Josef Hidasi: Der weite Weg zum Überleben

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Josef Hidasi: Der weite Weg zum Überleben. Geschichte einer Stadt, einer Familie und eines Überlebenden 1930-1945.
Gespräch und Buchvorstellung mit dem in Freiburg lebenden Autor Josef Hidasi.
Audio
16:31 min, 15 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 08.12.2009 / 14:11

Dateizugriffe: 981

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur
Entstehung

AutorInnen: Franziska Krah
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 08.12.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Im Alter von vierzehneinhalb Jahren wurde Josef Hidasi (geb. am 8. Dezember 1929) von der ungarischen Armee vor der Deportation nach Auschwitz gerettet und kam mit einem Arbeitsbataillon an die Karpatenfront. Er überlebte. Auf dem Rückweg entkam er dem Massenmord eines SS-Kommandos und danach – in Budapest – dem Terror der Pfeilkreuzler. Seine Odyssee dauerte neun Monate. Bis er am Ziel war, hatte er viele Helfer, unter anderem den italienischen Geschäftsmann Perlasca, der Hunderte von Jugendlichen in seinen Schutzhäusern in Budapest aufgenommen hat.

Josef Hidasi stammt aus einer alteingesessenen Familie der kleinen ungarischen Stadt Losoncz. Er wuchs im Geiste des jüdisch-ungarischen Großbürgertums auf, wo gegenseitiger Respekt den gesellschaftlichen Umgang bestimmte.
Seit 1938 führten auf Druck Hitler-Deutschlands erlassene Judengesetze zu Enteignung und Isolierung der Juden aus der Öffentlichkeit. Dank der zögernden Bündnispolitik
Ungarns konnten Juden dort jedoch bis in die letzte Phase des Krieges wie auf einer »geschützten Insel« leben. Im März 1944 überfielen die Deutschen das »befreundete, aber nicht ganz kriegswillige« Land, und die Deportationen begannen.

Literaturhinweis:
Josef Hidasi: Der weite Weg zum Überleben. Geschichte einer Stadt, einer Familie und eines Überlebenden 1930-1945.Verlag Schäfer, Gabriele 2009, 422 Seiten.

Anmododeration:
Die Rolle der Deutschen im Zweiten Weltkrieg ist hierzulande weitgehend bekannt. Weniger weiß
man hier allerdings über die besondere Rolle von Ungarn:
Ende 1940 trat Ungarn dem Dreimächtepakt bei, der zwischen Deutschland, Italien und Japan
geschlossen worden war. Ab 1941 nahm Ungarn am 2. Weltkrieg auf Seiten Nazi-Deutschlands teil,
und kämpfte vor allem gegen die Sowjetunion. Im Sommer 1943 nahm Ungarn allerdings ersten
Kontakt zu den Alliierten auf, als sie die deutsche Niederlage erahnten. Zunächst unternahmen die
Deutschen nichts, im März 1944 allerdings fielen sie schließlich in Ungarn ein und bildeten eine
deutschfreundliche Regierung.
Bis zur Besetzung des Landes lebten noch 700.000 Jüdinnen und Juden in Ungarn. Die ungarische
Regierung beteiligte sich bis dahin nicht am Massenmord, sondern erließ lediglich antijüdische
Gesetze.
Vom 15. Mai bis zum 9. Juli 1944 allerdings wurden plötzlich 440000 Juden nach Auschwitz
deportiert und viele sofort durch Gas ermordet. Dies geschah zwar auf Veranlassung der
Deutschen, der Schlüssel für die Durchführung lag allerdings bei den ungarischen Behörden,
schreiben Christian Gerlach und Götz Aly in ihrem Buch „Das letzte Kapitel – Der Mord an den
ungarischen Juden“. Nur 134000 Juden überlebten die Schreckenszeit in Ungarn selbst. Diese
hielten sich versteckt, oder überlebten die Zeit im Budapester Ghetto. Einige männliche Juden
wurden auch im sog. „Jüdischen Arbeitsdienst“ in der ungarischen Armee eingesetzt, der zwar
Zwangsarbeit darstellte, aber eine der wenigen Möglichkeiten war, zu überleben.
Einer von ihnen ist Josef Hidasi, der mit 14 Jahren als Arbeitsdienstler eingesetzt worden ist.
Josef Hidasi wurde am 8. Dezember 1929 in der ungarischen Kleinstadt Losoncz (Loschonz)
geboren, wird also heute 80 Jahre alt. Aufgewachsen ist er bis zum Jahr 1944 in einer
angesehenen assimilierten jüdisch-bürgerlichen Familie. Er überlebte als einziger seiner Familie
die Judenvernichtung, wanderte nach seinem Studium der Architektur und einigen Jahren
beruflicher Tätigkeit aus und landete 1972 schließlich in Freiburg, wo er bis heute lebt.
Vor einigen Jahren begann er seine Lebensgeschichte nieder zu schreiben, dieses Jahr ist sie
erstmals auf deutsch erschienen. Wir haben ihn zu diesem Anlass ins Studio eingeladen und
sprachen mit ihm über seine Buchveröffentlichung. Josef Hidasis Buch erschien zunächst in
Ungarn auf ungarisch. Zuerst wollten wir daher wissen, wie es dazu kam, dass er nach all den
Jahren ihre Geschichte aufzeichnete, und ob es hierfür einen bestimmten Auslöser gab.
Soweit Josef Hidasi zu der Buch-Veröffentlichung über seine Kindheit in einer ungarischen
Kleinstadt und seinen Überlebenskampf als Jude im 2. WK. Sein Buch trägt den Titel „Der weite
Weg zum Überleben. Geschichte einer Stadt, einer Familie und eines Überlebenden“. Es erschien
dieses Jahr im Gabriele Schäfe Verlag und kann für 29,50 Euro erworben werden.