Klimaarktisrückkopplung

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Klima Anzeichen für Rückkopplung
Arktis-ForscherInnen stoßen auf unerwartet große Quellen von Treibhausgasen
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Upload vom 19.01.2009 / 20:14

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Umwelt
Serie: Burning Beds
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 19.01.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Klima Anzeichen für Rückkopplung
Arktis-ForscherInnen stoßen auf unerwartet große Quellen von Treibhausgasen

Ein internationales Wissenschaftler-Team hat in den Gewässern vor der sibirischen Küste bei mehr als 1000 Messungen erhöhte Methankonzentrationen festgestellt. Die Ergebnisse wurden auf einer Messfahrt im Sommer 2008 erzielt. Methanblasen seien aus Kaminen am Meeresgrund aufgestiegen, berichtet die Internet-Nachrichtenseite ‚science daily’ unter Berufung auf die beteiligten WissenschaftlerInnen.

Der Leiter der Studie, Igor Semiletov, vom International Arctic Research Center an der Universität von Alaska in Fairbanks, meint gegenüber ‚science daily’: "Die Konzentration von Methan war die höchste, die je im sommerlichen Arktischen Ozean gemessen wurde. Wir haben Wolken von Methanblasen über dem mit Methan gefüllten Sediment und über den Kaminen gefunden, die durch das Sediment führen."

Methan gehört zu den Treibhausgasen, das heißt, seine Moleküle können in der Atmosphäre die infrarote Wärmeabstrahlung anderer Gase oder des Erdbodens absorbieren. Methan ist um das 20 bis 25-fache effektiver als Kohlendioxid und entsprechend gefährlicher. Neben Kohlendioxid ist Methan eines der bedeutendesten Klimagase. Die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre ist allerdings wesentlich höher als die von Methan. Auch wird wesentlich mehr Kohlendioxid als Methan emittiert.

Die neuen Daten sind demnach ein Anzeichen dafür, daß der Permafrost unter dem Meeresboden auftaut. Die arktischen Gewässer vor Sibirien sind sehr flach. Diese Flachwasserzone erstreckt sich über rund 1000 Kilometer in den Ozean hinein. Während der letzten Eiszeit war der Meeresspiegel um mehr als 120 Meter tiefer. Ein großer Teil des Schelfs war also nicht unter Wasser, sondern Teil der Mammutsteppe, die weite Teile Eurasiens bedeckte.

Über die Jahrzehntausende wurden in diesem Boden große Mengen an organischen Material in Form von Gräsern, Graswurzeln und Tierkadavern gespeichert, die mit Schichten feinen Löss überlagert und vom Frost konserviert wurden. Auch heute ist dieser Boden – inzwischen überflutet – noch gefroren, und zwar meist mehrere 100 Meter tief. Allerdings ist er durch das Meerwasser isoliert und daher deutlich wärmer, also auch empfindlicher gegenüber Erwärmung.

Methan kann auf zweierlei Weise freigesetzt werden: Zum einen, indem Teile des Permafrosts auftauen und das darin enthaltene organische Material zersetzt wird. Unter Luftabschluß entsteht dabei Methan. Zum andern, indem sich Gashydrate destabilisieren. Bei diesen handelt es sich um Eiskristalle, die unter hohem Druck und bei niedrigen Temperaturen Methanmoleküle einschließen.

Vor dem Hintergrund einer sich erwärmenden Arktis und einem fortschreitenden Rückzug des Meereises in den Sommermonaten – burning beds berichtete in früheren Ausgaben hierüber – müßte die extreme Freisetzung von Methan in der Arktis sämtliche Alarmglocken schrillen lassen.