Der Streit um die Intendanz der Berliner Volksbühne hat am vergangenen Freitag eine neue Qualität erhalten. Den kritischen Worten und den tausenden Unterschritfen gegen die neue Intendanz von Chris Dercon folgte am Freitag eine Besetzung der Volksbühne. Hunderte Menschen haben am Wochenende das Haus in Beschlag genommen um dort eine transmediale Theaterinszenierung zu veranstalten. Dahinter steckt die Gruppe Staub zu Glitzer, ein Kollektiv von Kulturaktivisten und -aktivistinnen. Sie verstehen ihre Aktion als Protest gegen Kommerzialisierung und Gentrifizierung. Sie erklärten die Volksbühne zum Eigentum aller Menschen und zum Zentrum gegen Gentrifizierung. Bereits am ersten Tag der Besetzung hat das Kollektiv angekündigt, dauerhaft bleiben zu wollen. Gerade wird ein Programm für die ersten drei Monate erarbeitet. Daran beteiligen sich internationale Künstler, Schauspielerinnen, Theaterregisseure und Musiker. Die Aktion kann als Kritik an der neuen Indentanz und der damit einhergehenden marktkonformen Ausrichtung der Volksbühne verstanden werden, auch wenn die Aktivisten und Aktivistinnen nicht die Personalie Chris Dercon zum Zentrum ihrer Kritik machen wollen. Ihnen geht es um die Frage nach Freiräumen für Visionen über Stadt und Theater. Die Besetzung hat bislang sehr unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Von politischer Seite und dem Intendanten Chris Dercon gab es die erwartete Kritik an der Aktion. Einige Berliner finden, dass die Aktion zu spät kommt. Andere haben sich der Theaterinszenierung mit einem Beusch in der Volksbühneangeschlossen. Ein Befürworter des Protests und Kritiker des neuen Intendanten Chris Dercon ist der Leiter des rennomierten Berliner Künstlerhauses Bethanien, Christoph Tannert. Er fällt ein ambivalentes Urteil über die Besetzung der Volksbühne. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten.