Mod: Hallo Paul. Wie kommt Ihr an Infos zu der Erdöltestförderung?
Paul: Die Firma Central European Petroleum hat im Oktober 2013 hier in Saal bei Ribnitz-Damgarten, was wiederum in der Nähe von Rostock ist, eine Testförderung beantragt. Das Bergamt hat die am 10. März 2014 genehmigt. Über Rückfragen ans Bergamt ist es super mühselig an Informationen zu kommen. Vor allem, weil es eine Menge Ungereimtheiten gab, sind wir dann einfach seit dem Baubeginn auf der Bohrstelle täglich dort vor Ort und machen Fotos.

Mod: Wieso Ungereimtheiten?
Paul: Bei einer Podiumsdiskussion im Januar kam raus, dass in dem Genehmigungsverfahren beispielsweise keine Umweltverbände eingebunden wurden. Der größte Skandal aber ist, dass CEP selber alle Informationen innehat und alles so definiert wie sie wollen. Eine Sauerei: sie nennen die Fracs nicht Fracking sondern hydraulische Stimulatierung.

Mod: Wieso ist das Fracking?
Paul: Mit einem Gemisch aus Sand und Wasser werden unter Hochdruck Risse in die Erdöl-führende Schicht erweitert. Dies in Kombination mit sogenannten Horizontalbohrungen gab's so in Deutschland nicht seit Sommer 2011. CEP gibt mittlerweile verklausuliert zu, dass es Zitat: „kein Schiefergasfracking sei“. Nette Floskel, denn das hat niemals jemand behauptet. Es ist Fracking, um die Ergiebigkeit der Erdölförderung zu erhöhen.

Mod: Wie geht Ihr damit jetzt um?
Paul: Erstmal haben wir vor Ort und dann bundesweit auf diesen Mist aufmerksam gemacht. Die Rückmeldung war überwältigend, bundesweit sehen Anti-Fracking-Inis dieses Vorgehen als eine neue Qualität. Nach Bergrecht würde die Testförderung wohl sehr wahrscheinlich in eine reguläre Förderung übergehen, das ist nur eine Frage der Zeit. Wenn hier direkt an der Ostsee, in einem ökologisch supersensiblen Gebiet wirklich 5 Millionen Tonnen Erdöl rausgefrackt werden, dann sind das mehrere Tonnen Hemicellulase und Schwefelsäure in der Erde. Von der Entsorgung des rückgeholten Frackfluids reden wir da noch gar nicht.

Mod: Und wie geht Ihr jetzt damit um?
Paul: Wir dokumentieren jeden Vorgang auf dem Bohrplatz. Es gibt ein lückenloses Fotoarchiv, weil das ja auch für andere Bürger-Inis wichtig sein wird, wenn die Aktionen planen. Und wir sind bundesweit mittlerweile sehr gut vernetzt. Am kommenden Samstag, den 24. Mai, machen wir eine kraftvolle Demo zum Bohrplatz. Wenn Leute noch kommen wollen, gibt dick Vokü und Band, und dann geht’s ab 15 Uhr mit Trekkern vor die Einfahrt zum Bohrplatz.

Mod: Ist dann der Frack schon passiert?
Paul: Nein, auf dem Bohrplatz läuft nicht alles rund. Da ist schon Bohrgestänge aus den Aufhängungen gerutscht. Wir denken, dass das Bohrgestänge bis zum 24. eingebracht sein wird, dann aber noch Installationen für das Fracking selber gemacht werden müssen. Ich denke, es gibt eine Bereitschaft weiter zu protestieren, dass dieser Wahnsinn nicht passiert.

Mod: Dann viel Glück bei der Demo am Sonnabend und danke, Paul.