I dreamed i saw Joe Hill last night ... Do not mourn, but organize

ID 73731
Begrüßungen und Programm (Hauptteil)
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Erinnerungskonzert von ewo2 mit The overall brigade und dem Alstomchor: JOE HILL,Sänger,Rebell und Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit und Sozialiamus – am Vorabend seines 100. Todestages. Unterstützt vom Technomuseum Mannheim (Landesmuseum für Arbeit und Technik) und IG Metall-Mannheim.
Programm zur Historie des nord-amerikanischen Arbeiterliedes.
http://ewo2.de/01_home/01_02.htm
http://ewo2.de/01_home/2908.htm
https://overallbrigade.wordpress.com/
http://www.resistance-online.eu/alstom/
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10:48 min, 6329 kB, mp3
mp3, 80 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 19.11.2015 / 00:22

Dateizugriffe: 531

Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Arbeitswelt, Musik, Jugend, Kultur, Politik/Info
Serie: sonar -aktuell-
Entstehung

AutorInnen: grenzenlos Reinhard
Radio: bermuda, Mannheim im www
Produktionsdatum: 19.11.2015
Folgende Teile stehen als Podcast nicht zur Verfügung
Lieder (gf) the overall brigade und Joe Hills Testament
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01:03:14 h, 36 MB, mp3
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Upload vom 19.11.2015 / 01:58
Joe Hill Vortrag Holger Marx
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36:28 min, 29 MB, mp3
mp3, 112 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 19.11.2015 / 02:10
Zwei neue und einige der best bekannten Lieder Alstomchor
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21:18 min, 17 MB, mp3
mp3, 112 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 19.11.2015 / 02:36
ewo2 Joe Hill Hans Refffert,Ballade Wasserrad,Solidaritätslied
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39:54 min, 32 MB, mp3
mp3, 112 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 19.11.2015 / 03:19
CC BY-NC-SA
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Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Donnerstag - 19. November 2015 - Potsdam-Babelsberg
U-24, Uhlandstr. 24, 14482 Potsdam-Babelsberg, ab 20 Uhr

DO NOT MOURN – BUT ORGANIZE
Konzert zum 100. Todestag von JOE HILL - einem Rebellen, der durch seine Lieder unsterblich wurde. mit Musik von: Blandine Bonjour & Bernd Köhler / The Overall Brigade / Atze Wellblech / Sons of Hanzo (Salt Lake City + San Pedro, USA) u. a.

Dienstag - 01. Dezember 2015 - CAPITOL-Mannheim
Benefizkonzert zum 20jährigen Bestehen dieses besonderen Lokals. In der Tradition der französischen »Restaurants du Coer« des Komikers Coluche werden hier Dienstags, Mittwochs und Samstag günstige Mittagessen für Bedürftige angeboten

PLATTE-FIZ - 20 JAHRE MANNHEIMER PLATTE – BENEFIZKONZERT

u. a. Madeleine Saveur & Clemens Maria Kitschen, Thomas Siffling & Daniel Prandl, Mitglieder des Balletts des Nationaltheaters Mannheim, Bernd Köhler und ewo2 ...

Freitag - 18. Dezember 2015 - Mannheim
JUZ in Selbstverwaltung Friedrich Dürr, Käthe-Kollwitz-Str.2-4 , 68169 Ma
DAS JUZ FEIERT: 15 JAHRE ANTIFA-AK
u. a. mit einem Arbeiterlieder-Konzert von ewo2 (Bernd Köhler, Hans Reffert und Jan Lindqvist)

Die Ballade vom Wasserrad

Von den Großen dieser Erde
Melden uns die Heldenlieder;
Steigen auf so wie Gestirne
Gehn sie wie Gestirne nieder.
Das klingt tröstlich und man muß es wissen.
Nur für uns, die wir sie nähren müssen
Ist das leider immer ziemlich gleich gewesen.
Aufstieg oder Fall: wer trägt die Spesen?
Freilich dreht das Rad sich immer weiter
Daß, was oben ist, nicht oben bleibt.
Aber für das Wasser unten heißt das leider
Nur: daß es das Rad halt ewig treibt.

Ach, wir hatten viele Herren
Hatten Tiger und Hyänen
Hatten Adler, hatten Schweine
Doch wir nährten den und jenen
Ob sie besser waren oder schlimmer:
Ach, der Stiefel glich dem Stiefel immer
Und uns trat er. Ihr versteht: ich meine
Daß wir keine andern Herren brauchen, sondern keine!
Freilich dreht das Rad sich immer weiter
Daß, was oben ist, nicht oben bleibt.
Aber für das Wasser unten heißt das leider
Nur: daß es das Rad halt ewig treibt.

Und sie schlagen sich die Köpfe
Blutig, raufend um die Beute
Nennen andre gierige Tröpfe
Und sich selber gute Leute.
Unaufhörlich sehn wir sie einander grollen
Und bekämpfen. Einzig und alleinig
Wenn wir sie nicht mehr ernähren wollen
Sind sie sich auf einmal völlig einig.
Freilich dreht das Rad sich immer weiter
Daß, was oben ist, nicht oben bleibt.
Aber für das Wasser unten heißt das leider
Nur: daß es das Rad halt ewig treibt.
Bertolt Brecht


Kette von Gesinnungsurteilen von den Haymarket-Angeklagten Ende des 19. Jahrhunderts über Sacco und Vanzetti bis zu Mumia Abu-Jamal

...von dem Profitprinzip und den davon profitierenden Kapitalisten freien Gesellschaft der gleichen und gerechten Produktion und Verteilung...


Der singende Radikale
Heute vor 100 Jahren wurde in den USA Joe Hill hingerichtet
Von Gerhard Hanloser

Joseph_Hillström_circa_1915.jpg

»Mir träumte, dass ich Joe Hill letzte Nacht gesehen habe, so lebendig wie du und ich«
Foto: Library of Congress/wikimedia.org/gemeinfrei

Was wäre die badische Anti-AKW-Bewegung in Whyl gewesen ohne die Lieder und Auftritte des kürzlich verstorbenen Liedermachers Walter Mossmann? Was wäre die außerparlamentarische Bewegung ohne Ton Steine Scherben und Franz Joseph Degenhardt? Und was wären die Antipogrom-Antirassismus-Aktivitäten der frühen 90er ohne, sagen wir, die Goldenen Zitronen?

Vor hundert Jahren wurde in den USA ein singender und spielender Radikaler von den Lebenden zu den Toten befördert, der jedoch all diese Zuweisungen von Einzelkünstlern an eine große soziale Bewegung viel besser und treffsicherer verkörpert: Joe Hill. Er war einer der bekanntesten Hobos, der klassenkämpferischen Wanderarbeiter. John Dos Passos, der große sozialrealistische Autor der US-Literatur, hat ihm in seinem Roman »1919« ein Denkmal gesetzt, der 1932 als zweiter Teil von dessen »USA«-Trilogie erschien.

Mit Banjo, Gitarre, Klavier und Akkordeon spielte und agitierte Joe Hill gegen den Kapitalismus und fasste das Programm der internationalistisch-kämpferischen Gewerkschaftsbewegung Industrial Workers of the World (IWW) in kurze, prägnante und dennoch poetische Zeilen. Er zeichnete verantwortlich für etliche populäre Folksongs mit teilweise beißend-ironischen Texten, die im sogenannten Little Red- Songbook der IWW veröffentlicht wurden.

Hill wurde am 19. November 1915 exekutiert. Warum? Vordergründig wurde er am 10. Januar 1914 in Salt Lake City des Mordes an dem Lebensmittelhändler John Morisson und dessen Sohn Arling angeklagt und trotz mangelhafter Beweise verurteilt. Doch der Fall wurde zu einem der größten Justizskandale der USA, nicht dem einzigen,– wie die Kette von Gesinnungsurteilen von den Haymarket-Angeklagten Ende des 19. Jahrhunderts über Sacco und Vanzetti bis zu Mumia Abu-Jamal zeigt.

Joe Hill kam ursprünglich aus Schweden, wo er am 7. Oktober 1879 als Joel Emmanuel Hägglund in der Hafenstadt Gävle geboren wurde. Nachdem beide Eltern gestorben waren, wanderte er 1902 mit seinem Bruder Paul über Liverpool in die Vereinigten Staaten aus. Neue Welt – neues Leben – neuer Name. Nach Jobberei in New Yorker Kneipen, zog er weiter Richtung Westen. Er lernte Maschinenfabriken in Chicago von innen kennen und verdingte sich als Erntearbeiter.

Er trat in die IWW ein, die im ersten Abschnitt ihres Programms erklärte, dass es zwischen Arbeiter- und Kapitalistenklasse keine Gemeinsamkeit gebe. Als Bewegung war die IWW weder anarchistisch noch anarchosyndikalistisch, ganz bestimmt war sie aber auch nicht marxistisch, zumal der Jahrhundertwende-Marxismus ohnehin, wie der britische Historiker Eric Hobsbawm anmerkte, eher reformistisch positioniert war. Die IWW hielt an einem internationalistischen Industrie-Unionismus fest, der alle Branchen und Berufe der ausgebeuteten Klasse umfasst, auch die Bauern, Tagelöhner und angeblichen »Lumpenproletarier«. Die Gewerkschaft selbst hatte mehrere Funktionen: sie ist Kampforganisation der Arbeiterklasse, aber auch Institution der Erziehung und Kommunikation, sowie Vorwegnahme einer anderen, von dem Profitprinzip und den davon profitierenden Kapitalisten freien Gesellschaft der gleichen und gerechten Produktion und Verteilung. Innerorganisatorisch pflegten die Wobblies, wie die Mitglieder der IWW genannt wurden, einen praktischen Pluralismus, so dass die Minderheit der Marxisten nicht ausgegrenzt wurde.

Hill mischte 1910 beim »Free Speech Fight« der IWW in Kalifornien mit, einer auch anderswo von den Wobblies initiierten, durchaus militanten Kampagne zur Durchsetzung öffentlicher politischer Versammlungen, die sich auf den ersten Zusatz zur US-amerikanischen Verfassung berief, in dem »freedom of speech« (Redefreiheit) garantiert wurde. 1911 beteiligte sich Hill 1911 an einer kleinen Gruppe von Guerilleros, die der mexikanische libertäre Theoretiker und Agitator Ricardo Flores Magón in Los Angeles zusammengestellt hatte, um an der Revolution in Mexiko teilzunehmen.

Joe Hill war Organizer, aber nicht im heutigen Sinne verstanden als Erfrischung und Aufpolierung alter Gewerkschaftsstrukturen, sondern in der Vorwärtsbewegung eines klassenkämpferischen Internationalismus.

Am Tag vor seiner Hinrichtung schrieb Joe Hill sein Testament, das der deutsche Anarchosyndikalist Augustin Souchy ins Deutsche übersetzt hat. Darin heißt es: »Denn gar nichts auf Erden, ihr Freunde, ist mein / Vergebens, ihr Lieben, ist all euer Klagen / Bäume im Hagel, wie könnten sie Früchte tragen?«

Tatsächlich wurde Hill postum zu einer Symbolfigur der Linken, über die der Schriftsteller Alfred Hayes 1925 das berühmte Gedicht »I Dreamed I Saw Joe Hill Last Night« schrieb, in dem Joe Hill so ähnlich wie das von Marx beschriebene Gespenst namens Kommunismus immer dort auftaucht, wo es um die Sache der Arbeiter geht. Hieraus entwickelte der kommunistische Sänger Earl Robinson ein klassisches Lied, das später von Pete Seeger, Billy Bragg und Joan Baez gesungen wurde. Es endet mit den Zeilen: »Mir träumte, dass ich Joe Hill letzte Nacht gesehen habe, so lebendig wie du und ich. / ›Joe‹ sagte ich, ›du bist doch schon zehn Jahre tot« - ›Ich bin niemals gestorben‹. sagte er.«
https://www.jungewelt.de/2015/11-19/046.php