3 Minuten vor 12 (komplett)

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Die geopolitische Lage ist derzeit sehr kritisch. Der Ton zwischen den Supermächten verschärft sich, Kriege um knappe Rohstoffe fordern viele Opfer, vor allem im Mittleren Osten, und der Mensch zerstört seinen Lebensraum, die Erde.

All das und noch mehr schlägt sich in der sogenannten "Doomsdayclock" nieder, die nach dem Zweiten Weltkrieg von einigen Atomphysikern der Zeitschrift „Bulletin of the Atomic Scientists“ ins Leben gerufen wurde. Sie soll der Menschheit als Mahnung dienen. Schlägt diese Uhr 12, dann droht der Weltuntergang. Aktuell steht sie auf 3 Minuten vor 12. Eine so späte Uhrzeit gab es seit der Hochphase des Kalten Krieges nicht mehr.

Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über die aktuellen Probleme der Menschheit, versucht sie zu interpretieren und ihre Zusammenhänge zu erklären.

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28:45 min, 26 MB, mp3
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Upload vom 05.03.2015 / 15:26

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Religion, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Emanuel
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 05.03.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Transkript
3 Minuten vor 12

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Habt Ihr es schon gehört? Wir haben 3 Minuten vor 12! Ja richtig! Und vor ein paar Tagen war es noch 5 vor 12! Und jetzt?! „Stimmt doch gar nicht, was labert der da?!“, wird der ein oder andere beim Blick auf seine eigene Uhr denken. Die Rede ist natürlich von der sogenannten „Doomsdayclock“ oder zu deutsch „Atomkriegsuhr“. Wer den Film „Watchmen“ kennt, der weiß vermutlich wovon ich hier rede, hielt es aber vermutlich, ebenso wie ich, für ein fiktives Storyelement eben jenes Filmes oder hat ganz einfach noch nie davon gehört.

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Die Realität sieht so aus: Diese „Doomsdayclock“ gibt es tatsächlich, wurde 1947 von den Wissenschaftlern der Zeitschrift „Bulletin of the Atomic Scientists“ ins Leben gerufen. Sie dient dazu, die Welt darüber zu informieren, wie weit sie von einem Atomkrieg entfernt ist. Schlägt diese ominöse Uhr Punkt 12, dann ist „Doomsday“, also Weltuntergang. Das ganze wird rein subjektiv anhand vom geopolitischen Klima ermittelt. Also vereinfacht ausgedrückt: Wie wahrscheinlich wird es, dass Nation A gerne Nation B atomar ausradieren möchte? 1947 sah da die Lage natürlich noch viel einfacher aus, da es einfach weniger Atommächte gab und es ein klares Feindbild gab im Westen: Den Kommunismus.

Heute sieht die Welt etwas anders aus, glaubt man der Ideologie der westlichen Welt. Heute bedroht der feindselige Russe, der islamistische Terrorismus, einige zwielichtige Schurkenstaaten und der menschengemachte Klimawandel die aktuelle Weltordnung. Wie die Wissenschaftler jedoch genau diese Uhrzeit des jüngsten Gerichtes berechnen, ist nicht bekannt. Fest steht, diese Uhr ermahnt uns, ab einer gewissen Uhrzeit besser friedlicher zu sein, wenn wir nicht in einer Apokalypse enden wollen. Ohne jetzt Panik verbreiten zu wollen, aber: So daneben liegt diese Uhr vielleicht gar nicht. Das ergibt zumindest eine Übersicht auf geopolitische Ereignisse. Es wird keine schöne Übersicht und der Tenor dürfte tatsächlich etwas pessimistisch wirken, es sei denn man schafft sich selbst ein Bewusstsein für die kritische Lage in der Welt und versucht mit seinen Mitteln, die Welt zu einer besseren zu machen.

Wo genau liegt also die Begründung für das 3 Minuten vor 12 der Atomphysiker?

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1. Peak Oil: Wie uns der „Saft“ ausgeht

Tatsächlich dürfte die Hauptursache für die angespannte politische Lage weltweit das Erreichen des Ölfördermaximums liegen. Für die „global player“, also die Elite oder die 1% oder auch die „stinkreichen Multimilliardäre“, die grauen Eminenzen, oder wie auch immer man diese Minderheit nennen möchte, sind es nicht die fremden Kulturen, Hautfarbe oder Religion, von denen sie sich bedroht fühlen. Tatsächlich ist das nur ein Problem für die 99%, also für den rest der Welt. Aber auch nur von denen ist es ein Bruchteil, der im Fremdenhass seinen Frust, darüber entlädt, was in unserer Gesellschaft schief läuft. Nein, die Angst der Elite ist das Versiegen des Öls. Ursache für Kriege auf der ganzen Welt ist meistens im Öl zu finden. Öl ist es, der den Kapitalismus im Moment noch am Leben hält.


Ein Blick auf die Weltkarte macht schnell bewusst, dass Kriege vor allem in den ölreichen Gebieten dieser Welt stattfinden. Gebiete mit einer hohen Zahl wertvoller Ressourcen. Betrachtet man dann, wer diese Kriege initiiert oder unterstützt, ob diese Nationen ihr Ölfördermaximum, also das sogenannte „Peak Oil“ bereits überschritten haben und in seine Beobachtung dann noch den Ölbedarf dieses Landes einbezieht, dem wird schnell ein Licht aufgehen und die Wurzel des meisten Übels auf diesem Planeten entdecken: Die Gier nach dem „schwarzen Gold“. Das Heroin unserer modernen Gesellschaft. Wir müssen einsehen, dass wir Junkies und die arabischen Staaten unsere Dealer sind. Und die NATO Staaten müssen sich, notfalls mit Waffengewalt, um Nachschub kümmern.

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Natürlich können Regierungschefs mit ihren Armeen nicht einfach in ein fremdes Land einmarschieren und sich Ölreserven unter den Nagel reißen. Selbst die desinteressierteste Bevölkerung würde da nicht mitspielen und massiv dagegen protestieren. Anders sieht es da schon aus, wenn man Feindbilder produziert. Kurz nochmal auf die Karte gesehen: Wo waren gleich die meisten Ölreserven dieser Welt? Achja. Im Mittleren Osten. Welche Religion ist dort vorherrschend? Der Islam. Man denke nun kurz an einen Terroristen. Welches Bild schießt einem, vor allem nach 9/11 als erstes in den Kopf? Vermutlich bei den meisten ein Muslim, vielleicht sogar das ganz klassische Klischee, also bärtiger Mann mit Turban und Sprengstoff um den Bauch. Das Feindbild wurde erfolgreich kreiert und in unsere Köpfe eingepflanzt. Fehlt nur noch ein Kriegsgrund, um in ein ölreiches Land einzumarschieren. Die 5 Länder mit den größten Erdölreserven sind Venezuela, Saudi-Arabien, Kanada, Iran und Irak. Wir sind ihre Beziehungen zu den USA und der NATO?

- Rang 1, Venezuela, liefert ca. 15% der US-amerikanischen Erdölimporte. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind jedoch des öfteren, sagen wir „gereizt“. Vor allem weil die USA den venezolanischen Sozialismus und den aktuellen Präsidenten, Nicolás Maduro, den Nachfolger von Hugo Chavez, nicht anerkennen. Chavez war übrigens auch schon nicht geduldet. Nach seinem Tod, soll seine Nachfolge nicht demokratisch geregelt worden sein. Da Venezuela quasi vor der Haustür der USA liegt, ist es hier schwierig der US-amerikanischen Bevölkerung einen Krieg um Ölreserven zu verkaufen. Doch das ist auch gar nicht immer nötig. Im Fall Venezuela bediente man sich Putschversuchen, um eine Regierung an die Macht zu bekommen, die den USA wesentlich freundlicher gegenüber stehen würde. Das ist bisher jedoch nicht geglückt, ist aber bewiesenermaßen versucht worden.

- Rang 2, Saudi Arabien: Der Westen, also die NATO, pflegt hervorragende Kontakte mit dem dort herrschenden Königshaus. Im Austausch für Öl bekommt Saudi Arabien z.B. Waffen und natürlich Geld. Hier besteht einfach nicht die Notwendigkeit für einen Krieg, den man ggf. sogar verlieren könnte. Saudi Arabien gilt als Partner und Freund im Mittleren Osten.

- Rang 3, Kanada: Kanada ist ein enger Verbündeter der USA und Mitglied der NATO. Das dortige Öl gehört bereits dem Westen. Mit Kanada kann relativ frei verhandelt werden. Das sichert auch das Nordamerikanische Freihandelsabkommen, auch NAFTA genannt. Das Freihandelsabkommen vornehmlich Konzernen nützen und weniger dem normalen Bürger, sei hier mal außen vor gelassen.

- Rang 4, Iran: Der Iran steht nun schon seit einiger Zeit auf der Liste der sogenannten Schurkenstaaten der USA. Öl ist hier, ähnlich wie in Venezuela, nicht in den Händen privater Konzerne. Der Staat, nicht die Wirtschaft, gibt vor, wie und mit wem verhandelt wird. Dem Iran, oder zumindest der Regierung, wird Antisemitismus vorgeworfen. Dieser These steht die Theorie gegenüber, dass die iranische Regierung nur kritisch der aktuellen Regierung Israels gegenüber steht, insbesondere deren Siedlungspolitik und dem Umgang mit Palästinensern. Das berühmte Zitat vom damaligen Präsidenten Ahmadinedschad, Israel müsse von der Landkarte getilgt werden, entpuppte sich als eine falsche Übersetzung, die sich medial scheinbar mühelos verbreitet hat. Die korrekte Übersetzung wäre gewesen, dass das israelische Regime beendet werden müsste. Außerdem wird dem Iran der Bau einer Atomwaffe vorgeworfen, was aber nicht bewiesen ist und vom Iran selbst bestritten wird. Atomkraft würde nur zur Energiegewinnung eingesetzt. Man kann dem Iran zwar innenpolitisch einiges vorwerfen, wie etwa unterdrückte Frauenrechte und Homophobie. Außenpolitisch jedoch kann man nicht davon sprechen, das Land sei ein Aggressor. Der Iran ist übrigens dennoch von NATO und US-amerikansichen Militärbasen eingekreist. Zufall?

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- Rang 5, Irak: Hier folgt die eigentlich Kernthese, bei der etwas weiter ausgeholt werden muss. Saddam Hussein war vor 1990 ein Verbündeter der USA. Vor allem während des 1. Golfkrieges von 1980-1988 war der gemeinsame Feind der Iran. Der Irak und westliche Nationen trafen sich regelmäßig und schlossen Geschäfte ab, die eben kooperierende Nationen miteinander so verabreden. Die USA bekamen irakisches Öl für Waffen und militärisches Knowhow. Dann jedoch überfiel Saddam Hussein wegen geschäftlicher Differenzen im August 1990 Kuwait und annektierte es. Da wirtschaftliche Interessen noch nicht als Grund ausreichte, um die amerikanische Bevölkerung von einem Krieg zu überzeugen, musste die Regierung tiefer in die Trickkiste greifen. Die sogenannte „Brutkastenlüge“ wurde in den Mainstreammedien verbreitet.

[Falschaussage des kuwaitischen Mädchens]

Eine 15jährige kuwaitische Krankenschwester trat vor die Kameras und berichtete, wie irakische Soldaten während ihrer Invasion in Kuwait, Neugeborene aus Brutkästen nahmen und sie zum Sterben auf den kalten Boden lagen. Heute wissen wir jedoch, dass das 15jährige Mädchen die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA war. Sie war keine Krankenschwester und ihre gesamte Geschichte war gelogen. Die Öffentlichkeit lies sich jedoch, von der für diese medientaugliche Inszenierung engagierten PR-Firma, täuschen und der Widerstand für einen Einmarsch in den Irak war gebrochen. Der 2. Golfkrieg, bzw. den 1. Irakkrieg, war geboren. Basierend auf einer durch die Medien lancierten Lüge entstand also ein Krieg, der innerhalb von etwas mehr als einem halben Jahr unzählige Tote forderte. „Unzählige“ ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, da die Opferzahlen je nach Quelle im vier- sogar sechstelligen Bereich lagen. Dieser Krieg wurde nicht aus humanitären Gründen oder zur Friedenssicherung geführt, sondern es ging darum, dem Irak nicht die Befehlsgewalt über riesige kuwaitische Ölmengen zu überlassen. Dem Irak wurde nach seiner heftigen Verwüstung durch Bombardierung gestattet, Öl für Lebensmittel einzutauschen. Saddam Hussein blieb vorerst an der Macht.

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Auch der 3. Golfkrieg wurde mit einer Lüge begründet. Allerdings noch wesentlich plumper und weniger aufwendig als beim 2. Golfkrieg, aber auch wieder mit einer fingierten Aussage vor einem Ausschuss. Diesmal ging nicht einmal eine tatsächliche Bedrohung von anderen Ländern vom Irak aus. Es wurde schlicht behauptet, der Irak hätte biologische Massenvernichtungswaffen, basierend auf Geheimdienstinformationen. Hussein wäre damit in der Lage die USA oder seine Verbündeten zu attackieren. Überzeugend präsentierte der damalige Außenminister, Colin Powell, die angeblichen Beweise vor der UN.

[Colin Powell's UN Speech 00:07 – 00:16]

Diese Lüge wurde etliche Male von der damaligen Bush-Administration wiederholt. Die Ängste vor Angriffen auf das eigene Land waren auch 2003 in den USA noch sehr präsent. 9/11 lag erst zwei Jahre zurück, Angst vor Terroranschlägen waren noch immer allgegenwärtig und der Irak war seit dem 2. Golfkrieg ein immer noch taugliches Feindbild, das zufälliger Weise auch eines der ölreichsten Länder der Welt ist. Die US-Regierung machte sich die Angst ihrer Bevölkerung, zusammen mit den gefälschten Beweisen zu Nutze, um dann schließlich, absolut völkerrechtswidrig und ohne Absegnung der UN einen Krieg um Rohstoffe zu führen. Den Krieg kann man ohne Untertreibung als Gemetzel bezeichnen. Er dauerte zwar nur ca. 6 Wochen, forderte aber 115.000 – 600.000 zivile Opfer und zusätzlich viele Verletzte mehr. Die eingesetzte Uranmunition der alliierten Streitkräfte hat heute noch Einfluss auf die Gesundheit der irakischen Bevölkerung. Alte Kulturstätten wurden verwüstet und Menschen wegen Terrorverdacht verschleppt. Als ob das noch nicht genug wäre, sind alle Verantwortlichen dieses völkerrechtswidrigen Krieges noch auf freiem Fuß, anstatt als Kriegsverbrecher verurteilt zu werden.

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Ernüchternd muss man feststellen, dass diese Öl-Junkies in teuren Anzügen wohl alles tun würden, um an ihren Stoff zu kommen. Da die Ölreserven jedoch immer knapper werden, dürfte diese militarisierende Entwicklung nur noch schlimmer und verzweifelter werden, bevor es besser wird. Daher gilt es so schnell wie möglich vom Öl wegzukommen, erneuerbare Energien auszubauen und als Bürger stets Kriege um Rohstoffe abzulehnen. Schätzungen gehen davon aus, dass unsere bekannten Ölvorkommen noch vor 2030 erschöpft sein werden. Die USA haben den mit Abstand größten Bedarf. Ist es Zufall, dass die USA eine sehr aggressive Weltmacht sind?

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2. Das Chaos im Mittleren Osten

Es ist wohl nicht übertrieben, wenn man den Mittleren Osten als destabilisiert bezeichnet. Federführend für dieses Chaos, waren sicherlich auch die militärischen Kampagnen der NATO, allen voran jedoch der USA nach 9/11. Seit 2001 gab es Kriege in Afghanistan, im Irak, Libyen und mehrere Stellvertreterkriege an denen die NATO zumindest indirekt beteiligt war. Nach diesen militärischen Interventionen konnte nie davon die Rede sein, dass die Verhältnisse in den entsprechenden Ländern besser wurden. Im Gegenteil. Vor allem die Lage der Bevölkerungen, in den betroffenen Gebieten, verschlimmerte sich. Das Ergebnis war vor allem verminte und mit Uranmunition versuchte Landstriche, zerstörte Infrastrukturen und Kulturstätten, chaotische Verwaltungsapparate und vor allem viel Tod und Armut, die Menschen dazu veranlasste, ihre Heimat zu verlassen. Als die geopolitischen und wirtschaftlichen Ziele erreicht wurden, als die Ressourcen gesichert waren, wollte man von dem angerichteten Chaos am besten gar nichts mehr wissen. Allen voran George W. Bush verkaufte der Öffentlichkeit den letzten Irakkrieg als Erfolg: „Mission Accomplished!“

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Dem Chaos in Syrien und dem Irak entsprang der Extremismus, denn auf Gewalt folgt nicht selten Gegengewalt. Eine Gewaltspirale, die sich in Flüchtlingsströmen und Anschlägen in Europa auswirkt. Eine Auswirkung, die sich in Europa wiederum in Fremdenhass und Rechtsextremismus sogar in der Mitte der Bevölkerung niederschlägt. PEGIDA hat nur das an die Öffentlichkeit getragen, was viele Bürger bereits hinter vorgehaltener Hand über Europa und dessen Einwanderer gedacht haben. Nun ist die Bevölkerung gespalten in PEGIDA-Sympathisanten, deren Gegner und mittendrin der Islam, der sich bei jedweder Gewalt von Islamisten distanzieren muss, als ob nicht ohnehin klar wäre, dass sich Gewalt und Religion im Normalfall ausschließen und Gewaltverbrechen, wie kürzlich in Frankreich, Taten von religiösen Renegades sind.

Der „Islamische Staat“, eine Organisation, die sich in Syrien und dem Irak entwickelt hat, ist vor allem ein Kind der NATO und weniger des Islam. Der IS ist ein Verbund aus all jenen, denen die USA nach 9/11 den Krieg erklärt hat. Der IS besteht aus Extremisten, weil sie glauben, sie müssten ihre getöteten oder verschleppten Familienmitglieder rächen, ihr Land zurückerobern und ihren Glauben schützen.
Der IS rekrutiert dafür junge Moslems, auch in europäischen Ländern, die dort wegen ihrer Stigmatisierung und Fremdenfeindlichkeit ala PEGIDA, aber auch durch immer stärker werdende nationalistische Parteien, keine Perspektive haben. Die politische und mediale Erzeugung des Feindbild „Islam“, haben viele an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Sie finden beim IS eine Ersatzfamilie, die sie zur Abwechslung mal willkommen heißt, statt auszugrenzen. Sie erhalten beim IS eine Aufgabe und auch eine überdurchschnittliche Bezahlung. Dass viele nicht einmal genau wissen, wofür der Koran steht und oft wenig religiös sind, spielt keine Rolle.

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Der IS ist das Ergebnis aus fast 15 Jahren „Krieg gegen den Terror“. Ein Krieg, der unzähliges unschuldiges Leben kostete, den Islam dämonisierte und zur Religion des Terrors machte. Dabei sind die Kriege der NATO ebenso Terror. Nur eben staatlich geförderter Terrorismus und oft nicht mal mit demokratischem Mandat. Dieser staatliche Terrorismus, hat vor allem ein Ziel: Die Umsetzung von Wirtschaftsinteressen mit Waffengewalt und den Fortbestand des aktuellen Raubtierkapitalismus. Man ist sicherlich kein „IS-Versteher“ oder Befürworter ihrer Taten, wenn man sich auch folgendes vorstellt. Eine verdrehte Welt nämlich. Würden wir nicht auch zu Extremismus tendieren müssen, wenn z.B. der Irak uns bombardiert, unser Land illegal besetzt hält, unsere Kulturstätten und ganze Landstriche verwüstet und unsere Familien tötet, entführt und foltert? Extremismus jedoch ist nie richtig und führt nur zu mehr Gewalt. Genau das erleben wir nun im Mittleren Osten.

Ein weiterer Krisenherd also, der zur aktuellen Doomsday-Uhrzeit beigetragen haben könnte, da sie auch ein Indikator für die Unfähigkeit der Politiker ist, den Weltfrieden zu bewahren und im Gegenteil sogar noch zu einer weiteren Eskalation beitragen.

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[Ende Teil 1]

3. Der Kühle Krieg

Nicht kalt, aber doch ziemlich kühl ist die aktuelle Beziehung des Westens mit Russland. Das liegt natürlich auch an der angespannten Lage in der Ukraine, bei der man ohne Übertreibung, auch wenn das Politik und Medien nur ungern tun möchten, von Krieg sprechen kann. Russland streitet einen direkten Eingriff im Krieg der Ukraine mit den Separatisten ab. Die NATO hingegen gibt Russland die Schuld an dem Konflikt und nennt die Annexion der Krim „völkerrechtswidrig“. Beide Seiten haben ihre Argumente für ein Pro und Kontra dieser Annexion. Was die NATO hingegen gerne unterschlägt, ist die sukzessive Erweiterung der EU gen Russland und die damit auch näher rückenden Militärbasen der USA und deren Alliierten. Darf sich Russland darum keine Sorgen machen? War so ein Vorgehen der NATO nach der Wiedervereinigung Deutschlands nicht völlig indiskutabel? War es nicht Hans-Dietrich Genscher der stellvertretend für westliche Außenminister folgendes mit seinem US-amerikanischen Kollegen 1990 versprach:

[Genscher Zitat YouTube: 00:10 – 00:25]

Was soll man daraus schlussfolgern? Kann man denn auf Aussagen von Politikern eigentlich gar nichts geben? Zweifeln sollte alle Mal erlaubt sein. Man muss weder „Putin-Versteher“, Fan der russischen Regierung oder NATO-Hasser sein, um mit Verstand feststellen zu können: Russland hat allen Grund sich bedroht zu fühlen. Und das liegt nicht alleine an den politischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen das Land, die stetig vergrößert werden, sondern auch wegen dem Krieg in der Ukraine, direkt vor der russischen Haustür.

Die westlichen Mainstreammedien zeichnen unterdessen ein Bild von Russland, was sich nicht hinter der „roten Angst“ von 1917 – 1920 oder in der Zeit des Kalten Krieges verstecken muss. Politiker propagieren eine russische Bedrohung und Rundfunk und Printmedien berichten unverhältnismäßig darüber. Jedoch nicht immer deckungsgleich mit der Realität. Der Programmbeirat der ARD rügte die Ukraine Berichterstattung mit „Einseitigkeit zulasten Russlands, mangelnde Differenziertheit sowie Lückenhaftigkeit“. Das ging von ein massiven Kritikwelle der eigenen Zuschauer aus. Der SPIEGEL ging sogar noch weiter, als er auf seinem Titelcover der 31. Ausgabe von 2014 befahl: „Stoppt Putin jetzt!“ Das ganze in roten Großbuchstaben, Ausrufezeichen und im Hintergrund die Bilder der Opfer von MH17. War die Schuld Russlands am Abschuss dieser Passagiermaschine im Luftraum der Ukraine denn bewiesen? Nein!

Das sind nur wenige Beispiele einer tendenziösen Berichterstattung in unseren Medien. Kann man pauschal von einer „Lügenpresse“ reden, wie es die PEGIDA-Anhänger machen? Nein! Denn es gibt noch sehr viele gewissenhafte Journalisten, die sich ihrer Verantwortung, Meinungen erzeugen zu können, bewusst sind. Dennoch sollte man die erzeugte negative Stimmung in der Bevölkerung durch die restliche Presselandschaft nicht unterschätzen.

Das schlechte politische Verhältnis von Russland mit dem Westen, war vermutlich auch Grund genug, der „Doomsdayclock“ mindestens eine Minute hinzuzufügen. Zuletzt hatten wir eine so kritische Atomkriegsuhrzeit 1984, als der Kalte Krieg in einer sehr bedenklichen Phase war.

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4. Der Ruf zu den Waffen der NATO

[Gauck Zitat bei Antrittsrede Bundeswehr 2012 25:18 – 26:28]

Joachim Gauck machte bei seiner Antrittsrede beim Besuch der Bundeswehr klar, was für Bundespräsident er sein würde: Ein Sprecher für Wirtschaft und Industrie, der allen Ernstes der Meinung ist, dass es notwendig sei, für die vergangenen Kriege, aber auch für der Zukunft, an denen sich Deutschland beteiligte und beteiligen wird, zu sterben. Gauck ist auch der erste deutsche Bundespräsident, der die Eröffnungsrede auf der Münchner Sicherheitskonferenz von 2014 hielt. Die MSC ist eine private Veranstaltung, bei der sich Politiker, Rüstungsindustrieelle und Militärangehörige treffen, um über die Konflikte dieser Welt zu sprechen. Was genau das für Konflikte und Kriege sind, hat bereits Horst Köhler 2010 in einem Interview mit Deutschlandradio klar gemacht.

[Ausschnitt aus Interview mit Horst Köhler im Deutschlandradio]

Für diese ehrliche Aussage musste Horst Köhler schließlich seinen Posten als Bundespräsident räumen. Diese Aussage macht jedoch eindrücklich klar, wofür Soldaten und Zivilisten im Ausland sterben: Wirtschaftsinteressen! Wer das so deutlich formuliert, hat in der Politik nichts verloren. Geht gar nicht, Herr Köhler!

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Die NATO, die sich selbst gerne als Friedenstruppe darstellt, hat auch im September 2014 über ihren Generalsekretär Rasmussen verkünden lassen: „Russlands illegale militärische Aktionen in der Ukraine sind ein Weckruf. Wir müssen jetzt den Trend umdrehen und nach und nach die Ausgaben für die Verteidigung erhöhen". Für Deutschland soll das konkret bedeuten, dass es seine Militärausgaben von 1,3% des Bruttoinlandsproduktes auf 2% erhöhen soll. Zum Vergleich: Die USA investieren 4,3% und Großbritannien 2,4%. In Moneten ausgedrückt sind die USA absoluter Spitzenreiter bei den Militärausgaben mit 640 Milliarden US-Dollar, gefolgt von China mit 188 Milliarden und Russland mit gerade mal 87,8 Milliarden. Deutschland liegt auf Platz 7 weltweit mit 48,8 Milliarden Dollar. Die Zahlen sind übrigens von 2013. Aktuell werden Waffen aller Art von der NATO und Russland modernisiert. Dazu gehören übrigens auch die Atomwaffen. Ein weiteres Scheitern der globalen Politik, die sich eigentlich dafür einsetzen müsste, die Völker dieser Erde vor größerem Schaden zu bewahren, indem man überall abrüstet statt aufrüstet.

Das Wettrüsten hat also mal wieder begonnen und sicherlich Grund genug für die Atomphysiker des „Bulletin of the Atomic Scientists“ alarmiert der Atomkriegsuhr, den Indikator für einen möglichen Weltuntergang, die ein oder andere Minute hinzu zu fügen.

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5. Die Enthüllungen der Whistleblower

Sollte man sich nicht über die Welt, in der wir leben, Gedanken machen, wenn Menschen die über Verfehlungen unserer Regierungen berichten, sich verstecken müssen und nicht als Zeuge zugelassen werden, wenn es um einen handfesten Überwachungsskandal geht? Ein Skandal, der die Freiheit eines jeden Bürgers der westlichen Zivilisation in Frage stellt. Ein Skandal, der nicht in Nord-Korea statt fand, sondern direkt bei uns, im ach so freien Westen. Die Urheber, die Geheimdienste der USA, dem „land of the free“, nahmen sich die Freiheit nicht nur ihre erklärten Feinde, sondern auch ihre Freunde zu belauschen.

[NSA Überwachungskritik von Merkel]

So wurde eben nicht nur die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, abgehört. Mit tatkräftiger Unterstützung der deutschen Geheimdienste und von Konzernen, wie etwa Google, wurde jeder Bürger überwacht und unter Generalverdacht gestellt, illegal zu handeln. In einem Ausmaß, das so nicht bekannt war und für weltweites Entsetzen sorgte. Snowden musste sich in Russland verstecken, Julian Assange, ein weiterer Whistleblower, sitzt noch heute in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Wegen seinen Enthüllungen droht ihm, ähnlich wie Snowden, eine Auslieferung an die USA, sobald er die Botschaft verlässt.

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Was bei einer Auslieferung an die USA passieren kann, zeigt der Fall von Chalsea Manning, ehemals Edward Manning. Sie sitzt bereits wegen ihren Enthüllungen zum Gefangenenlager Guantanamo Bay, Kriegsverbrechen der USA und Veröffentlichung von Botschafter-Depeschen im Gefängnis. Für 35 Jahre. Wie frei kann ein Land schon sein, wenn der Bote von Verbrechen der eigenen Regierung verurteilt wird, nicht aber die Täter, die Regierung selbst? Klar, es geht um die Bewahrung der Staatssicherheit. Doch wie stark wurde sie durch diese Enthüllungen überhaupt gefährdet? Wurde vielleicht nur der Ruf und das Ego einer Weltmacht geschädigt? Die Enthüllungen von Whistleblowern zeigen uns das, was uns unsere Regierungen vorenthalten, nämlich ihre schmutzige Wäsche. Eigentlich ein Job unserer Presse. Wenn Enthüllungen von Verbrechen strafbar sind, dann sind wir weniger frei als wir dachten. Doch auch wenn Informationen auf ganz klassischem Wege als Buch veröffentlicht werden, wie jüngst der CIA Folterbericht, so müssen sich die eigentlich Verantwortlichen dieser Verbrechen gegen elementare Menschenrechte nicht verantworten.

Der Krieg der Informationen findet jeden Tag im Internet statt. Die schöne Welt der sozialen Medien, lässt uns das nur zu gerne ignorieren. Die Kontrahenten sind Organisationen wie Wikileaks, das Hackernetzwerk „Annonymous“ und viele weitere, die aktiv gegen die Verfehlungen von Regierungen vor gehen. Erst Enthüllungen zeigen ein deutlicheres Bild von der Welt in der wir leben. Sicherlich ist diese enthüllte Wahrheit auch ein Grund für die derzeitige Weltuntergangstimmung der Atomphysiker.

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6. Der von Menschen beeinflusste Klimawandel

Ein weiterer Anstoß für die Weltuntergangstimmung der Wissenschaftler ist natürlich nicht zuletzt auch der Klimawandel, der wohl auch durch den Menschen beeinflusst wird, glaubt man der Klimaforschung. Und auch wenn es Klimawandel schon in der Zeit vor der Industriellen Revolution gegeben hat, so dürfte der Mensch heute durch all seine technischen Errungenschaften einen viel zu großen Einfluss auf Mutter Natur haben. Beispiele gefällig?

Da hätten wir die Abholzung unserer Wälder, die wichtig sind für die Verarbeitung von CO². Das Töten von ganzen Tierarten. Die Verschmutzung und Überfischung unserer Meere. Das Öl, das durch seine Knappheit nicht nur den Weltfrieden gefährdet, wie bereits erwähnt, sondern auch noch massiv, alleine durch seine Gewinnung, Transport und Verarbeitung, unser Ökosystem belastet. Und das sind nur einige Fälle, wo der Mensch durch seine Gier, seinem Hunger nach Wachstum und der damit verbundenen Egozentrik uns an den Rand der Selbstzerstörung getrieben hat. Nur zu oft scheint Ego mit Eco verwechselt zu werden.

Über den Klimawandel wird viel geredet, seine Gefahren sind umfassend diskutiert worden. Da aber ein verantwortungsvoller Umgang mit unserem Planeten so völlig mit den Interessen des Kapitalismus kollidiert, zumindest im Moment, stemmen sich viele Konzerne gegen die geforderten Klimaziele der Politik, die ohnehin nur als halbherzig gelten. Profit ist eben wichtiger.

Da aber der Klimawandel schon jetzt solche unschönen Dinge, wie verstärkte Naturkatastrophen mit sich bringt, die vor allem die armen Menschen in betroffenen Regionen trifft, dürfte es nicht nur den Atomphysiker der „Doomsdayclock“ Sorgenfalten und graue Haare bereiten.

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Fazit

Ziemlich düstere Aussichten, was? Was kann man nun aus all diesem Elend folgern? Ist uns Menschen überhaupt noch zu helfen? Sollen wir nun in ständiger Angst leben, uns Zuhause einsperren und alles und jedem misstrauen? Nun, das wäre vermutlich der größte Fehler und extrem gefährlich. Was wäre also zu tun?

Angst zu haben ist sicherlich der falsche Weg. Da man aktiv werden sollte, ist Angst, die nun einmal etwas Passives ist, kontraproduktiv. Man sollte auch nicht „anti“ sein, aber auf jeden Fall „pro“ Frieden. Diese Einstellung sollte man teilen. Sich für Frieden einsetzen, wo es nur geht. Es gibt Bewegungen da draußen, mit denen man sich online vernetzen kann, um dann zusammen für Frieden und den Erhalt davon auf die Straße zu gehen. Nie war Kommunikation für den Frieden einfacher als heute. Nie war es einfacher sich auch aus anderen Quellen als Alternative für die Mainstreammedien zu informieren. Es geht darum der Stock in den Speichen der Kriegsbefürworter zu sein und es ihnen möglichst schwer zu machen, ihre Ziele umzusetzen. Vor allem dann, wenn diese Kriegsbefürworter nichts anderes als Geld und Macht im Sinn haben. 1% der Welt begreifen die Erde als ihr Schlachtfeld in der Tradition des Brettspiels „Risiko“. Nur sind sie nicht diejenigen, die auf diesem Schlachtfeld sterben müssen. Es sind die restlichen 99%. Das sind wir und wir sind in der Überzahl.

„Was kann ich alleine schon tun? Die da oben machen doch eh was sie wollen!“, ist der Standardspruch aller resignierten Seelen, die sich durch ihr Leben hangeln. Wenn man aber begreift, dass man nicht alleine ist, die kritische Masse der Bürger, denen das friedliche Zusammenleben auf diesem Planeten nicht egal ist, immer größer wird, dann kann man durchaus positiv in die Zukunft blicken, wenn man aktiv an ihrer Gestaltung mitarbeitet. Noch ist es nicht 12 Uhr!

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Kommentare
05.03.2015 / 15:49 Emanuel, Radio Unerhört Marburg (RUM)
Wurde bereits gesendet bei...
...Radio Unerhört Marburg in der Sendung "Gleis 16" am 25.02.2015 und 27.02.2015.