Zensur im Bürgerradio - Dokumentation eines Sendeabbruchs

ID 23224
 
Was sich am 7.7.2008 bei Radio Radio Flora abspielte, dürfte in der Radiogeschichte Westdeutschlands nach 1945 Seltenheitswert besitzen. Als die verantwortliche Redakteurin der Redaktion International, Mechthild Dortmund, zehn Minuten vor Beginn der Sendung das Studio betrat, teilte ihr der Techniker mit: Auf Anweisung der Sendeleitung habe er ihre Moderation zu überprüfen. Falls sie das geplante Feature "Die Kampagne" - Beseitigung eines selbstverwalteten Radiobetriebs in Hannover" ankündige, müsse er die Übertragung "auf Anordnung des Chefs" - so wörtlich - sofort abbrechen. Bis heute gibt es bei Radio Flora keine Chefredaktion. Zunächst stand der Zensor direkt am Mischpult neben der Redakteurin, dann zog er sich in die Technik zurück, um von dort die Sendung zu überwachen. Was dann geschah, dokumentiert folgender leicht gekürzter Mitschnitt:
Audio
03:41 min, 3017 kB, mp3
mp3, 112 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 22.07.2008 / 08:46

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Mechthild Dortmund
Radio: radio flora, Hannover im www
Produktionsdatum: 07.07.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Kommentare
10.07.2008 / 20:02 Ralf, Radio Corax, Halle
Lust auf Kommunikation
Liebe Flora-Leute, beim Anhören des Mitschnittes gingen mir ein paar Dedanken durch den Kopf, die allesamt mit der Sendesituation zu tun hatten. Wie kann es in einem selbstverwalteten Radio dazu kommen, dass Jemand am Mischpult steht, um eine Sendung abzuschalten oder zu genehmigen. Ich rede nicht dem Offenen Kanal das Wort, sondern der Verantwortung den HörerInnen gegenüber. Es gibt Dissenzen innerhalb der Flora-Community, wenn es eine ist- aber wo bleiben diejenigen, an die das Wort gerichtet wird? Wieso kann dieser anonyme Jemand nicht ebenfalls das Wort ergreifen und wenigstens Argumente und/ oder Diskussion über eben diese Entscheidung herbeiführen? Der einzige Schluss, der mir beim Nachdenken blieb, ist der, dass eben diese gemeinten HörerInnen am Ende nur von der redaktion International gemeint waren- die Verweigerung der Kommunikation scheint mir hier gleichbedeutend mit der Aufgabe eines Mediums zu Gunsten eines Sprachrohres fuer Wenige. Wenn die Funktion des Hörfunks auf Verlautbarung reduziert wird, dann gibt es - so glaube ich, Sender, die diese Funktion sehr gut erfüllen und dann kann frau/ man sich getrost vom Radio verabschieden, dass Flora hieß. Die Verweigerung der Diskussion ist die Verweigerung der gesellschaftlichen Diskussion und die Aberkennung der Mündigkeit der Hörenden. Und das haben wir eigentlich schon über Gebühr. Armut als Ziel ist ein Seltsames. Und eines ohne Zukunft vermutlich. Aber wenn es um Klassenerhalt geht statt Wagnis, dann ist eben auch eine wesentliche Rolle der freien Medien disqualifiziert. Aber was rede ich, merkt ja eh grad Jede/r...
 
21.07.2008 / 10:56 theo,
gesendet am 12.7.2008 zwischen 15.30-16.00 in "Aus P&G - auch 15. Jahre coloRadio"
danke, (leicht gekürzt)