Kino Fino – Initiative Aktives Gestalten Leipzig

ID 74841
 
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Anfang Februar findet zum fünften Mal das fremdsprachige Kinder- und Jugendfilmfestival im Cineding statt. Die Initiative Aktives Gestalten lädt alle, die eine Fremdsprache lernen oder mit ihren Kindern z.B. die eigene Muttersprache pflegen wollen, zu Filmvorführungen in Englisch und Französisch, immer deutsch untertitelt. Daneben gibt es schöne Aktionen mit Muttersprachlern, die die Vorstellungen begleiten. Unter der Woche richten sich das Angebot an Schulen. Am Wochenende sind im Rahmen der Familientage alle eingeladen. Die Redaktion von Filmriss sprach mit den Initiatorinnen.
Audio
30:27 min, 35 MB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 28.01.2016 / 21:10

Dateizugriffe: 485

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Entstehung

AutorInnen: Filmriss, Radio Blau
Radio: RadioBlau, Leipzig im www
Produktionsdatum: 28.01.2016
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die gemeinsame Sprache

Die Leipziger Initiative Aktives Gestalten erschließt fremde Kulturen mit Film

Die Sprache Film ist universell. Egal in welchem Kulturkreis man seine Bahnen zieht, die bewegten Bilder sind überall auf dem Erdball Teil der Identität, Abbild einer Gesellschaft und Erbe einer Kultur. Gerade für Heranwachsende sind sie ein einfaches Mittel, um Zugang zur eigenen Identität, auch im Spiegel einer fremden zu erlangen und Vorurteile abzubauen. »Irgendwann wollte ich meiner Tochter Filme in Spanisch zeigen, aber es gab einfach keine Möglichkeit dazu.« Eucaris Guillen stammt aus Panama. Seit mehr als zwanzig Jahren lebt sie in Leipzig. 2013 rief sie die Initiative Aktives Gestalten mit ins Leben. Heute organisiert sie bereits das fünfte fremdsprachige Filmfestival in Leipzig.

»Wir haben den Verein gegründet, um mehr im Kulturbereich mitmischen zu können und für mehr Internationalität zu sorgen«, erzählt sie. Zweimal im Jahr findet das Filmfestival statt, jeweils in den Herbst- und Winterferien. Darüber hinaus organisiert die Initiative Stiftsammelaktionen für Flüchtlingsheime, Vorträge, Podiumsdiskussion und irgendwann soll auch ein internationales Lesefest die Leipziger Kulturlandschaft bereichern. »Da es viele Anfragen gibt, nimmt das Filmfestival aber einen immer größeren Platz ein, in unserem Verein.« Hauptaugenmerk liegt auf der Zusammenarbeit mit den Schulen. Bei der Filmauswahl wird darauf geachtet, dass sie im Einklang mit dem Lehrplan liegt.

Miriam Heinbuch, Pressereferentin des Vereins erklärt: »Unser Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche, die mit mehreren Sprachen aufwachsen oder gerade eine Sprache lernen. Aber auch Erwachsene kommen zu uns. Wir machen es ihnen einfach, da wir die Filme immer Deutsch untertiteln, damit auch jeder Zugang hat.« Kino Fino, wie die fremdsprachige Filmreihe seit letztem Herbst heißt, funktioniert generationsübergreifend. »Dabei geht es uns darum, dass die Besucher nicht nur passiv einen Film gucken, sondern die Möglichkeit haben, die Sprache auch aktiv zu erleben«, erklärt Heinbuch. »Dazu haben wir viele tolle Muttersprachler, die pädagogische Workshops vorbereiten, mit den Kindern Basteln oder Singen. So kann man die Sprache auch gleich nutzen. Das macht den Kindern sehr viel Spaß und die Jugendlichen nutzen die Möglichkeit im Anschluss in der jeweiligen Sprache über den Film zu reden.« Guillen beschreibt es so: »Es ist bei uns so, als wäre man für ein paar Stunden im Ausland. Man wird mit der jeweiligen Sprache begrüßt, schaut den Film in der Sprache und kann im Anschluss in der Sprache interagieren.«

Als im letzten Jahr die Flüchtlingsströme auch Leipzig erreichten, war gleich die Idee da, mit Kino Fino einen integrativen Beitrag zu leisten. »Wir wollten Flüchtlingen das Ankommen in der neuen Umgebung ein wenig erleichtern«, erzählt Guillen. »So sind wir auf ein Haus gestoßen, in dem vor allem Familien wohnen. Die sind dann als geschlossene Gruppe an einem Nachmittag zu uns zum Filmfestival gekommen.« Allerdings bietet die Heimat von Kino Fino, das Cineding im Westen der Stadt, ein begrenztes Platzangebot. »Daher haben wir beschlossen, direkt zu ihnen zu gehen. Im November waren wir in einer Erstaufnahmestelle mit 430 Flüchtlingen und haben von 15 bis 23 Uhr Filme vorgeführt. Das war eine ganz tolle Erfahrung.« Guillen freut vor allem das direkte Feedback für ihre Arbeit und Heinbruch ergänzt: »Was uns außerdem gefreut hat, war wie schnell sich die Bewohner auch selbst eingebracht und fast darauf bestanden haben zu helfen. Das war ganz klasse.« Auch Eucaris Guillens Augen leuchten: »Sie haben gleich die Taschen ausgepackt, Kabel beklebt und geholfen den Raum zu verdunkeln. Ein Vierzehnjähriger Junge hat das Kommando übernommen und darauf geachtet, dass jeder eine der kostenlosen Karten hatte. Für ihn war das ein absolutes Erlebnis.« Die Kommunikation funktioniert auf anderen Wegen. »Der Junge heißt Ahmad und antwortete auf jede Frage, die man ihm stellte mit »Ahmad«. Aber das hat keine Rolle gespielt. Wir haben an dem Tag bis 23 Uhr zusammen gearbeitet und er hat sich alle Filme angeschaut und war total begeistert.« Film als universelle Sprache funktioniert jenseits von Herkunft und Alter. »In Zusammenarbeit mit Weltkino haben wir »Taxi Teheran« gezeigt. Das war voll, von der Oma bis zu kleinen Kindern saßen alle dabei.«

Finanziell ist die Initiative auf die Unterstützung von Partnern, wie dem Landesfilmdienst, und Sponsoren angewiesen. Die Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig. »Wir können jede Hilfe gebrauchen«, sagt Miriam Heinbruch. »Wer sich einbringen will, findet für jeden etwas, sei es bei der Technik, der Organisation und auch Muttersprachler vielleicht von einer Sprache, die wir noch nicht im Programm haben, sind herzlich willkommen.«

http://initiativeaktivesgestalten.com