Vogel der Woche (239): Killerkrähe und Riesenraubelster

ID 67244
 
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Anlässlich eines ziemlich unsäglichen, von Jäger-"Sport"-Romatik strotzenden Leserbriefs in der Frankfurter Rundschau am 3.11.2014, welcher die Elstern für den Rückgang der Lerchen verantwortlich macht, fühlte ich mich bemüßigt, einen 21 Jahre alten Text zu vertonen und diesen als "Kommentar" einzusortieren...
Audio
05:29 min, 7701 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 09.11.2014 / 23:54

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Umwelt, SeniorInnen, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 09.11.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Der Sprechtext ist eingerahmt von Bezugnahmen auf den Jaegerei-verherrlichenden Leserbrief in der Frankfurter Rundschau am 3.11.2014; da ich das Ganze nicht im Wortlaut transkribieren wollte, hier nur der Hinweis auf diese 2014er Umrahmung eines 1993er Vogels der Woche.

Die Zitate 1993 stammen aus verschiedenen Ausgaben der Oberhessischen Presse. Und diese Lämmer-Männer-Sache hab nicht ich mir ausgedacht, sondern die ist aus einer Überschrift besagten Blattes zitiert.

Skript des ursprünglichen Textes:

Killerkrähe (Corvus mordax) und Riesenraubelster (Pica rabiatica)

Die Ursache für das einheimische Schafs- und Singvogelsterben sind nicht etwa "rumänische Panzerknacker", die sich auf "italienisch-traditionelle Weise" mit Frischgetier aus unserer schönen Natur versorgen und ständig Leim im Bart kleben haben, sondern

Killerkrähen und Riesenraubelstern.

Diesen beiden Arten ist eins gemeinsam:
sie vermehren sich schlagartig und rotten die schönen und edlen, wehrlosen und unverdorbenen, lieben und possierlichen Lämmlein und Vöglein aus.

Eben noch saß das Rotkehlchen auf einem Ast und jubilierte der Sonne entgegen, doch plötzlich wirft sich ein Schatten auf die friedliche Szene, und da hockt SIE und geifert - die Riesenraubelster. In ihren spitzdornigen Fängen erzittert das Rotkehlchen ein letztes Mal, und die Raubelster beginnt ihren Todesgesang:

Kraah kraah. Auf einmal ist der Tag gar nicht mehr schön.

Zum Einstimmen ein paar Zitate aus der heimischen Ober-Presse: (1993)
"Wir trauten zunächst unseren Augen nicht, als die Elstern über ein Nest auf einem unserer Bäume, in welchem gerade Rotkehlchen aus dem Ei geschlüpft waren, herfielen und alle töteten und wegschleppten. Das wiederholte sich dann auch bei anderen Nestern, und ich sah sogar, daß sie über eine schon größere Amsel herfielen und sie töteten. Federn und Vogelreste unter den Bäumen waren dann in der Zukunft keine Seltenheit mehr, und heute nach drei Jahren nistet kein Singvogel mehr in unserem Garten." Leserbrief Hans D.

Mord und Totschlag in unserem Garten!! Die Verwüstung ist unter uns!! Aber nicht nur da! Nein, die Killerkrähe schafft den Sprung und bringt es sogar bis zur Titelseite :

"Krieg der Krähen: erst die Lämmer, jetzt die Männer?

... Becker erinnerte sich an die in Herbornseelbach von Krähen angefallenen Lämmer und bewaffnete sich mit einer Holzlatte. Die mußte er schließlich zum Einsatz bringen, als die Tiere 'wie von Sinnen' zum Angriff auf ihn übergingen."

Hier erfahren wir auch endlich was über die systematische Stellung unserer Killerkrähe: sie gehört zu den RAUBVÖGELN.

Ist es nicht GRAUSAM, daß sowas frei rumfliegen darf!! Lämmern die Augen aushacken! Rechtschaffene Männer mit Latten in der Hand angreifen!! Es wagen, im Baum zu sitzen!!

Wie gut, daß wir Schlachtvieh einen betäubenden Stromstoß geben, bevor wir es mit einem Dorn durch die Füße aufhängen, um es per Fließband durch eine Säge laufen zu lassen. In meinem Garten nisten seit dem Auftreten der Killerkrähen auch keine Kühe mehr.

Aber was mich wirklich beschäftigt: was haben Lämmer und Männer gemeinsam, daß sich die Killerkrähen auf beide stürzen? Wahrscheinlich ist es das dämliche "Bääh Bääh", das die Killerkrähe, diesen zu den Singvögeln gehörenden Raubvogel, noch im Dunkeln zum Ort des Verhängnisses leitet. Wie schließlich Jeder weiß: Krähen können hervorragend in der Nacht sehen!!