Mar­tin Büs­ser - Ge­schlech­ter­ver­hält­nis­se im Punk/Post-Punk, Hard­core (und Emo) (Vortrag)

ID 31095
 
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Im Rahmen der Vortragsreihe "Wann hört Macht auf? Hier fängt Macht an. Lass uns nicht von Sex reden." sprach Martin Büsser am 07.12. in Jena zum Thema: "Ge­schlech­ter­ver­hält­nis­se im Punk/Post-Punk, Hard­core" (und in Vertretung für den erkrankten Jonas En­gel­mann - im Emo)
Audio
45:07 min, 41 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 11.12.2009 / 16:05

Dateizugriffe: 1357

Klassifizierung

Beitragsart: Rohmaterial
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere, Frauen/Lesben, Schwul, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: marie
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 11.12.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die meis­ten Sub­kul­tu­ren sind »ho­mo­so­zi­al« ge­prägt, wie Matt­hew Ban­nis­ter in sei­ner Stu­die »White Boys, White Noise« her­aus­ar­bei­tet: Sie be­ste­hen aus hier­ar­chi­schen, vor­wie­gend männ­lich ge­präg­ten Struk­tu­ren. Män­ner be­geg­nen sich auf engs­tem Raum, doch ge­ra­de auf­grund die­ser ho­mo­ero­tisch auf­ge­la­de­nen Si­tua­ti­on bleibt Ho­mo­se­xua­li­tät meist un­aus­ge­spro­che­nes Tabu.
Die­ser Be­fund gilt weit­ge­hend auch für die Punk- und Post-Punk-Sze­ne. So wurde zum Bei­spiel die ame­ri­ka­ni­sche Hard­core-Sze­ne zu Be­ginn der 1980er fast aus­schließ­lich von jun­gen Män­nern be­stimmt. Nicht nur Ho­mo­se­xua­li­tät wurde hier aus­ge­klam­mert, son­dern Se­xua­li­tät an sich war kein Thema. Mit Straight Edge kul­mi­nier­te die Ab­leh­nung von Rausch­mit­teln und einem aus­schwei­fen­den se­xu­el­len Le­bens­stil in einer »Ge­gen­kul­tur der Ge­gen­kul­tur« (Ray Cappo), die sich de­zi­diert gegen das he­do­nis­ti­sche Le­bens­mo­dell des frü­hen Punk rich­te­te, der noch für un­ter­schied­li­che se­xu­el­le Ori­en­tie­run­gen offen war.
Erst mit der Riot Grrrl-und Queer­core-Be­we­gung in den 1990er-Jah­ren er­kämpf­ten sich Frau­en, Les­ben und Schwu­le in­ner­halb der Szene wie­der Gehör.

Die Frage nach den Ge­schlech­ter­ver­hält­nis­sen im Punk ist des­halb so kom­plex, weil es in­ner­halb der Punk-Be­we­gung schnell zu einer Aus­dif­fe­ren­zie­rung ge­kom­men war: Der Art-School-Punk bzw. Post-Punk be­vor­zugt nicht nur mu­si­ka­lisch das Ex­pe­ri­ment, son­dern hat seit Bands wie den Slits und X-Ray Spex auch gegen kon­ven­tio­nel­le Ge­schlech­ter­rol­len und Iden­ti­täts­mo­del­le an­ge­kämpft – aus die­ser Punk-Tra­di­ti­on sind schließ­lich auch Riot Grrrls und Queer­core her­vor­ge­gan­gen. Der or­tho­do­xe Street-, Oi!- und spä­ter Hard­core-Punk wird da­ge­gen von einem kon­ser­va­ti­ven Männ­er­bild be­stimmt, was so weit geht, dass die Deutsch­punk-Band Ter­rorr­grup­pe noch 1998 mit dem schwu­len­freund­li­chen Song »Neu­lich Nacht« bei vie­len Fans auf Ab­leh­nung stieß.
Der his­to­risch an­ge­leg­te Vor­trag un­ter­sucht die un­ter­schied­li­chen Be­we­gun­gen im Punk und deren Ver­hält­nis zu den nor­ma­ti­ven Ge­schlech­ter­rol­len.

Mar­tin Büs­ser ist Mither­aus­ge­ber und auch Autor der „test­card“ und ver­öf­fent­licht re­gel­mä­ßig Texte in den Me­di­en kon­kret, jung­le world, intro, etc. Er stu­dier­te Ver­glei­chen­de Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft, Kunst­ge­schich­te und Thea­ter­wis­sen­schaft in Mainz. In den 1980er und 1990er Jah­ren war er für das Punk- und Hard­core-Fan­zine „Zap“ tätig und be­tei­lig­te sich an „I Can´t Relax In Deutsch­land“.

Weiter Informationen zur Vortragsreihe: www.koerpermacht.blogsport.de