Der Schwaf. Cygnus ammon

Vergessen Sie die Eierlegende Wollmilchsau, die hat ausgedient. Der neueste Brüller der Gentech-Industrie ist der Schwaf, eine Mischung aus Schwan und Schaf.

Der Schwaf vereinigt alle Vorzüge beider Ausgangs-Tierarten in sich: Eierlegen. Tanzen. Flauschig sein. Und auf dem Wasser angreifen.

Tanzen? Häh? Ja, Ihr hört ganz richtig. Tanzen. Der Schwaf ist eine Garantierte Hochkulturbombe.

Einerseits vom Schafe her gesehen: In der Christenmythologie als Lamm von einer Person mit Vornamen Karel hochgelobt, Stammvater der Kapelle des Frühkapitalismus, in dessen Namen es immer noch als Woll-Wort auftaucht, in Käseform sehr geschätzt im mediterranen Fressalienmarktsegment, und in Form der Hammelkeule-mit-Knoblauch nicht nur einmal in seiner langen Erfolgsgeschichte Auslöser von Feuerwehreinsätzen in Gegenden, wo mit Erdgas geheizt wird.

Andererseits das Erbe des Schwans: Ballett! Rumpoppen mit Griechenmaiden! Eine irrsinnig schöne melodische Präsenz im Karneval der Tiere von Camille Saint-Saens! Lebenslange Treue zu Tretbooten und Kollegen! Und nicht zuletzt seine optische Anmutung, wie eine überdimensionierte, zum Frontal-Angriff rüstende Killermutanten-Serviette auszusehen.

Das können Sie jetzt alles gemeinsam und gleichzeitig haben. Die geflügelte Blökmaschine hat zu ihrer Markteinführung sogleich von führenden Kulturherstellern wie Monsanto, Disney, Behring, Bertelsmann und Springer ein ganzes Merch-Paket geschnürt bekommen, damit niemand behaupten kann, der Schwaf sei eigentlich Tinnef.

Es gibt bereits eine modernistisch-klassizistische Rüschentütü-Tanzdarbietung welche auf den Titel Schwafensee hört. Auch der Horrorfilmsektor wartet mit einem Remake auf, welches "Das Schwafen der Lämmer" heißt. Die zünftige Oktoberfestwurst wird ebenfalls durch Neonshorts-Bodenturngruppen rhythmisch besprungen und unter dem süßen Namen "Schwof" im Techno-Fun-Segment gelaunch't.

Das Erfolgsmusical "Der König der Blöken" flutet die Bühnen und erzählt eine rührselige Geschichte von einem Schwaf der unsterblich ein Elektroboot namens Elisabeth II liebt und ihm überallhin folgt, also vom Afföller bis zum Tretbootverleih und zurück. Ganz Marburg fiebert und weint bei dieser Story mit, und natürlich sind alle Marburger auch für das Musical als Tanzgerümpel und Statistik gecasted.

Wer im Marburger ÖPNV seine tägliche Dosis Nahverkehr konsumiert, wird derzeit als Ohrwurm den Refrain des Musicals haben:
Schwafe auf der Lahn
ziehen ihre BAAAAAhn
- das begleitet derzeit viral und epidemisch die Haltestellen-Durchsagen.

Hamburg versucht nachzuziehen mit den Alsterschwafen, hat aber gegen das Bombastikum Marburgs keine wirkliche Chance.

Auch im Grimmschen Märchen'dising ist der Schwaf mittlerweile aufgetaucht, hier übernimmt er in einem 200 Jahre alten Märchen aus dem Marburger Hinterland die Rolle einer weisen rattenähnlichen Kreatur, welche vier Schildkröten mit den Namen Hänsel, Gretel, Bärbel und Harald das Schwerttanzen lehrt, was für den weiteren Verlauf des Märchens natürlich vollkommen essentiell ist, hier aber aus Urheberschutzgrundrechtsverordnungsgründen nicht weiter anekdotisch-zusammenfassend wiedergegeben werden kann.

Der Schwaf ist ein sogenannter TM-Vogel, also ein markenrechtlich geschütztes Tier, und der Schreiber des Packeys Vogelbuches hat sich selbstverständlich vorher die Urheberrechte an der Nennung, Beschreibung, und Verwendung sowie Verlautung der Schwaf-Syllaben im Mundraume gesichert, so dass Sie diesen Beitrag frei von Gefährdung durch Urheberverordnungsgrunzen in einem Freien Radio Ihrer Wahl vernehmen können. Wohl bekomm's!