Gedenkkongress 2015 an rechte Morde und Gewalttaten

ID 74220
Filmische und künstlerische Auseinandersetzung mit Gedenken und (Hauptteil)
AnhörenDownload
Vom 11. bis 13.9. fand in Leipzig der Gedenkkongress 2015 statt: „NSU-Gedenken im Kontext bisheriger Gedenk- und Erinnerungspolitik nichtstaatlicher Gruppen an rechte Morde und Gewalttaten“. http://www.gedenkkongress.de Dort gab es zahlreiche Veranstaltungen, folgende Veranstaltungen sind nachhörbar:

74220-> Filmische und künstlerische Auseinandersetzung mit Gedenken und Erinnerung an rechte Morde und Gewalttaten – Chancen und Widersprüche

74221-> Institutionalisierung von Gedenken? Ist eine langfristige Erinnerungskultur möglich oder wird jedes Gedenken irgendwann zum inhaltsleeren Ritual?

74222-> 15 Jahre Beginn der Mordserie des NSU

74223-> Input: Erinnerung und Gedenken im Internet

74224-> Denkmäler als Mittel der Erinnerungspolitik? Offene Diskussion mit Input aus Hoyerswerda

74225-> Recherche-Projekt „Unvergessen – Opfer rechter Gewalt in Baden-Württemberg“

74227-> Staatliches und nichtstaatliches Gedenken und Aufarbeitung des NSU – von der Erinnerungsarbeit zu den Konsequenzen und Schlussfolgerungen – zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Audio
01:23:34 h, 39 MB, mp3
mp3, 65 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 16.12.2015 / 11:29

Dateizugriffe: 1532

Klassifizierung

Beitragsart: Rohmaterial
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Mitschnitt
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 16.12.2015
Folgende Teile stehen als Podcast nicht zur Verfügung
Institutionalisierung von Gedenken? Ist eine langfristige Erinne
AnhörenDownload
Audio
01:26:17 h, 40 MB, mp3
mp3, 65 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 16.12.2015 / 11:54
15 Jahre Beginn der Mordserie des NSU
AnhörenDownload
Audio
24:07 min, 20 MB, mp3
mp3, 116 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 16.12.2015 / 12:05
Erinnerung und Gedenken im Internet
AnhörenDownload
Audio
46:04 min, 37 MB, mp3
mp3, 113 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 16.12.2015 / 12:25
Denkmäler als Mittel der Erinnerungspolitik?
AnhörenDownload
Audio
38:05 min, 31 MB, mp3
mp3, 114 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 16.12.2015 / 12:39
Recherche-Projekt „Unvergessen – Opfer rechter Gewalt in Baden-W
AnhörenDownload
Audio
01:23:44 h, 40 MB, mp3
mp3, 66 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 16.12.2015 / 12:58
Von Erinnerungsarbeit zu den Konsequenzen und Schlussfolgerungen
AnhörenDownload
Audio
01:43:57 h, 48 MB, mp3
mp3, 65 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 16.12.2015 / 13:20
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Alle hier dokumentierten Veranstaltungen fanden am 12.9.2015 in Leipzig statt:

74220-> Filmische und künstlerische Auseinandersetzung mit Gedenken und Erinnerung an rechte Morde und Gewalttaten – Chancen und Widersprüche
Referent_innen: Julia Oelkers und Dan Thy Nguyen

Kunst- und Kulturschaffen haben oft die Chance, mit ihren Arbeiten Menschen auch außerhalb von politischen Zusammenhängen und Kontexten zu erreichen und sie zu einer intensiven, wenn auch zeitlich begrenzten, Auseinandersetzung mit ihren Themen zu bewegen. Vor welchen Herausforderungen stehen sie dabei, wenn es um die Erinnerung an Ereignisse wie Hoyerswerda 1991 oder Rostock 1992 geht? Welche Auswirkungen hat die Notwendigkeit, Käufer*innen und Förder*innen für ihre Werke zu finden? Wie ist in diesem Zusammenhang der Film „Wir sind jung. Wir sind stark“ zu bewerten, der zwar breit rezipiert, aber auch heftig kritisiert wurde. Darüber hinaus wird der NSU wird ein Thema in Film und Kultur werden: Die ARD verfilmt die Geschichte der rechten Terrorgruppe. Was ist von dem Film zu erwarten? Die Journalistin und Dokumentarfilmerin Julia Oelkers („Can’t be silent“) beschäftigt sich bereits seit Jahren mit den Themen Rassismus, Flucht sowie Migration. Sie begleitete die Entwicklungen in Hoyerswerda nach dem rassistischen Pogrom von 1991 über mehrere Jahre mit der Kamera und veröffentlichte unter anderem im Jahr 1992 ein Gespräch mit einem mosambikanischen Vertragsarbeiter, der als direkter Betroffener seine Erlebnisse in Hoyerswerda 1991 schilderte. Im Jahr 2011 reiste die Berlinerin mit drei ehemalige Vertragsarbeiter und einem Kamerateam erneut in die sächsische Kleinstadt. Dan Thy Nguyen ist Theaterschauspieler und -regisseur, er lebt in Hamburg. Im vergangenen Jahr führte der freie Künstler Regie beim Stück „Sonnenblumenhaus“, welches auch als Hörspiel umgesetzt wurde. Das Theaterstück dokumentiert das rassistische Pogrom von Rostock 1992 und „verarbeitet die Sicht der belagerten Menschen“, heißt es in einer Beschreibung zum Stück. „Ein transnationales Team geht auf die Suche nach Zeitzeugen und befragt sie nach ihrer Version der Geschichte.“


74221-> Institutionalisierung von Gedenken? Ist eine langfristige Erinnerungskultur möglich oder wird jedes Gedenken irgendwann zum inhaltsleeren Ritual?
Referent_innen: RE:GUBEN, Niemand ist Vergessen! Initiative in Gedenken an Dieter Eich, Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B., Initiative „Aktives Gedenken“ (Silvio Meier), Initiative für ein Gedenken an Nguyen Ngoc Chau und Do Anh Lan

Viele Gedenk- und Erinnerungsinitiativen kommen irgendwann an den Punkt, an dem sie sich fragen: Wie lange wollen oder können wir uns unserem Thema noch widmen? Welche Ziele können und wollten wir mit unsere Arbeit erreichen? Und muss sich eine solche Fragen beim Thema Erinnerungs- und Gedenkpolitik überhaupt gestellt werden, denn schließlich soll sie doch auf langfristige Wirkung angelegt sein? Welchen Umgang gibt es mit der besonderen Herausforderung einer lebendigen Erinnerung zwischen regelmäßigem Gedenken einerseits und einer inhaltsleeren Ritualisierung andererseits? Die Positionierung „Erinnern heißt Kämpfen“, also die Verbindung von Erinnerungsarbeit mit aktueller Politik in der Praxis, scheint eine mögliche Antwort auf diese Fragen zu sein. Wo sind die Grenzen eines solchen Ansatzes? Und besteht dabei die Gefahr, Ereignisse und Schicksale ungewollt zu instrumentalisieren?


74222-> 15 Jahre Beginn der Mordserie des NSU
Referent_innen: Bündnis „Die rassistische Kontinuität durchbrechen“

Im September jährte sich mit der Ermordung von Enver Simsek zum 15. Mal der Beginn der Mordserie des NSU. Das Bündnis „Die rassistische Kontinuität durchbrechen“ rief dazu auf, die Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Rassismus, der zu den Taten des NSU führte, am 19. September in Nürnberg auf die Straße zu tragen – der Stadt, in der der NSU zuerst mordete und die wie nur wenige andere für die ungebrochene Kontinuität des Rassismus in Deutschland steht. In ihrem Vortrag erläutern die Referent*innen der Initiative „Das Schweigen durchbrechen!“ (Teil des Bündnisses „Die rassistische Kontinuität durchbrechen“ und des bundesweiten Aktionsbündnisses Aktionsbündnis „NSU-Komplex auflösen“) die Einordnung der Demonstration als Teil eines kontinuierlichen aktiven Gedenkens an die drei Opfer des NSU in Nürnberg und erläutern zahlreiche wichtige Hintergründe und Analysen zum NSU und u.a. zu dessen Verhältnis zum Staat.


74223-> Input: Erinnerung und Gedenken im Internet
Referent_innen: Antirassistische Initiative ARI Berlin und rechtesland.de

Das Internet und inbesondere Soziale Medien wurden in den vergangenen Jahren immer wichtiger für die menschliche Kommunikation und den gegenseitigen Austausch von Informationen. Vor allem online werden Inhalte verbreitet, dokumentiert und gelesen. Mit einem Inputvortrag erläutern die ARI Berlin und rechtesland.de, welche Möglichkeiten es für Erinnerungs- und Gedenkpolitik im Internet gibt – hierbei soll es vor allem um Datendarstellung und -erfassung gehen. Kann Erinnerungsarbeit in der virtuellen Welt dabei auch auf die Praxis Einfluss nehmen und wenn ja, wie?


74224-> Denkmäler als Mittel der Erinnerungspolitik? Offene Diskussion mit Input aus Hoyerswerda
Referent_innen: Initiative „Pogrom 91“

Ein Denkmal oder ein Gedenkstein ist eine klassische Forderung, um an rechte Morde oder Gewalttaten zu erinnern. Die bestehenden Gedenkorte, die von entsprechenden Initiativen bisher durchgesetzt werden konnten, haben in ihrer Umsetzung durch kommunalpolitisch Verantwortliche aber oft nur noch wenig mit den eigentlichen Vorstellungen der Gedenkinitiativen gemein. Anhand von vier möglichen Strategien soll mit Erfahrungen aus Saarlouis, Leipzig und Guben diskutiert werden, wie solche Enttäuschungen vermieden werden können. Grundlage dafür sind die Schilderungen der Initiative „Pogrom 91“, welche ein Denkmal in Erinnerung an das rassistische Pogrom in Hoyerswerda vom Jahr 1991 gefordert hat.


74225-> Recherche-Projekt „Unvergessen – Opfer rechter Gewalt in Baden-Württemberg“
Referent_innen: L. Teidelbaum

In Baden-Württemberg gab es von 1990 bis heute mindestens sieben Todesopfer rechter Gewalt, vor 1990 finden sich zwei weitere eindeutige Morde. Daneben gab es vor und nach 1990 mehrere Verdachtsfälle. Das Recherche-Projekt „Unvergessen – Opfer rechter Gewalt in Baden-Württemberg“ hat sich zum Ziel gesetzt, für das Gebiet von Baden-Württemberg alle bekannten Fälle von rechten Morden zu dokumentieren und dabei auch die Opfer zu porträtieren, in der Hoffnung ihnen damit einen Teil ihrer Würde zurückzugeben. Neben den eindeutigen rechten Morden wurden weitere Fälle dargestellt, bei denen ein rechtes Motiv zwar nicht belegt, aber auch nicht ausgeschlossen werden kann. Diese Fälle enthalten nach einer Beschreibung auch eine vorläufige Einschätzung. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass diese Verdachtsfälle neu aufgerollt und untersucht werden. Das Ergebnis der bisherigen Recherchen ist eine Fallsammlung, die auf dem Blog unvergessen.blogsport.de veröffentlicht wurde. Es ist die erste Dokumentation dieser Art für das Bundesland Baden-Württemberg.


74227-> Staatliches und nichtstaatliches Gedenken und Aufarbeitung des NSU – von der Erinnerungsarbeit zu den Konsequenzen und Schlussfolgerungen – zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Referent_innen: Katharina König, Miro Jennerjahn, Aktionsbündnis „NSU-Komplex auflösen“ (Teil des Bündnisses ist u.a. die Initiative „Keupstraße ist überall“), „Rassismus tötet!“ Leipzig

Mit Bodo Ramelow ist im Jahr 2014 in Thüringen erstmals ein Politiker der Partei DIE LINKE zum Ministerpräsidenten eines Bundeslandes gewählt worden. Unter Führung dieser Partei, die sich selbst als antifaschistisch positioniert, fällt somit auch die Verantwortung der weiteren Aufarbeitung des Gesamtkomplexes NSU. Dazu zählt vor allem auch dessen Verbindung zu staatlichen Behörden. Für die Entstehung des NSU waren unter anderem die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse in Thüringen von Bedeutung: Hier formierte sich eine Gruppe gewaltbereiter Neonazis mit staatlicher Unterstützung zu einer rechten Terrorzelle, bevor die Beteiligten in Sachsen untertauchen konnten. Welche Widersprüche entstehen angesichts einer Verpflichtung als Partei in Regierunsverantwortung im Gegensatz zu nichtstaatlichen Gedenk- und Erinnerungsinitiativen zum Thema NSU? Welche Möglichkeiten für eine nachhaltige Erinnerungs- und Gedenkpolitik ergeben sich aus einer staatlichen Rolle mit antifaschistischer Positionierung und wo sind ihre Grenzen? Und wie steht es um dieses Verhältnis für eine Oppositionspartei wie die Grünen ins Sachsen? Welche Verbindungen gibt es dabei zu außerparlamentarischen Initiativen? Und wie bewerten solche Gruppen die Perspektiven der Erinnerung an die Opfer und Betroffenen des NSU in Thüringen unter einer linken Landesregierung? Katharina König ist seit 2009 Abgeordnete im Thüringer Landtags für die Partei DIE LINKE. Für ihre Fraktion tritt sie als Sprecherin für Antifaschismus, Netzpolitik und Datenschutz auf. Katharina König saß im ersten NSU-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags und ist auch im zweiten Untersuchungsausschuss zum „Nationalsozialistischen Untergrund“ aktiv. Darüber berichtete sie in einem ausführlichen Interview in der Wochenzeitung „Jungle World“. Miro Jennerjahn war von 2009 – 2014 Mitglied im Sächsischen Landtag und Obmann von Bündnis 90/Die Grünen im NSU Untersuchungsausschuss. Mit der Opposition legte er einen Minderheitenbericht zu den Ergebnissen des NSU Untersuchungsausschusses in Sachsen vor. Jennerjahn ist seit Jahren gegen Neonazis aktiv, seit 2011 u.a. Beirat des Netzwerks für Demokratische Kultur e.V. und seit Februar 2014 als Mitglied der 8 Rechtsextremismuskommission des Bundesvorstandes der Grünen. Seine Kritik am Verfassungsschutz beim Thema NSU hat er hier formuliert.

Kommentare
16.12.2015 / 13:54 a., coloRadio, Dresden
wow!
große arbeit!