Von Istanbul nach Hakkari Eine Rundreise in Geschichten

ID 10298
 
Über dreißig Erzählungen von namhaften Autorinnen und Autoren aller Generationen führen vom Mittelmeer bis in die Berge Ostanatoliens. Ein literarischer Reisebegleiter durch die Vielfalt von Völkerschaften, Lebensformen und Landschaften.
Audio
03:29 min, 3262 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 07.10.2005 / 00:40

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Serie: Radio Palmares - Magazin
Entstehung

AutorInnen: Markus Kilp
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 06.10.2005
keine Linzenz
Skript
Anmoderationsvorschlag:


Mit der Türkischen Bibliothek widmet sich der Unionsverlag seit August diesen Jahres Türkischen Autoren, die trotz Ihrer Bedeutung für die Türkei, im Deutschsprachigen Raum noch unbekannter sind. Einer der ersten Bände der Reihe bietet eine literarische Rundreise
„Von Istanbul nach Hakkari“ – Markus Kilp hat das Buch für uns gelesen.

TEXT:

Weniger Reiseführer als literarische Rundreise in Geschichten will dieses Buch sein: in mehr als 30 Erzählungen führen die Autorinnen und Autoren durch Ihr Land, die Türkei.
„Von Istanbul nach Hakkari“ ist deshalb ein gelungener Einstand für die Türkische Bibliothek im Unionsverlag, weil Menschen und Kultur in ihrer Vielfältigkeit dargestellt werden. Diese Geschichten aus dem Alltag der Türken bewegen und haben einen weit schärfen Fokus, als ihn beispielsweise alle politischen Debatten um den EU-Beitritt der Türkei vermitteln können.
So folgen wir den Geschichten über die Metropole Istanbul über Edirne und Bursa nach Izmir und ins Nachtleben der mediterranen Aegeis-Städte weiter ins rauere Ost- und Süd-Anatolien und schließlich in die Hauptstadt Ankara.

Musik: Erkan Ogur

Es geht um Sehnsüchte, um kleine Dinge und um die Strukturen in Familien und Generationen die sich verändern und Konflikte beinhalten. Unterschiedlichste Lebensformen in der Vielfalt von Völkerschaften und Regionen der Türkei werden thematisiert. Das reicht vom Krieg in den kurdischen Bergen über die Gecekondus an den Rändern Istanbuls bis hin zum Leben mit dem Tourismus in den Küstenregionen.

Auch literarisch-stilistisch ist diese Auswahl hochinteressant:
Mit Erzählungen die von den 1920er Jahren bis in die jüngste Gegenwart reichen entsteht ein vielschichtiges Bild der modernen türkischen Literatur. Neben etablierten Klassikern dieser Moderne, wie Azziz Nessin und Yasar Kemal begegnen wir auch hierzulande wohl noch unbekannteren literarischen Stimmen: So sind immerhin sechs Frauen unter den 30 Autoren und sprengen thematisch die dominanten Diskurse über die türkischen Männerwelten auf.

Und auch junge Autorinnen und Autoren wie zum Beispiel Müge Iplikci oder Metin Kacan kommen zu Wort.

Kacan wurde übrigens für seine Arbeiten über das Leben von Straßenkindern wegen Störung der öffentlichen Moral angeklagt. Was wiederum zeigt, dass sich die Autoren mit ihren Themen in der Türkei als Intellektuelle und Künstler in einem Raum bewegen, in dem Engagement und Kritik nicht immer akzeptiert wird. Autoren müssen zum Teil mit Sanktionen kämpfen und entwickeln auch dadurch ihren eigenen Stil sozialkritischen Schreibens. So haben bereits einige der Autoren Erfahrungen mit Haftstrafen machen müssen.
Solche bibliographischen Details zu den hier versammelten Autoren lassen sich dem kommentierenden Nachwort von Erika Glassen entnehmen. Aber auch dem ausführlichen Autorenverzeichnis.

Insgesamt also eine wunderbare und oft überraschende Ausgabe: Ein fulminanter Start für die Türkische Bibliothek der Lust macht auf mehr. Auf 20 Bände ist die Reihe angelegt, drei davon sind bereits in diesem Herbst beim Unionsverlag erschienen.

Abmoderation:

„Von Istanbul nach Hakkari“ ist bereits im Unionsverlag erschienen.
416 Seiten im Hardcover sind für 19.90 Euro zu haben.
Im November startet übrigens eine Lesereise mit Autoren und Übersetzern dieses Bandes.
Mehr dazu erfahren Sie unter www.unionsverlag.com