FREE MUMIA - und die anderen werden folgen

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Im April 2012 wird in mehreren Ländern auf die seit über drei Jahren andauernde Haft des afro-amerikanischen Radiojournalisten Mumia Abu-Jamal hingewiesen werden.

In den USA wird zu massenhaftem zivilen Ungehorsam aufgerufen. An Mumias Geburtstag im April soll das Justizministerium in Washington belagert werden: "Occupy the DoJ - FREE MUMIA - Stop The Prison Nation!"

Wie seit vielen Jahren geht es neben der Freilassung Mumias auch um die Abschaffung der Todesstrafe, die Abschaffung der fortgeführten Sklaverei unter anderem Namen (Gefängnisindustrieller Komplex) und die Freiheit der Langzeitgefangenen in den USA, die z.T. schon über 40 Jahre aus politischen Gründen festgehalten werden.

In Berlin werden im April 2012 mehrere Aktionen stattfinden. Der folgende Beitrag geht dabei auf eine Demonstration am 21. April ein, an der auch ein ehemaliger Mitgefangener von Mumia namens Harold Wilson teilnehmen wird. Wilson kam nach 18 Jahren Haft (16 davon im Todestrakt) 2005 frei, weil seiner Berufung stattgegeben wurde. Zusammen mit Mumia hatte er 10 Jahre daran gearbeitet - in der Verhandlung wurde festgestellt, dass er des beschuldigten Mordes unschuldig war und der Staatsanwalt die Jury illegal beeinflusst hatte. Seitdem ist Harold Wilson Anti-Todesstrafen Aktivist und setzt sich für die Rechte von Gefangenen ein.
Audio
04:05 min, 5744 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 27.02.2012 / 14:31

Dateizugriffe: 1146

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Internationales
Serie: Politische Gefangene
Entstehung

AutorInnen: Radio Aktiv
Radio: Radio Aktiv Berlin, Berlin im www
Produktionsdatum: 27.02.2012
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript


FREE MUMIA... und die anderen werden folgen!

Mumia Abu-Jamal wird wie so viele andere politische Gefangene in den USA seit Jahrzehnten festgehalten, ohne dass es irgendwelche Beweise für die seiner Verurteilung zu Grunde liegenden Vorwürfe gäbe. Zwar erkannte der Oberste Gerichtshof Ende 2011 an, dass das im Jahr 1982 ausgesprochene Todesurteil einen Verfassungsbruch darstelle. Dennoch will die Justiz den kritischen Journalisten und Aktivisten weiterhin in Haft halten.

Mumia war und ist Teil einer Bewegung, die sich nicht mit einigen Zugeständnissen oder nichtssagenden Reformen abspeisen lässt. Der systematische Rassismus, der seinen stärksten Ausdruck in der bis heute unter anderem Namen forgeführten Sklaverei in den USA findet, brachte und bringt viele in Bewegung.

Während die Gefängnisnation USA mit über 2,5 Millionen Gefangenen heute mehr Afroamerikanerinnen und -Amerikaner in der Gefängnisindustrie ausbeutet als zur Zeit der "offiziellen Sklaverei", führt die aggressivee Außenpolitik des Landes weltweit zu Krieg und Elend.

Innerhalb der USA sind rund ein Drittel der Bevölkerung weitesgehend von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen. Neben den People of Color, die der staatlichen Gewalt in Form von Armut, unterlassener Versorgung (z.B. bei Bildung und Gesundheit) sowie gezielter rassistischer Verfolgung durch Polizei und Justiz ausgesetzt sind, werden zunehmend auch ehemals priviligierte Teile der weißen Arbeiter_innenklasse und Studierte existenziell bedroht.

In diesem Zusammenhang entdecken viele die radikalen Ansätze vergangener Bewegungen wieder und stellen erstaunt fest, dass die Kämpfe um Freiheit und Gerechtigkeit in manchen Phasen der letzten 40 Jahre bereits erfolgreicher waren. Jedoch wurde Grundrechte in den USA nicht erst seit September 11 systematisch abgebaut und staatliche Repression mit geheimdienstlichen Mitteln öffentlich legitimiert, wie das COINTELPRO so anschaulich gezeigt hat.

Die völlige Missachtung individueller Rechte wird nicht nur in dem vor wenigen Wochen beschlossenen National Defense Authorization Act (NDAA) deutlich, der Militär und Geheimdiensten ungehinderten Zugriff auf jede US Bürgerin oder Bürger gibt. Vor allem zeigt sich das an der Existenz tausender politischer Gefangener, die z.T. bereits seit den 1960igern festgehalten werden. Sie zu befreien wird einer der Schlüssel für gegenwärtige und zukünftige Bewegungen sein, die eigene Schere im Kopf zu überwinden und allen Beteiligten die Kraft gemeinsamer Solidarität bei der Überwindung von Kapitalismus und Staatsgewalt deutlich zu machen.

Erfreulicherweise ist es gerade dort die Occupy Bewegung, die den Zusammenhang der aktuellen Kämpfe mit denen der Black Panthers, Native Americans, Chicanas und vieler anderer erkennt und seit Februar 2012 zu Aktionstagen unter der Losung "Occupy the Prisons" überall in den USA aufruft.

Mumia Abu-Jamal hat sich über Jahrzehnte trotz Lebensbedrohung und brutaler Haftbedingungen immer für andere eingesetzt und durch seine Analysen, Bücher und Beiträge den Blick auf eine befreite Gesellschaft wachgehalten. Noch vor wenigen Monaten hielten es die Mehrheit der Beobachtenden für unmöglich, dass er dem staatlichen Mord durch die Todesstrafe entgehen könnte. Kontinuierliche Solidarität hat ihn nicht nur aus dem Todestrakt geholt, sondern auch die nachträgliche staatliche Rache in Form der Isolationshaft überwunden.

Mumias Befreiung ist möglich und würde damit auch alle anderen politischen Gefangenen in den USA in das Licht der Öffentlichkeit bringen.

Kommt am Samstag, den 21. April zur Demonstration für seine Freilassung und die der politischen Gefangenen, zur Abschaffung der modernen Sklaverei in Form der Gefängnisindustrie und der Todesstrafe.

16 Uhr am Rosa-Luxemburg-Platz
gemeinsam mit Mumias ehemaligen Mitgefangenen Harold Wilson u.a.

Klebt Plakate, verteilt Flyer, sagt allen Bescheid -

FREE MUMIA... und die anderen werden folgen!


Kommentare
27.02.2012 / 14:47 Radio Aktiv, Free-Mumia-Bündnis
Aufruftext
Falls der Demonstrationsaufruf für diese Demo gesucht wird: http://www.mumia-hoerbuch.de/demonstration.htm#demo210412
 
28.02.2012 / 12:51 Andreas Reimann (RDL), Radio Dreyeckland, Freiburg
Im zip heute am 28.2.
Vielen dank!
 
11.04.2012 / 12:27 nora/RUM, Radio Unerhört Marburg (RUM)
gespielt im gleis 16 11.04.2012
in verknüpfung mit Veranstaltungsreihe in Marburg - passt super, danke!