Oury Jalloh Gedenk-Demo Dessau 2014 - Report

ID 61357
 
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Oury Jalloh Gedenk-Demonstration 2014 in Dessau

Reportage enthält Ausschnitte von Redebeiträgen, Gespräche mit Passanten, Demonstrationsteilnehmern und Polizisten
einige wenige Passagen sind in englisch

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Audio
01:01:17 h, 56 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 18.01.2014 / 18:33

Dateizugriffe: 1986

Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Internationales
Entstehung

AutorInnen: t3k04
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 18.01.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Am 7. Januar 2005 verbrennt in Dessau im Polizeirevier in der Wolfgangstraße Oury Jalloh.
Der Asylbewerber aus Sierra Leone ist 36 Jahre alt. Er hat den Bürgerkrieg in Afrika hinter sich gelassen um in Europa ein neues Leben zu beginnen. Doch sein Leben endet auf einer feuerfesten Matratze, an Händen und Füßen gefesselt in Dessau. Später wird ein Gutachten feststellen, dass er an einem Hitzeschock starb, weil Temperaruren um 350 Grad herrschten. Doch ob er bei Ausbruch des Feuers am 7. Januar 2005 wirklich bei Bewusstsein war wird angezweifelt. So habe es wenig Rußablagerungen in seiner Lunge gegeben, in seinem Urin sei nicht der Botenstoff Noradrenalin gefunden wurden. Dafür seien Verletzungen in seinem Gesicht gefunden worden, wie etwa ein gebrochenes Nasenbein und ein geplatztes Trommelfell. Dies brachten jedoch erst unabhängige Obduktionen zum Vorschein.

Das Gefühl etwas sollte vertuscht werden begleitete die Verhandlungen vor dem Gericht in Dessau und auch später in Magdeburg. Die anfänglichen Befürchtungen, Oury Jalloh sei Opfer von Polizeibeamten geworden, blieben auch während der Gerichtsverfahren gegen die Beamten bestehen, denen ein Dienstvergehen nachgewiesen werden sollte. Besonders schwerwiegend waren die Widersprüche welche eine Zellenkontrolle eine halbe Stunde vor Jallohs Tod betrafen. Wie Polizeibeamte aussagten, sollen die Diensthabenden Hans-Ulrich M. und Udo S. um 11.30 Uhr Jallohs Zelle aufgesucht haben. Doch mit Aussagen welche ihre Kollegen belasten stecken Polizisten in der Klemme – zwischen Loyalität und ihrem Gewissen. Im schriftlichen Dienstprotokoll ist die Kontrolle um 11.30 Uhr nicht dokumentiert. Auch Hans-Ulrich M. und Udo S. stritten die Kontrolle der Zelle um 11.30 ab. Es sind die beiden Beamten, welche Jalloh am Morgen des 7. Januar im Stadtpark in Dessau festnahmen. Wie im Nachgang festgestellt wurde erfolgte die Ingewahrsamnahme zu unrecht. Doch nicht nur das Dienstprotokoll scheint unvollständig. Auch das elektronische Journal, das alle Vorgänge auf dem Polizeirevier erfasst, wurde für den betreffenden Zeitraum gelöscht. Weshalb wurde nicht geklärt.

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Von einigen wird auch auf den Tod des Mario Bichtemann verwiesen, der 26 Monate zuvor in der selben Zelle an den Folgen einer Hirnverletzung verstarb. Beteiligt waren ebenfalls die selben Beamten wie auch im Fall Oury Jalloh.

Nach Einschätzung der Initiative im Gedenken an Oury Jalloh erfolgte die Ermittlung der Staatsanwaltschaft zu einseitig - zu unvorstellbar erschien und erscheint dieser wohl die Vorstellung Polizeibeamte hätten die Vorgänge nicht nur fahrlässig gehandhabt sondern den Tod etwa auch geduldet oder verschuldet. Dabei belegt ein Gutachten, welches Ende 2013 veröffentlicht wurde, dass die Brandresultate (stark verkohlte Leiche, dicke Rußablagerungen auf den gekachelten Fliesen der Zelle) nur auf den Einsatz von Brandbeschleunigungsmaterial (etwa fünf Liter Benzin) zurückzuführen sind.

Erstmalig wurde am 7. Januar 2014 durch Nazis versucht das Gedenken am Vormittag an der Polizeiwache zu stören. Nachmittags versammelten sich etwa 600 Menschen und zogen vom Bahnhof vorbei an der Staatsanwaltschaft, dem Landgericht zum Polizeirevier in der Wolfgangstraße.

Kommentare
27.01.2014 / 21:40 recycling, Freies Sender Kombinat, Hamburg (FSK)
gesendet
heute und morgen früh
 
01.02.2014 / 21:23 AL, coloRadio, Dresden
wird
am 8. Februar gesendet. Vielen Dank.