Hallo und herzlich willkommen zu Zip-FM, dem politischen Infomagazin deutschsprachiger freier Radios, am Donnerstag, dem 26. Juni 2008, heute von Max Böhnel aus New York, mit folgenden Themen:

Deutschland im Freudentaumel. Gibt es im Fussball inzwischen wirklich einen unbedenklichen Nationalismus?
Die braune Mitte. Eine Studie zum Extremismus, der genau dort seinen Nährboden hat.
Spitzel und Spione. Die Umweltbewegung muss sich auf einiges Unangenehme einstellen.
Und: Frontiers - ein Videospiel über Flucht über die Grenzen der Festung Europa.


Thema 1: "Deutschland im Freudentaumel" heisst es seit dem gestrigen 3:2-Sieg Deutschlands über die Türkei im Halbfinale des Europameisterschaft, Schwarz-Rot-Gold überall. Dass sich in Leipzig nach dem Spiel Schläger austobten und in der Dresdner Neustadt rund 50 Nazis Dönerstände angriffen und mehrere Menschen verletzten, wurde in der Presse nur am Rande vermerkt, ebenso, dass sich, Zitat einer Presseagentur, in Dresden "zahlreiche Schaulustige an die Schlägertruppe gehängt und deren brutales Tun begafft" hätten. Wieder stellt sich, zwei Jahre nach der Weltmeisterschaft, als sich auch Teile der linken und alternativen Szene die deutschen Nationalfarben auf die Gesichter schmierten, die Frage: ist dieser Nationalismus unbedenklich oder besorgniserregend? Radio Corax hat sich darüber mit David Schweiger unterhalten, einem Redakteur des Magazins "Phase 2", und ihn zunächst gefragt, wie es überhaupt dazu kam, dass 2006 sogar Linke Deutschlandfähnchen schwenkten.

Abmoderation: Was wäre beispielsweise passiert, wenn gestern die Türkei Deutschland bezwungen hätte? Und was ist am kommenden Sonntag zu erwarten?

Thema 2:
Fussball findet in der Mitte der Gesellschaft statt, aber hier befindet sich auch der Nährboden für rechtsextreme Tendenzen. Das ist in der Soziologie spätestens seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Fakt. Seymore Martin Lipset hatte damals den Begriff des "Extremismus der Mitte“ ins Spiel gebracht. Dass der Begriff nach wie vor Gültigkeit hat, zeigt eine neue Studie der deutschen "Friedrich-Ebert-Stiftung" mit dem Titel "Ein Blick in die Mitte". Danach sind die Deutschen verbreitet ausländerfeindlich, autoritätsfixiert und demokratieunfähig, sie haben wahnhafte Angst davor, ausgegrenzt zu werden und haben den Nationalsozialismus nie verarbeitet. Die Studie ist eine qualitative Erhebung, in der in Gruppendiskussionen über das gesamte Bundesgebiet verteilt Personen befragt wurden. Radio Corax in Halle unterhielt sich dazu mit Marliese Weissmann, einer Ko-Autorin der Studie.

Abmoderation:
Grund für eine Entwarnung gibt es also nicht. Denn ein erhebliches Demokratiedefizit und eine tief verwurzelte Fremdenfeindlichkeit beherrschen einer neuen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zufolge nach wie vor grosse Teile der deutschen Gesellschaft.

Thema 3:
Die Umweltbewegung muss sich auf Spionage, Greenwash, Akzeptanzforschung und Scheininitiativen einstellen, allesamt von der Industrie und Konzernen in die Wege geleitet und gesteuert. Dazu gehört auch der sogenannte "fliegende Wechsel" vereinzelner Umweltaktivisten, die von den Umweltverbänden zur Industrie abwandern. Der BUND-Regionalverband Südlicher Oberrhein hat in Folge des Skandals um die Bespitzelung einer schweizer attac-Gruppe durch den Nestle-Konzern eine Zusammenstellung von verschiedenen Fällen veröffentlicht. Radio Dreyeckland in Freiburg hat über diese Problematik Axel Mayer befragt.

Thema 4:
In den Medien hören und lesen wir immer wieder von dramatischen Flüchtlingschicksalen, die vor der Küste Italiens oder Spaniens sinken oder aber von der Polizei aufgebracht wurden. Obwohl wir die Bilder von verzweifelten Menschen sehen, tropfen ihre Schicksale aber doch irgendwie an unserem Bewusstsein ab. Zu alltäglich sind die Meldungen, und zu einig sind sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, dass die beste Flüchtlingspolitik offenbar in möglichst unüberwindbaren Zäunen bestehen soll. Die Situation einer versuchten Flucht nach Europa kann man nun auch am Computer nachspielen. Die Salzburger KünstlerInnen-Gruppe "goldextra" hat ein entsprechendes Spiel namens "Frontiers" entwickelt. Und die Radiofabrik Salzburg hat sich dazu mit Charlie Zechenter, einem Mitglied von "goldextra", unterhalten.

Abmoderation:
Charlie Zechenter von der KünstlerInnengruppe "goldextra". Mehr über das Videospiel, das ab September voll funktionsfähig sein wird, ist auf den Webseiten www.goldextra.com und www.frontiers-game.com zu erfahren. Und damit sind wir am Ende dieser Donnerstagsausgabe von zip-fm angelangt. Über das Internet ist es möglich, diese Sendung und Einzelbeiträge herunterzuladen und nachzuhören. Die Adresse ist: www.freie-radios.net. Danke fürs Zuhören. Das nächste zip-fm kommt morgen vom Freien Radio Wüste Welle aus Tübingen. Also dann - bis morgen!