscheinung und schicke Kleidung hätten es nicht vermuten lassen, dass Christiane Müller jenseits des Berufsalltags in der Agentur u.a. Abfall und entsorgteMaterialienwiederverwertet. Wir haben Christiane Müller gefragt, was sie dazu inspiriert und weshalb sie für ihre Kunst ausgerechnet Plastik verwendet.
Statement 1 Christiane (1:49)
Christiane Müller verwendet das, was andere wegwerfen, um daraus etwas Neues zu erschafftenund kreiert mit ihren Kunstwerken einen neuen Wert. Den schätzen auch Dritte: Ihre Kunstprojekte hat Christiane Müller u.a. schon im Café GaP im Münchner Hauptbahnhofsviertel ausgestellt und ist auf reges Interesse gestoßen. Einige Ihrer Werke sind bereits verkauft. Wir sprachen mit Christiane Müller darüber, welche Materialien sie genau für ihre Kunstwerke einsetzt.
Statement 2 Christiane (54 Sek)
Auf die Frage, was sie in ihrer Leidenschaft der Kunst antreibt, antwortete Christiane Müller so: …
Statement 3 Christiane (41 Sek.)
Was wir bis dato nicht ahnten: Christiane Müller ist mit ihrem außergewöhnlichen Hobby nicht die Einzige in München. im Zuge unserer Recherchen trafen wir von Radio LoRaeine weitere Freizeitkünstlerin aus München. Die 42-jährige Kerstin Greif, die aus Schrott in Kombination mit alten Plastikmaterialien Skulpturen und menschliche Figuren entstehen lässt. Auch bei ihr wird aus Altem etwas Neues. Mit Schweißgerät und den eigenen Händen kreiert die alternativ-eingestellte Kerstin Greif mystische und fantasieanregende Konstrukte aus Plastik- und Metallabfall, die sie als Publikumsmagnet in diversen Vorgärten kunstinteressierter Münchner platziert.Sie kam über Umwege zur Kunst und hat seit inzwischen 15 Jahren eine kleine Werkstatt. Wie Christiane Müller ist sie freischaffende Künstlerin neben dem Beruf in der Gastronomie, der sie nährt. Wir trafen Kerstin Greif an einem frühlingshaften Abend after work in einem belebten Straßencafé. Auch sie haben wir gefragt, was ihre Motivation dafür ist, Schrott und Plastik in Kunst zu verwandeln und warum sie das tut.
Statement 1 Kerstin Greif (1:26)
Kerstin Greif hat ebenfalls bereits einige ihrer Werke verkauft, lebt aber ebenso wenig von Ihrer Kunst wie ihre Kollegin Christiane Müller. Selbst wenn das Interesse und die Käufer für diese Art von Kunst sehr wohl da sind. Schon während der Materialbeschaffung für Ihre Werke erlebt Kerstin Greif spannende Begegnungen und macht inspirierende Erfahrungen. Wir wollten von ihr wissen, woher sie die Materialien für ihre Arbeiten bezieht und was sie mit ihren Werken darstellt.
Statement 2 Kerstin Greif (20 Sek.)
Auf die Frage: Ist Kunst aus Plastik nun Perversion oder Postmoderne?, haben wir eine klare Antwort zu geben: Die Werke der beiden Künstlerinnen aus München sind eine Bereicherung! Denn sie transportieren die wichtige Botschaft, den eigenen Konsum zu überdenken und sich selbst darüber bewusst zu werden, wieviel Müll jeder einzelne von uns täglich produziert und achtlos wegwirft. Christiane Müller und Kerstin Greif machen daraus Gesichtercollagen und Körperskulpturen und kreieren aus vermeintlich „Wertlosem“ einen neuen Wert. Das ist nicht pervers, im Gegenteil! Wir alle sollten zumindest kurz innehalten und daran denken, wenn unsere leere Plastikflasche oder alte Tablettenpackung postmodern im Abfall landet!

Kommentare
30.05.2011 / 12:16 hikE, Radio Unerhört Marburg (RUM)
in Fruehschicht 30.5.2011
gesendet. Danke!