zip-fm 30.04.2014

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Angriff auf die besetzte Pizzeria Anarchia in Wien //
Die Aufstände in Bosnien haben sich etwas beruhigt. Doch welche Position nehmen die Arbeiter*innen dort ein? // Die deutsche Bundesregierung will die Balkanstaaten als sichere Drittstaaten deklarieren. Damit wird es für Asylwerber*innen dort noch schwieriger Asyl zu erlangen // Am 1.Mai 1999 wurde der Asylwerber Marcus Omofuma bei der Abschiebung getötet. Wir hören am Ende der Sendung einen Beitrag Anlässlich des 15. Todestag von Marcus Omofuma
Audio
30:00 min, 27 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 30.04.2014 / 16:11

Dateizugriffe: 551

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: imre und therese
Radio: RadioHelsinki, Graz im www
Produktionsdatum: 30.04.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
"MUKKE" gemafrei und ohne AKM von WeWantFunk (http://www.jamendo.com/en/artist/347773/...)

SCRIPT

IMRE
Willkommen bei der zip-fm vom 30. April 2014. Radio Helsinki in Graz hat heute die Ehre zum ersten Mal die Produktion des gemeinsamen Infomagazins der Freien Radios zu übernehmen. Durch die Sendung führen Imre und Therese.

MUKKE

IMRE
Die heutigen Themen:

THERESE
Angriff auf die besetzte Pizzeria Anarchia in Wien.

Die Aufstände in Bosnien haben sich etwas beruhigt. Doch welche Position nehmen die Arbeiter*innen dort ein?

Die deutsche Bundesregierung will die Balkanstaaten als sichere Drittstaaten deklarieren. Damit wird es für Asylwerber*innen dort noch schwieriger Asyl zu erlangen.

Am 1.Mai 1999 wurde der Asylwerber Marcus Omofuma bei der Abschiebung getötet. Wir hören am Ende der Sendung einen Beitrag Anlässlich des 15. Todestag von Marcus Omofuma.

MUKKE

IMRE
Unser erster Beitrag für heute führt uns nach Wien. Ein jüngeres besetztes Haus, die Pizzeria Anarchia, ist dort Räumungsbedroht. Am 20. Juni sollen alle Nutzer*innen das Haus verlassen. Seit über einer Woche gibt es deswegen die Pizzeria-Actiondays. Da ist es vor kurzem zu einem Zwischenfall gekommen.

THERESE
Bei einem Angriff der Polizei auf die Pizzeria Anarchia in Wien wurden am Freitag dem 25. April mehrere Personen verletzt und drei festgenommen, berichten Nutzer_innen der Pizzeria. Begonnen habe es mit Ausweiskontrollen vor dem Haus. Ein Refugee wurde von der Polizei mitgenommen. In der Pizzeria anwesende Personen fragten nach dem Grund der Amtshandlung und nach Dienstnummern der Amtshandelnden. Daraufhin stürmten zuerst vier weitere Polizist_innen hinzu. Binnen kürzester Zeit fuhren rund 20 Polizeiautos vor. Die inzwischen ca. 80 Polizist_innen seien mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen die Menschen vor der Pizzeria vorgegangen, wird berichtet. Mehrere Menschen wurden dabei verletzt. Eine Person brach bewusstlos zusammen. Sanitäter_innen wurden von der Polizei vorerst nicht zu den Verletzten durchgelassen. Zwei weitere Personen wurden festgenommen. Wir hören ein Statement einer Bewohnerin der Pizzeria Anarchia in Wien aufgenommen von den Nachrichten auf Radio Orange.

PIZZA

THERESE
Seit 20. April finden in der Pizzeria Veranstaltungen im Rahmen von Pizzeria-Actiondays statt. Am 1. Mai gibt es vor der Pizzeria ein Straßenfest. Für den 2. Juni um 10.00 wurde vom Gericht die Räumung des Projekts angesetzt.


MUKKE

IMRE
Kommen wir anlässlich des morgigen 1. Mais zum Thema Arbeiter*innenkämpfe. Wir werfen dafür einen Blick nach Bosnien.

THERESE
Als Anfang Februar Regierungsgebäude brannten, schafften es die Proteste in Bosnien-Herzegowina kurzzeitig auch in die internationalen Mainstream-Medien. Nur beiläufig erwähnt wurde dabei eine der Hauptforderungen: Rücknahme der Privatisierung von Industriebetrieben. Tatsächlich begann die Bewegung mit Arbeiter_innenprotesten in der bosnischen Stadt Tuzla. Unterstützt von Jugendlichen und Studierenden, wuchs er an und verschob sich dann in die Plena, d.h. Versammlungen der Bevölkerung in zahlreichen Städten. Diese dauern bis heute an: ein Erfolg des Protests? Darüber und über die Forderungen der Arbeiter-innen nach Entprivatisierung und Selbstverwaltung hat Radio Dreyeckland mit einem Mitglied der Gruppe Wildcat gesprochen. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Wildcat findet sich ein Artikel mit dem Titel "Aufstand in Bosnien". Imre hat das Interview mit Wildcat zusammen gefasst.

BOSNIEN

TRENNER

IMRE
Wir bleiben beim Thema Balkan. Deutschland will nämlich die Balkanstaaten auf die Liste der sicheren Drittstaaten setzen. Was das heißt erfahren wir gleich in einem Interview mit Bernd Mesovic von Pro Asyl. Doch beginnen wir das Thema mit einer Geschichte aus Deutschland.

THERESE
Mehr als 10.000 Menschen sind vergangenes Jahr aus Deutschland abgeschoben worden. Die abgeschobenen Asylwerber kommen vor allem aus den Balkanstaaten. In Hamburg wurde ein Mann Anfang des Monats am frühen Morgen von Beamten geweckt. Er soll Deutschland verlassen, obwohl er bereits mehr als 20 Jahre hier gelebt und aufgewachsen ist. Vor den Augen seiner Kinder wurde er abgeführt. Die Begründung : "der Krieg in Bosnien ist seit Jahren zu Ende und sie wurden ohnenhin nur geduldet."

IMRE
Solche Nachrichten werden uns in der Zukunft wohl öfters erreichen. Denn die deutsche Regierung will Asylsuchende aus den Balkanstaaten künftig schneller abschieben. Über die Pläne der deutschen Regierung hat Radio Corax mit Bernd Mesovic von der Organisation Pro Asyl gesprochen.

PRO ASYL

IMRE
Das war gerade Bernd Mesovic von Pro Asyl. Er hat kritisiert, dass Deutschland die Balkanstaaten als so genannte sichere Drittstaaten einstufen will. In Österreich gelten die Balkanstaaten übrigens schon seit 2009 als sichere Drittstaaten. Neben den EU-Ländern, Norwegen, der Schweiz und Liechtenstein, sind also Serbien, Montenegro, Kroatien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und der Kosovo auf der Liste der sicheren Drittstaaten.

MUKKE

THERESE
Das Thema Asyl begleitet uns auch beim letzten Beitrag für heute. Wir kommen zu einem der tragischsten Ereignisse der österreichischen Asylgeschichte - ein Ereignis, dass die Menschen tief bis in die Mitte der Gesellschaft wütend gemacht hat gegenüber dem österreichischen Asylsystem. Morgen vor 15 Jahren - also am 1. Mai 1999 wurde der Asylwerber Marcus Omofuma bei der Abschiebung getötet. An dieser Stelle wiederholen wir einen Beitrag von Radio FRO in Linz. Der Beitrag setzt sich auseinander mit dem Tod von Marcus Omofuma und das Verfahren gegen die Polizisten, die für seinen Tod verantwortlich waren.
Marcus Omofuma ist kein Einzelfall.

OMOFUMA

THERESE
Dieser Beitrag basierte auf dem Beitrag „Der Fall Marcus O.“ der 2003 auf Radio FRO in Linz lief.

IMRE
Das wars mit der heutigen zip-fm - erstmals zusammengetragen von Radio Helsinki in Graz.

Kommentare
02.05.2014 / 08:54 detlef,
gesendet am 4 05 2014 bei novosto
danke