Zum neuen Gesetz gegen Gewalt an Frauen in Tunesien - Interview mit Terre de Femmes

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Das tunesische Parlament hat letzte Woche ein Gesetz verabschiedet, das Frauen vor jeglicher Gewalt schützen soll. Alle 146 anwesenden Abgeordneten votierten am Mittwoch vergangener Woche in Tunis für den Text, mit dem erstmals in dem Land auch die Opfer von häuslicher Gewalt unter Schutz gestellt werden.

Was der Gesetzestext da genau besagt, wann das Gesetz in Kraft tritt und wie das Gesetz dann tatsächlich in der Lage sein wird, die Mädchen und Frauen in Tunesien vor Gewalt - vor Allem häuslicher und sexualisierter - zu schützen, dazu haben wir mit Frau Dr. Abir Alhaj Mawas gesprochen. Die ist Referentin für Flucht und Frauenrechte bei der gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Frauen, TERRE DE FEMMES:
Audio
08:42 min, 8158 kB, mp3
mp3, 127 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 31.07.2017 / 16:36

Dateizugriffe: 2297

Entstehung

AutorInnen: tagesaktuelle Redaktion
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 31.07.2017
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Es ist ein Fernsehmoment, der vor einigen Monaten nicht nur im tunesischen Fernsehen Aufmerksamkeit erregte: Der Moderator Alaa Chebbi der tunesischen Talkshow "Andi Mankollek" redet pausenlos auf eine junge schluchzende Frau ein - live vor laufender Kamera beschuldigt er sie immer wieder: "Hajer, was hast du gemacht?" Hajer ist schwanger. In der Talkshow erzählt sie, dass sie vergewaltigt worden ist, von drei Familienmitgliedern. Und zwar immer wieder, seit sie 14 Jahre alt war. Als ihr Vater von der Schwangerschaft erfuhr, warf er sie aus dem Haus. Der Moderator fordert von ihr, sie solle sich bei ihrem Vater entschuldigen. Sie, schwanger und unverheiratet sei die, die einen Fehler gemacht habe.

Vor allem in sozialen Netzwerken gibt es entsetzte und wütende Kommentare. Kurze Zeit später setzen die tunesischen Behörden die Talkshow für drei Monate aus. Sie habe die Menschenwürde verletzt. Dem Moderator wird vorgeworfen er habe dem Mädchen vorgeschlagen, ihren Peiniger zu heiraten, um sich von der gesellschaftlichen "Schande" zu befreien. Der rechtfertigt seine Position mit dem geltenden Gesetz. Genauer Artikel 227. Da heißt es nämlich, dass Vergewaltiger von ihrer Straftat freigesprochen werden, wenn sie das Opfer im Nachhinein bereit sind, zu heiraten. Meist zwingen auch die Familien der jungen Frauen, dem nachzugehen.
Das zeigt wiedermal: Das Problem liegt nicht nur an der radikalen Position der einzelnen Verfechter, sondern an der Gesetzgebung. Und dem möchte die tunesische Regierung jetzt nachgehen.

Kommentare
01.08.2017 / 12:35 Yoshi, Radio Dreyeckland, Freiburg
Danke!
gespielt im Mittagsmagazin am 1.8.
 
01.08.2017 / 16:34 sonar, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
lief bei bermuda.funk
in sonar am 01.08.. vielen dank!
 
01.08.2017 / 17:21 Tagestiefredaktion,
Danke!
Gespielt am 01.08. im Nachmittagsmagazin