Angriff mit scharfen Waffen auf Demonstrierende in Rio de Janeiro

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Vergangenen Donnerstag, den 20. Juni ging die Demonstration in Rio de Janeiro mit einem unverhältnismäßigen Einsatz der Militärpolizei zu Ende. Gummigeschosse und Krachbomben, sowie große Panzerfahrzeuge (bekannt als „Totenköpfe“) bedrohten Protestierenden auf der Straße. Einige Polizisten verwendeten Feuerwaffen. Aufnahmen von der Nachrichtenagentur PULSAR aus Rio, übersetzt und synchronisiert von RDL.
Audio
05:30 min, 5125 kB, mp3
mp3, 127 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 25.06.2013 / 15:48

Dateizugriffe: 46

Klassifizierung

Beitragsart: Collage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: MoRa3X
Entstehung

AutorInnen: Meike
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 25.06.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Polizei verkleidet sich als „Chaoten“ um Unruhe zu stiften/Angriff mit scharfen Waffen auf Demonstrierende
Vergangenen Donnerstag, den 20. Juni ging die Demonstration in Rio de Janeiro mit einem unverhältnismäßigen Einsatz der Militärpolizei zuende. Gummigeschosse und bomben, sowie große Panzerfahrzeuge (bekannt als „Totenköpfe“) bedrohten Protestierenden auf der Straße. Einige Polizisten verwendeten Feuerwaffen.
Um etwa 19 Uhr, als sich der Protest in Richtung Rathaus in der Stadtmitte bewegte, fiel die Beleuchtung aus. Der Lärm der Bomben verbreitete Panik unter den Menschen. Kurz darauf war die Beleuchtung wieder hergestellt, aber die Leute erstickten fast im Tränengasnebel.
Manche konnten kaum mehr die Augen öffnen oder sprechen. Andere halfen denen, dens schlecht ging. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen waren betroffen. Die Bomben flogen hoch und teilten sich in der Luft in drei Teile, um danach weit entfernt an verschiedenen Orten der Avenida Presidente Vargas zu landen. Auch ein Bus voll mit Passagieren wurde getroffen.
Die Leute begannen verzweifelt zu rennen. Gleichzeitig, wegen der Gefahr zertrampelt zu werden, schrien andere: “rennt nicht, rennt nicht!”. Der Angriff der Militärpolizei hörte nicht auf und die Revolte derer, die schon Lagerfeuer gemacht hatten und die Gewalt mit Stöcken und Steinen erwiedert hatten, wuchs. Als die Zielscheibe das Terreirão do Samba war, wo Parties und Übertragungen der Spiele des Confed-Cup (FIFA-Konföderationen-Pokal) stattfinden, gab es Applaus derer, die auf der gegenüberliegenden Seite der Straße protestierten.
Viele vormals junge Leute, begannen, Banken, Gebäude, Verkehrsschilder, Fastfoodketten, Sicherheitskameras und Mülleimer zu demolieren. Die öffentlichen Bibliothek, die sich noch im Bau befindet, wurde verschont.
Die Nebensträßchen der Avenida Presidente Vargas, Hauptverkehrsader im Herzen Rios, wurden von Truppen eingenommen. Die Menschen waren damit eingekesselt. Der Tränengasgeruch war überall zu vernehmen, machte den Weg nach Hause noch schwieriger und drang sogar in die Gebäude ein.
Um etwa 21 Uhr, hörte mensch dann Schüsse anderer Art. Warnungen gingen herum: „Das sind Feuerwaffen” und “das ist die Bope!”, die berühmte Elitetruppe, deren Wappen ein Totenkopf mit gekreuzten Waffen ist. Die letale Spezialeinheit ist für städtische Kriegsführung ausgebildet. Die Leute liefen panisch in alle Richtungen. Später war Blut auf den Straßen zu sehen. In Rio de Janeiro gab es nach offiziellen Angaben mindestens 60 Verletzte.
Einige Metrôstationen Rios blieben geschlossen und öffneten erst gegen Mitternacht wieder. Im Süden der Stadt, in Laranjeiras, bewegte sich eine Gruppe Demonstrierender in Richtung des Palácio Guanabara. Dies ist der Sitz des Gouverneurs des Staates Rio, Sérgio Cabral, (PMDB).
Das Verhalten der Polizei zeugt nicht von dem Versuch, die Stimmung zu beruhigen; sondern eher im Gegenteil, die Menge zu provozieren. Vereinzelt wurde der Verdacht geäußert, es befänden sich Beamte in Zivil in den Reihen derer, die Verwüstungen anrichteten. Noch vor der Eskalation am Abend verteilte die Militärpolizei Flyer, die zu Frieden aufriefen: “Helfen Sie uns Sie zu beschützen.“



AUDIO:

„es wird keine wm geben!“

„das hier ist eine friedliche demo, wir haben nichts getan...diese faschistische polizei! In der türkei ist es das gleiche...“
„sie haben das kind geschlagen!“
“die polizei und der gouverneur cabral, alle korrupt!“

„ich bin es leid, das system am leben zu erhalten“

„sie nennen mich einen rowdy“

„was ist passiert?“
„sie dringen hier ein, fallen da ein und da, stoßen die flaggen um“
„und ihr applaudiert?“
„ja, es ist schluß mit der toleranz. Die polizei respektiert uns nicht, wir werden sie auch nicht mehr respektieren.“

„leute, warum wollt ihr alles kaputtmachen?“
„hörmal: guck dir an, was diese verbrecher angerichtet haben. Sie bestehlen uns! Sie überlassen uns unsrem schicksal in armut, wir haben nix zu essen!“
„wie alt bist du?“
„17“
„danke“

das gas nimmt uns wieder die luft. Viel rennerei. Leute! Sie haben von der anderen seite eine bombe geworfen und die menschen waren total friedlich! Das ding flog sehr hoch und traf...

„dreh um. Da ist viel polizei. Warum willst du da lang?“
„ich will nach hause.“
„nein, du solltest da jetzt nicht langgehn, es ist alles voll mit tränengas. Wo wohnst du?“
„nicht weit von hier.“
„gehst du zu fuß?“
„was? Nein, normalerweise nicht, aber heute geht kein bus.“
„was ist deine meinung zu dem was hier abgeht?“
„guck mal, genau richtig! Maracanã blockieren, alles blockieren; die olympiade, alles das gleiche. Wir brasilianer haben ein kurzes gedächtnis. Das hier vergessen wir nicht, das wird noch länger so gehen.“
„was denkst du über die reaktion der polizei?“
„die machthaber müssen ihre pflicht tun, richtig? Ich hab sowas wie hier noch nie gesehn. Ich bin 52 jahre alt und es freut und bewegt mich sehr, das hier zu sehen!“
„danke!“

„die polizei kam und hat uns angegriffen, ohne daß irgendjemand provoziert hätte.
In dem video auf youtube siehst du wie kapuzenträger und polizei aus der gleichen richtung kommen. Die rowdys sind also zum großteil selbst polizisten, die sich als demonstranten tarnen und sachen kaputtmachen! Das ist eine gefahr für unsere demokratie. Sérgio Cabral [der gouverneur des bundesstaates rio de janeiro] muß mehr auf seine polizei aufpassen. Er muß aufhören, die polizei so nach vorn zu schicken, als befänden wir uns in einem faschistischen staat! Wenn die polizei die menschen angreift, dann wehren die sich. Und das wird dann so veröffentlicht. Die polizei macht nicht einmal vor kindern halt! Sie verprügeln die leute, da sieh!“ (MICHEL)

„polizei, faschisten! Imperialisten!“

„wir wollen gesundheit, bildung, gute öffentliche transportmittel. Unsere kinder haben keinen zugang dazu, zu nichts! Wir sind ein vergessenes volk! Wir wollen frieden, gesundheit, bildung und freizeit für unsere kinder! Ich habe drei kinder und ich bin hier auf der straße um brasilien umzukrempeln! Einwohnerinnen und einwohner rios – geht auf die straße! Auf die straße brasilien!“
„wie alt bist du?“
„29.“


Kommentare
25.06.2013 / 15:50 Andreas Reimann, Radio Dreyeckland, Freiburg
Im zip am 25.6.!
Vielen Dank für die Arbeit. Die Aufnahmen lassen einen nicht kalt.
 
26.06.2013 / 16:47 Tobias, Radio Z, Nürnberg
wir spielen's ....
... am 26.6. im Stoffwechsel.