Über das Unbehagen in der Theorie. Teil 1 (Robert Kurz)

ID 15588
 
ROBERT KURZ (EXIT!) über die notwendige Eigenständigkeit von kritische Theorie gegenüber der "Praxis"

Was hinten rauskommt, was praktisch zu tun und was verwertbar sei – das sind die üblichen Anforderungen, denen sich eine kritische Theorie ausgesetzt sieht. Hieran wird allzuoft ihr Wert bemessen. Das Aufzeigen der stummen Voraussetzungen und Verstrickungen des Alltagsverstandes mit dem System durch eine kritische Theorie wird regelmä?ig abgewehrt; ein Masterplan wird eingefordert, eine utopische Idee, so als ob Emanzipation nur eine konzeptionelle Frage sei. Mit Neckermann in die befreite Gesellschaft.
Doch Tickets hat kritische Theorie nicht zu verteilen. Vielmehr hat sie sich gegenüber dem Druck praktischer Verwertbarkeit zu behaupten.
Audio
59:47 min, 27 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 08.02.2007 / 00:00

Dateizugriffe: 2

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere
Serie: Wert-Los
Entstehung

AutorInnen: Kooperative Haina/Radio F.R.E.I.
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 08.02.2007
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Das Ziel kritischer Theorie ist die radikale praktische Umwälzung der Verhältnisse. Um dieses Ziel im Auge zu behalten, muss aber kritische Theorie als eigenständige Form gesellschaftlicher Praxis ernst genommen werden. Die „Was tun?“-Frage im Sinne einer unmittelbaren Handlungsanleitung droht gerade die praktische Relevanz der theoretischen Reflexion zu verfehlen. Unter dem Diktat der falschen Unmittelbarkeit eines Praxisanspruchs verwandelt sich kritische Theorie in bürgerliche instrumentelle und strukturell männliche Vernunft, wie es für den Arbeiterbewegungsmarxismus im Zeichen „nachholender Modernisierung“ kennzeichnend war. Heute, nach dem Ende der Arbeiterbewegung, erscheinen in der Linken Ersatzkonzepte auf derselben problematischen Basis. In einer Zeit, in der soziale Bewegungen ohne reale Eingriffsmacht bislang auf symbolische Praxis beschränkt bleiben und sich ein linker Drang zur Pseudo-Aktivität geltend macht, drohen die Vermittlungen zwischen Reflexion und Handeln erst recht durchgestrichen zu werden. Demgegenüber gilt es, im Prozess einer historischen „Gegenvermittlung“ die Spannung von kritischer Theorie und praktischen Handlungsmöglichkeiten auszuhalten.

Zu diesem Vortrag gibt es einen Artikel in der Theoriezeitschrift EXIT! Informationen und weitere Texte finden sich auf der Homepage www.exit-online.org

Kommentare
24.07.2008 / 17:03 theo,
gesendet am 23.7.2008 / 22.08 (verspätet vom Tageskoordinator gestartet)
danke