Kreuzzug und Jihad – Der gefährliche Mythos vom Kampf der Kulturen. Über die Ethnisierung sozialer Konflikte im Krisenprozess der Warengesellschaft

ID 16303
 
Spätestens seit den monströsen Selbstmordattentaten vom 11. September 2001 hat die in neo­konservativen Kreisen ausgebrütete Weltdeutung vom „Clash of Civilisations“ in den westlichen Ländern weitgehend hegemonialen Charakter erlangt und bestimmt dort in erheblichem Maße sowohl den gesellschaftlichen Diskurs wie auch das innen- und außenpolitische Handeln. Während der islamistische Terrorismus immer fanatischer und rücksichtsloser durch die Weltgeschichte bombt, reden nicht wenige Vordenker des Westens von einem „Dritten Weltkrieg“, der zu führen sei oder bereits geführt wird (etwa im Irak und in Afghanistan), um den „Islamofaschismus“ niederzuschlagen, der angeblich nach der Weltherrschaft greift. Auf der anderen Seite formiert sich eine schaurige Allianz von verwilderten „Antiimperialisten“ unterschiedlicher Couleur, die sich nach dem Scheitern der nationalstaatlichen Projekte nachholender Modernisierung im Kern über einen mit antisemitischen Elementen durchsetzten Anti-Amerikanismus oder Anti-Okzidentialismus definieren. Der Islam wird dabei zum Träger einer selber postmodernen Identität umfunktioniert, die ihren Anhängern die Sicherheit imaginärer Gemeinschaftlichkeit und Erlösung von den Ohnmachtserfahrungen im globalisierten Kapitalismus verspricht. Genau in dieser Identitätspolitik liegt aber auch das negativ Verbindende beider Seiten. Mit umgekehrten Vorzeichen gerät so die fortschreitende Ethnisierung bzw. (religiös-) fundamentalistische Besetzung der sozialen, ökonomischen und postpolitischen Konflikte und Widersprüche selber zu einem beschleunigenden Moment im globalen Krisenprozess der Warengesellschaft.

Die bedrohliche Dynamik, die sich hier entfesselt, dürfte die weitere Entwicklung auf absehbare Zeit auf entscheidende Weise bestimmen und prägen. Grund genug also, nach ihren Ursachen und Hintergründen zu fragen und danach, wie eine emanzipatorische Gegenposition zu diesem um sich greifenden Wahnsinn aussehen kann, die sich den falschen Polarisierungen verweigert.

Mit seinem Vortrag „Die geschlossene Abteilung und ihre Freunde. Über die Ethnisierung sozialer Konflikte im Krisenprozess der Warengesellschaft“ eröffnet Ernst Lohoff -Mitglied der wertkritischen Theoriegruppe krisis- einen Zugang zum so genannten Clash of culture.

Die Sendung basiert auf einem Mitschnitt eines gleichnamigen Vortrages, den Ernst Lohoff auf dem Jahresseminar der wertkritischen Theoriegruppe krisis 2007 in Ipsheim hielt. Texte von Lohoff finden sich in der Theoriezeitschrift „krisis – Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft“ und im Internet unter: www.krisis.org.
Audio
59:36 min, 27 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 11.03.2008 / 18:32

Dateizugriffe: 9

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Serie: Wert-Los
Entstehung

AutorInnen: Radio FREI / Kooperative Haina
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 07.04.2007
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
kein Script

Kommentare
15.04.2007 / 13:41 Walter Kuhl, Radio Darmstadt
Gesendet bei Radio Darmstadt
Gesendet am 9, April 2007 bei Radio Darmstadt.
 
21.07.2007 / 23:14 theo,
gesendet 21.7.2007 19.00
Danke