Kino steht Kopf: GEGENkino 2016

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Im dritten Jahr in Folge feiert das GEGENkino risikoreiche Sehweisen des Films
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29:04 min, 53 MB, mp3
mp3, 256 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 21.04.2016 / 14:43

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Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Entstehung

AutorInnen: Redaktion Filmriss
Radio: RadioBlau, Leipzig im www
Produktionsdatum: 21.04.2016
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Filme passieren heute immer weniger im Kino. Mit geringem finanziellen Aufwand lässt sich inzwischen jedes Wohnzimmer in eine anständige Audio-Video-HiFi-Oase umwandeln. Netflix und Co. bieten unzählbare Filme im Stream, die man dank mobiler Technologie auch auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem stillen Örtchen verfügbar hat. Unsere Sucht nach dem bewegten Bild scheint durch solche Formen eher genährt als gestillt zu werden. Und doch geht in dieser Ausdifferenzierung der Filmrezeption ein gutes Stück der klassischen Kinoerfahrung verloren. Im dritten Jahrgang des Leipziger GEGENkinos soll deshalb das »Potential des Raums Kino« erkundet werden, sagt Inga Brantin, Mitorganisatorin des Festivals. Um ein solches Ziel nicht als leere Behauptung stehen zu lassen, haben die Festivalmacher diesmal ein besonders reizvolles Event geplant, das unser Verständnis vom Kino von einer seiner scheinbaren Grundgegebenheiten her attackiert: dem horizontalen Format seiner Projektion. Das niederländische Kunstprojekt »Vertical Cinema« wird in einer Deutschlandpremiere in der Paul-Gerhardt-Kirche eine im Kirchenschiff aufgespannte Leinwand mit einem auf die Seite gekippten 35mm-Projektor bestrahlen und auf diesem extremen Hochformat experimentelle Kurzfilme zur Schau stellen. Die Kirche in Connewitz wird so zum wahrhaft experimentellen Raum zwischen Kunst und Kino, eine »Herausforderung für alle Sinne«, wie Mitorganisator Amos Borchert verspricht.
In einem Schwerpunkt geht es dieses Jahr um das afrikanische Kino, dessen »Exotenstatus«, wie Brantin bemerkt, allerdings in Frage zu stellen sei. Die Auswahl afrikanischer Filme und Kurzfilme soll dagegen zeigen, dass dort spannendes, hoch gegenwärtiges und kritisches Kino gemacht wird, z.B. das südafrikanische Generationenporträt »Necktie Youth« oder »Crumbs«, ein surrealistischer Thriller aus Äthiopien. Gezeigt wird auch der kürzlich oscarprämierte »Son of Saul«, dessen filmästhetisch radikaler Umgang mit dem Holocaust in einem Vortrag von Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger erläutert und zur Diskussion gestellt werden wird. Dass die »Kino-Raum-Situation« der Gegenwart bei allem nötigen Aktivismus für etablierte Formen wie das 35mm-Format keine Grabenkämpfe gegen moderne Technologien führen muss, wird die Leipziger Premiere von »Tangerine« zeigen, dem ersten abendfüllenden Spielfilm, der komplett auf einem iPhone gedreht wurde.

Kommentare
23.04.2016 / 21:16 Aktuell, Radio Blau, Leipzig
gespielt bei Aktuell am Freitag
Danke!