Vogel der Woche (229): Der Sperrling

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Der Sperrling sperrt am liebsten alles ein. Deswegen arbeitet er oft in einer Wach-& Schieß-Gesellschaft.
Audio
03:37 min, 5090 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 17.08.2014 / 22:24

Dateizugriffe: 967

Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Arbeitswelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 17.08.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Sprechtext:

Heute: Der Sperrling. Passauf polizis.

Dieser Vogel findet sich in Massen in jeder Wach- und Schieß-Gesellschaft. Er trägt gern beeindruckendes Droh-Gefieder und martialische Machtinsignien und hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

Was der Sperrling am liebsten tut, ist aufpassen, böse schauen, sich Sachen aufschreiben, Schnellflieger von der Flugbahn runterwinken und ihnen den Flugschein wegnehmen, Dinge und Vögel wegsperren, Vögel und Dinge festketten, Nester aufbrechen hinter deren verschlossenen Türen besonders laut gebalzt wird, und ins Amtliche Zuchtbuch von Vögeln mit andersfarbigem Gefieder reingucken, um festzustellen, ob die auch da geschlüpft sind, wo der Sperrling sie gefunden hat. Wenn nicht, dann wird's schwierig, dann müssen diese armen bunten Vögel entweder eine amtliche Zuchtbeziehung zu einem einheimischen rosafarbigen Vogel vorweisen können, oder sie müssen beweisen, dass sie für einen rosafarbigen Vogel arbeiten und korrekt die Steuer zur Unterstützung rosafarbiger Vögel bezahlen.

Der Sperrling mag es nicht, wenn die Vogelwelt zu bunt wird, denn er sortiert grundsätzlich die nicht-rosafarbigen Vögel nach ihrer Gefiederfarbe und mag das gar nicht, wenn diese bunten Vögel sich dann wegen Gefiederfarbismus beschweren und darauf hinweisen, dass sie ebenso wie die rosafarbigen Vögel ganz verschiedene Schnabelformen haben; jeder grüne Vogel, egal welche Schnabelform der hat, ist für den Sperrling automatisch ein Papagei, und Papageien klauen bekanntlich wie die Raben, haben kein Zuhause und lassen ihre Kacke rücksichtslos in die Nester rosafarbener Vögel fallen. Und blaue Vögel, das sind allesamt Schluckspechte, Junkies und Straßenlaternenumknicker; die gelben Vögel, um Himmels Willen, dieses Gesindel darf man gar nicht erst frei rumfliegen lassen - weil die klauen und saufen und Drogen nehmen - und den rosafarbenen Vögeln immer die allerschönsten rosafarbigen Vögelinnen ausspannen.
Und wenn der Sperrling gar orangefarbene Vögel sieht, dann steht er sowieso kurz vorm Herzinfarkt, sooo mies sind orangefarbene Vögel - allesamt Mehrfach- und Intensivtäter, einer wie der andere, quer durch die Bank, keine Ausnahme, gehören alle hinter Gitter, und dann den Schlüssel weggeworfen! - Oranje ist die Farbe Des Bösen.

Nein, auf orangefarbige Vögel kann der Sperrling gar nicht, da ist der so allergisch, dass er gleich seine Martialische Machtinsignie Nummer 1 - den Schlagstock - und seine Martialische Machtinsignie Nummer 2 - das Pfefferspray - nimmt und damit alles umkloppt, was auch nur eine einzige orangefarbige Feder irgendwo hat.
Das stellt aber nun zunehmend ein Problem dar, weil Orange nicht nur als traditionelle Signalfarbe im Rettungsdienst zu finden ist, sondern seit der Warngefiederpflicht für Verkehrs-Flieger eigentlich überall auftaucht.

So kommt es, dass die Sperrlinge derzeit viel Kritik einstecken müssen, weil sie nun nicht mehr nur bunte Vögel mit ihrem Hobby belästigen, sondern immer öfter einen rosafarbigen Vogel in Warngefieder verdreschen. Und das bleibt halt nicht mehr unbemerkt.

/ Ende Sprechtext.

Kleiner Hinweis in eigener Sache, voraussichtlich im Oktober gibt es zum 25. Geburtstag des Packeys Vogelbuches (und zum 10. Geburtstag der Serie "Vogel der Woche") die vierte Auflage des Buches - ca. 300 Seiten dick - zum freien Download. Mit schicken Bildchen zu vielen Vögelchen und natürlich CC-BY-NC-SA.

Kommentare
18.08.2014 / 20:09 coloradio Dresden, coloRadio, Dresden
Magazin
Danke