Günther Grass: Deutscher Nationaldichter vergeht sich an der Nationalmoral. Oder doch nicht?

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Israel wolle mit einem atomaren Erstschlags den Iran vernichten und Deutschland mit der Lieferung von U-Booten würde zum „Zulieferer des Verbrechens“.
An der öffentlichen Aufregung merkt man, dass Grass mit seiner Kritik ein Tabu gebrochen hat: Kritisch sein mag das Grasssche Markenzeichen sein, diese Kritik gehört sich aber nicht; weil gegen Israel gerichtet, ist sie automatisch Antisemitismus und verstößt gegen den selbstauferlegten nationalen Konsens. Und der verlangt ein riesengroßes Schuldbekenntnis: Deutschland pflegt demonstrativ ein welthistorisch einmaliges schlechtes Gewissen. Und genau damit, mit dem Bekenntnis zu einer nicht wieder gut zu machenden Schande hat Deutschlands Wiedereintritt in die Weltpolitik angefangen. Das Bekenntnis zu den vergangenen und nicht zur Wiederholung vorgesehenen Schandtaten des Vorgängerregimes adelt den neuen deutschen Staat von der Stunde Null an.
Den Kunstgriff, sich mit dem immer währenden Bekenntnis zur Unauslöschlichkeit des Verbrechens selbst ins Recht zu setzen, beherrscht Grass mindestens genauso gut wie alle anderen deutschen Vergangenheitsbewältiger. Weil aus seinem Land mit seinen „ureigenen Verbrechen“ U-Boote nach Israel geliefert werden, mit denen wiederum „Verbrechen“ begangen werden sollen, will er es einfach nicht mehr aushalten können, so kommentarlos für Israel zu sein, wie es ihm als gutem Deutschen eigentlich anstünde.
Audio
12:30 min, 11 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 16.05.2012 / 18:30

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: GegenStandpunkt - Kein Kommentar
Entstehung

AutorInnen: GegenStandpunkt
Radio: frs, Stuttgart im www
Produktionsdatum: 15.05.2012
CC BY-NC-SA
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