Zwischen Tradition und Moderne – Das Indianer-Inuit-Nordamerika-Filmfestival, Teil 2

ID 47434
 
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Wir tauchen durch Filme intensiv ein in indigenes Leben Nordamerikas. Es gibt Geschichten über eine starke Feuerwehr-Frauenmannschaft in Arizona, einen begnadeten Solotänzer des New York City Ballet und Trägödien wie "On the Ice".
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58:40 min, 54 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 02.04.2012 / 10:26

Dateizugriffe: 831

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Internationales
Serie: Mitakuye Oyasin
Entstehung

AutorInnen: mara.stern
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 02.04.2012
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
„Mitakuye Oyasin“ – wir sind mit allem
verwandt.
Ihr hört die zweite Sendung über das
Indianer Inuit Nordamerika Filmfestival.
Wir stellen euch ein paar Filme vor und wir haben viel
Musik dabei, u.a. vom Roadmovie
„Indian Reservation Blues“.
Wir, das sind mara.stern und Katinka
für Radio Corax 95,9.

musik: George Leach – Indian Blues

Zum vierten Mal fand also das Indianer-Inuit-
Nordamerika-Filmfestival in Stuttgart statt.
Es erfreut sich immer größerer Beliebtheit und
stößt durch seine einzigartigen Filme und die
Chance, indigene Filmemacher oder Schauspieler
zu treffen, auf großes Interesse.
Der künstlerische Leiter und Festivalgründer
Gunter Lange erklärt uns noch mal ganz kurz,
warum es dieses Festival überhaupt gibt.

Ausschnitt aus Interview mit Gunter Lange
(von 2010)

Musik: Pura Fe – Stand up for human pride

Die Navajo-Sängerin Radmilla Cody hat in einem
Interview gesagt:
„Es ist Zeit, dass wir uns kennenlernen.”
Das Festival trägt dazu bei, tiefe Einsichten
in das Leben der nordamerikanischen indigenen
zu bekommen, Missverständnisse und die
Schranken zwischen unseren Welten abzubauen.
Dass dies natürlich sehr langsam gelingt und
Respekt die Säule des ganzen ist, hat mit all
den Verletzungen zu tun, die die Natives und
First Nations über sich ergehen lassen mussten
und noch müssen. Man kann sagen, dass ihr
Selbstvertrauen so allmählich wiederkommt.
Die Jugend macht dabei die größten Fortschritte
und verbindet sehr geschickt Traditionen mit
Einflüssen aus der Moderne.
Stolz auf sich selbst zu sein – das ist ein
wiedergeborenes Gut.
Sie nehmen die Dinge vermehrt selbst in die
Hand und lösen sich allmählich aus den
Abhängigkeiten seitens der Regierungen.
„Between Tradition and Multimedia life“ lautete
das Motto des Festivals und davon konnten wir
uns überzeugen.
Nach der nächsten Musik stellen wir euch
„Apache8“ vor, eine Dokumentation über eine
Frauen-Feuerwehrmannschaft in Arizona.

Asami – Rez Sister

„Apache8“ erschien im März 2011 und
ist ein sehr berührender Film über vier von
insgesamt 45 Apache-Frauen, die zwischen
zwanzig und fünfzig Jahre alt sind und Waldund
Buschbrände bekämpfen.
„Apache8“ - Trailer
Seit den 70ern gibt es diese Frauenmannschaft
aus dem White Mountain Apache Tribe in Arizona,
und am Anfang waren die Männer nicht davon
überzeugt, dass Frauen einen Männerjob machen
könnten:
“zu klein…,“
„zu dünn…“,
„Sie werden nie in der Lage sein, diesen Job im
Griff zu haben…“
Umso härter die Statements waren, umso stärker
wurde der Wille bei den Frauen.
Die Frauen haben sich echt einen Namen gemacht
und sind mittlerweile völlig respektiert.
Ich ziehe meinen Hut vor ihnen und ich ließ
mich gerne einfangen von ihrer Beherztheit,
ihrer Natürlichkeit, ihrer Entschlossenheit und
der Härte ihrer Arbeit. Und man darf nicht
vergessen, wenn sie nach Hause kommen, wartet
dann noch der Familienalltag auf sie.
Man sagt oft, dass hinter einem erfolgreichen
Mann eine starke Frau steht.
In dieser Doku sah ich einen wirklich starken
Mann hinter einer starken Frau.
Er versorgt und kümmert sich um alle Belange
der Familie, während sie ihren Job erledigt.
Sie bekam irgendwann dieses Angebot, diesen Job
zu machen. Er hatte keine Arbeit - also hat er
seiner Frau den Rücken gestärkt und gesagt:
„Ja, tue es. Nimm das Geld, lerne und mache
deinen Job. Ich bleibe hier und kümmere mich um
alles andere. Wir brauchen deinen Job. Er ist
unsere Zukunft.“
Vor dem Hintergrund des White River entstand
eine unterhaltsame, spannende Dokumentation.
Teilweise in Englisch und der Sprache der
Apache erzählt, zeigt sie auch Teile des
traditionellen Lebens der Apache-Frauen.
„Apache8“ - ein wirklich starker Film.

Art Napoleon – Cree Sunrise

Im Stuttgarter Lindenmuseum kann man die
Dauerausstellung „Nordamerika“ sehen – das
haben wir dieses mal gemacht und u.a.
Geschichten entdeckt wie die über die Hupa,
ein Volk, das im Nordwesten Kaliforniens lebt.
Sie ernährten sich durch Lachs- oder Aalfang
und durch die Ernte von Eicheln; und sie
trieben Handel.
Sie zelebrierten eine Art „Jumping Dance“. und
der Legende nach hatte er folgenden Ursprung:
am Anfang der Zeit hing eine bedrohliche
schwarze Wolke über dem Gebiet der Hupa.
Die Wolke könnte Furcht, Tod oder Seuchen
bringen. Deshalb nahmen sie Kontakt zu ihrem
Gott auf, um nach Rat zu fragen.
Der meinte, sie sollten singen, tanzen und
springen um das Böse zu vertreiben.
Sie tanzten, sangen und sprangen stundenlang.
Als sie bemerkten, dass sich die Wolke
allmählich entfernte, hörten sie nicht mehr
auf. Und nach 10 Tagen war die Wolke endlich
weg.
So begann die Tradition des „Jumping Dance“.

„Water flowing together“ heißt ein
Dokumentarfilm von Gwendolen Cates über Jock
Soto. Sie hat den Solotänzer des New York City
Ballets die letzten zwei Jahre seiner Karriere
begleitet.
Es entstand ein warmherziges Porträt über einen
wahren Meister seines Fachs.
Der Choreograph und ehemalige Solotänzer Peter
Martins spricht über seine erste Begegnung mit
Jock Soto:
Trailer - Peter Martins
Jock Soto war gerade 11 Jahre alt, als er nach
New York kam und war natürlich überaus
beeindruckt von dieser Stadt:
„Nichts sah aus wie das, wo ich herkam.“.
Trailer - Navajo
Geboren wurde er 1965 in Gallup, New Mexico.
aufgewachsen ist er in Phoenix, Arizona.
Mütterlicherseits ist er Navajo,
väterlicherseits Puertoricaner. Jock Soto war
ganz und gar tänzerisch hochbegabt. Mit drei
Jahren ahmte er seiner Mutter den
traditionellen Navajo-Hoop-Dance nach;
sie war übrigens die erste weibliche Tänzerin.
Und er landete schließlich in New York um
zu tanzen, zu tanzen und… zu tanzen,
sogar bei der Sesamstrasse:
Trailer – Sesamstrasse
Seine leidenschaft und sein Talent brachten ihn
1981 zur School of American Ballet und noch im
selben Jahr schloss er sich dem
New York City Ballet an.
Von 1984 bis zum 19. Juni 2005 glänzte er als
Solotänzer beim New Yorker City ballet.
Seine Partnerinnen schwärmten von ihm:
“…ich fühlte mich immer sicher und gut bei
ihm…“
„…mit ihm konnte nichts schiefgehen…“
„…er gab einem das Gefühl, etwas ganz
besonderes zu sein…“
„Das liegt an meinen Eltern,“ meint Jock Soto
daraufhin, „mein Vater hat meine Mutter immer
wie eine Königin behandelt und meine Mutter
meinen Vater wie einen König… und sie haben
einen starken Sinn für Gemeinsamkeit.
Das ist wahrscheinlich das, was ich auf die
Bühne bringe.“

Trailer - Ray Charles

Die Primaballerinas standen Schlange, um mit
ihm zu tanzen.
Und sie standen an seinem allerletzten
Tanzabend auf der Bühne wieder Schlange,
um ihn mit Rosenblüten zu bewerfen.
Trailer - Jock Soto, himself
Wie war es, als sein Vater das erste Mal
mitbekam, dass er homosexuell ist?
Jock Soto:
„Ich erinnere mich, dass ich die Kleider meiner
Mutter angezogen hatte, da war ich noch sehr
jung. Ich war in meinem Zimmer und Vater machte
die Tür auf, kam rein, sah mich in den
Kleidern, meinte nur – ah – und schloss wieder
die Tür hinter sich. Das war alles, was er dazu
zu sagen hatte.“

Ausschnitt – Westsidestory

Jock Soto war ein brillanter Tänzer.
Seine Tanz-Szenen heute anzuschauen, lässt
einen entschweben - es sieht so leicht und so
wunderschön aus: die Bewegungen, die
Geschmeidigkeit, der sonnengebräunte Body, sein
markantes Gesicht. Es kam unglaublich viel
Kreativität, Anmut, Eleganz und gleichzeitig
Natürlichkeit von der Leinwand herunter.
Das hat mich echt umgehauen.

Ausschnitt - Francesco Gemiani

Übrigens ist Jock Soto dem Tanz treu geblieben.
Er unterrichtet heute an der School of American
Ballet und nebenbei führt er mit seinem Ehemann
Luis Fuentes eine Catering-Firma. Denn das ist
seine zweite Leidenschaft – das Kochen.
Bei all seinem Erfolg hat er seine Wurzeln nie
vergessen. Und dankbar ist er für sein Leben,
das er bisher so erfolgreich führen konnte.
Also, merken: „Water Flowing Together“ der
Dokumentarfilm von Gwendolen Cates über den
einzigartigen Jock Soto.

Buffy Sainte Marie – Moonshot

Ein kleines Juwel ist auch „Reel Injun“, eine
Dokumentation aus dem Jahre 2009 von Neil
Diamond.
Hier berichten meist indigene Filmemacher,
Autoren, Aktivisten und Schauspieler über
Unglück und Fluch der Hollywood-Verfilmungen
über indianisches Leben. Sie räumen mit
haarsträubenden Missverständnissen auf: z.B.
den Stirnbändern, die angeblich viele Indianer
getragen haben sollen.
Im Film waren diese Stirnbänder ein notwendiges
Übel, denn die meist kurzhaarigen
nicht-indianischen Darsteller brauchten eine
Perücke und damit die hielt –
dafür war das Stirnband da.
Oft spiegelte sich in den Western- und
Indianerfilmen aus Hollywood die jeweilige
politische Lage oder Stimmung im Lande wieder.
Es folgten Vorurteile und Unverständnis
füreinander. Schauspielernde Indianerhasser
konnten sich in diesen Western austoben.
Hochgelobt dagegen wurde immer wieder
„Little Big Man“- dieser Film war glaubwürdig,
historisch korrekt und besaß einen
unglaublichen Witz. Man denke da z.b. an die
Szene mit dem Häuptling Old Lodge Skins
gespielt von Chief Dan George, der immer wieder
meint, heute ist ein guter tag zum sterben, der
auf den berg geht, um sich dem Tod zu ergeben
und dann z.b. prasselt plötzlich der regen auf
ihn nieder und er muss das ganze wieder
abbrechen.
Mit „Little Big Man“ kam so langsam die Wende.
Die 70er Jahre waren geprägt vom Widerstand.
Vom American Indian Movement und einem langsam
wiederkehrenden Selbstbewusstsein der Indianer.
Das AIM ging auch gegen die grässlichen
Hollywood Verfilmungen auf die Strasse. viele
prominente engagierten sich für die indigenen,
z.B. Harry Belafonte und Marlon Brando. Sie
erreichten, dass das Dilemma dieses indigenen
Volkes überhaupt in die Öffentlichkeit kam.
Indigene lernten nach und nach, wie es geht,
das Filmemachen. Und Jahr für Jahr entstehen
mehr Filme von Indianern, mit Indianern über
Indianer.
Das American Filminstitute und das gleichnamige
Festival in San Francisco ist einer der
Anlaufpunkte für die Filmemacher. Viele
Festivals haben sich mittlerweile etabliert.

George Leach – Young Enough

Von George Leach und “Young Enough”
zu „Older than America“, einem Film aus dem
Jahre 2008 von Georgina Lightning.
Hier wird gezeigt, mit welchen brachialen und
gewalttätigen Methoden die Assimilierung der
indianischen Kinder im wahrsten Sinne des
Wortes vorangepeitscht wurde. Die Realitäten
der Boardingschools in den USA und der
Residentialschools in Kanada sind noch nicht so
lange her. Erst in den 90ern wurden die letzten
geschlossen.
Viele Menschen, die diese Zeiten erlebten, sind
traumatisiert und haben mit den Auswirkungen
noch heute zu kämpfen.
Es ist schwer vorstellbar, wie die Menschen das
überhaupt überstanden:
der eigenen Familie entrissen zu werden und
alles, was man an Heimat mit und in sich trug,
wurde systematisch zerstört und immer für
schlecht befunden.
Die Opfer und ihre Angehörigen verlangen
Aufklärung, denn mit einer Entschuldigung z.b.
vom kanadischen Premierminister oder dem Papst
ist es noch lange nicht getan.
In dem Film „Older than America“ passiert
folgendes: ein kleines Erdbeben wird
registriert. Luke Patterson, Erdbebenexperte
der Regierung, wird in ein Indianerreservat im
Norden Minnesotas geschickt und soll den
Vorfall untersuchen. Er stößt auf eine ganz
andere Geschichte, die den kleinen Ort in
Unruhe stürzt.
Denn in der katholischen Missionsschule wurden
mit dem Wissen der Ortsverwaltung indianische
Kinder mit Gewalt in die weiße Welt gezwungen.
Viele Schüler wurden misshandelt, missbraucht
oder verschwanden unter mysteriösen Umständen.
Seit dem Auftauchen dieses Experten häufen sich
bei der Indianerin Rain
Visionen und tauchen schreckliche Alpträume
auf. Sie ahnt nicht, dass für sie derselbe
zerstörerische Weg geplant ist, den 50 Jahre
zuvor ihre mittlerweile als geistig gestört
geltende Mutter gehen musste.
Ein spannender Film mit einer hochkarätigen
Besetzung u.a. spielen mit: Tantoo Cardinal,
Adam Beach, Wes Studi und Dennis Banks in einer
kleineren Rolle.

Was heißt eigentlich indianische Identität:
• Geduld haben und Entscheidungen durch
Übereinkunft u. nicht durch Überstimmung zu
erreichen
• Humor pflegen, der bestenfalls den
Stärkeren, nicht den Schwächeren lächerlich
macht
• teilen und wenig Bindung an materiellen
Dingen besitzen
• Zurückhaltung bei allen Versuchen, das
Verhalten anderer zu beeinflussen und
• Vertrauensbereitschaft.

Inuit throat Singers, Winter Games in Vancouver
2010

Auch von und über die Inuit gab es informatives
auf dem Festival.
Die Menschen, die die Klimaveränderung sehr
hart zu spüren bekommen,
die die höchste Selbstmordrate bei den
Jugendlichen haben und
die am schwersten mit Alkohol und Drogen
kämpfen, waren u.a. mit zwei eindrucksvollen
Spielfilmen vertreten:
„On the ice (Sikumi)“ und
„The Necessities of life“.

„The Necessities of life“, ist eine
feinfühlige Geschichte, die durch Liebe zum
Detail und durch einen überaus genialen
Hauptdarsteller, Natar Ungalaaq, besticht.
Die Geschichte geht so:
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts
grassierte eine Tuberkulose-Epidemie. Ein
Inuit-Jäger muss Frau und Kinder verlassen, um
sich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen.
Er kommt mit diesem Großstadtleben überhaupt
nicht zurecht und erst als ein Inuit-Junge auf
der Krankenstation auftaucht, beginnen beide
Lebensweisen,symbolisch gesehen,
sehr zaghaft und unsicher aufeinander
zuzugehen. Aber immer wieder säen
Missverständnisse oder krasse kulturelle
Unterschiede Misstrauen und Angst.

Trailer - The Necessities of life

Der Film war so abwechslungsreich gestaltet,
dass man ständig taumelte zwischen Faszination,
Schrecken, Neugier, Hoffnung und absoluter
überschwänglicher Freude.
Eine großartige Geschichte, ein toller Film.
Jensen Music
„On the Ice“ berührt die Wirklichkeit der
heutigen Inuitjugend.
Mithilfe von Hiphop singen sich die
Jugendlichen ihren Frust aus den Herzen.
Sie füllen die Leere ihres Alltags mit Alkohol
und Drogen und wissen oft nicht mehr, was sie
tun.
In dem 5000-Seelen-Ort Barrow, oben in Alaska,
leben Qalli und Aivaaq – sie sind Freunde.
Nach einem trunksüchtigen Fest wollen sie
zusammen mit einem dritten Freund hinaus zur
Robbenjagd. Sie schnappen sich ihre Waffen und
sausen per Motorschlitten davon – aber,
zurück kommen nur noch zwei.
Der Zuschauer sieht ganz genau, was passiert
und ist überzeugt, dass beide keine Schuld
trifft.
Aber was danach passiert,
wie die Freunde geschockt sind und sich dauernd
gegenseitig misstrauen, das ist das, was ihre
Geschichte so kompliziert macht.
Natürlich muss man es erstmal drauf haben zu
den Eltern des Getöteten zu gehen und zu sagen,
„Ich weiß nicht genau, was passiert ist, ich
kann mich nicht erinnern, auf einmal war dein
Sohn tot…“
So verstricken sie sich immer mehr in Ausreden
und Verdächtigungen, bis es kein Entrinnen
gibt.

Trailer - On the Ice

„On the Ice“ wurde bei der Berlinale 2011 mit
dem Gläsernen Bären für den besten Jugendfilm
ausgezeichnet.
Der Regisseur Andrew Okpheaha Maclean
wuchs selbst in Alaska, in Barrow auf.
Er hat dort das landesweit erste Theater
mitbegründet, das Stücke ausschließlich in der
sprache Inupiat aufführt.
2005 war er künstlerischer Leiter eines
Theaters in Seattle und im selben Jahr lief der
Film „Seal hunting with Dad“ beim
Sundance Filmfestival. 2008 erhielt er dort den
Jurypreis für den Kurzfilm „Sikumi“ – aus ihm
hat Maclean seinen Spielfilm „On the Ice“
entwickelt.
Mir scheint es, als ob die Geschichte der zwei
Freunde von „On the Ice“ symptomatisch für die
Lebenssituation der Inuit steht. Sie sind da
oben gefangen in der weiten Eiswüste. Gefangen
und abhängig von einer anderen Kultur. Sie
winden sich vor der Realität, aber sie können
ihr nicht entrinnen.
Und so schön die Filmbilder auch wirken, wenn
die Kamera über blauglitzerndes Eis und den
klaren Himmel schwenkt - Eiseskälte und
Einsamkeit stehen für einen harten Weg der
Inuit, der sie nur gemeinsam aus dieser Not
führen kann.
„On the Ice“ ist spannend bis zum Schluss und
hat ein überraschendes Ende.
Die jungen Darsteller sind allesamt brillant
und der Film selbst ist schonungslos ehrlich,
klar und messerscharf wie Eiskristall.
Mit dem Song „Sit by my fire“ – in dem
Andrea Menard, Tamara Podemski, Plex u.v.a.
indigene Musiker dabei sind, wollen wir uns
verabschieden.
Das war Mitakuye Oyasin – wir sind mit allem
verwandt vom Indianer-Filmfestival in
Stuttgart.
Es waren zu hören u.a.
mara.stern und Katinka.
Tschüß, bis zum nächsten Mal.
* Die zwei Extra-Sendungen und Interviews über die Filme „A Good Day to die“ über das AIM und Dennis Banks sowie
„Hearing Radmilla“ über Radmilla Cody senden wir im Mai/Juni.

Kommentare
06.04.2012 / 14:58 Susan,
Im Filmmagazin gesendet
Vielen Dank, wurde am 04.04. gesendet