Vogel der Woche (148): Der Domspatz

ID 32635
 
AnhörenDownload
aus aktuellem Anlass...
Audio
03:37 min, 3390 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 06.03.2010 / 17:00

Dateizugriffe: 764

Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kinder, Religion, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: Kai
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 06.03.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Sprechtext Beginn:

Heute: der Domspatz (vocalus innocens)

Aus gegebenem – oder vielleicht auch genommenem Anlass – widmen wir uns heute dem Domspatz, oder, da er grundsätzlich nur in mittelgroßen Schwärmen auftritt, den Domspatzen. Der kleine Sänger ist allgemein beliebt, geschätzt und berühmt, weil er seinen Gesang – anders als in der gesamten anderen Vogelwelt – nicht zum Zwecke der Partnersuche oder der Revierverteidigung anstimmt, sondern einzig und allein zum Lobe des HERRN.
Und weil der HERR stets Wohlgefallen am Gesang der Domspatzen findet, hat er zu ihrem Schutz und ihrer Hege den Dompfaff bestellt, der in eigens eingerichteten Habitaten über das musikalische und seelische Wohl der Domspatzen wacht. Der Dompfaff selbst ist wiederum dem HERRN durch ein Gelübde verpflichtet, in dem er sowohl dem Balz- wie auch dem Paarungsverhalten entsagt.
Deshalb wünscht sich der Dompfaff nichts sehnlicher, als dass aus jedem seiner Domspatzen dereinst auch ein Dompfaff wird und dem ewigen Bund zwischen dem HERRN und seinen Dompfaffen beitritt, auf dass auch dieser wieder neue Domspatzen in den Bund einführen möge.
Zu diesem Zwecke haben die Dompfaffen Regeln und Rituale ersonnen, die der Domspatz über sich ergehen lassen muss, und über die er bei Androhung ewiger Verdammnis zu schweigen hat. Und sollten die Domspatzen dabei nicht richtig mitziehen, finden die Dompfaffen mit Sicherheit Mittel und Wege, ihnen die Flötentöne beizubringen. Schließlich geschieht alles nur zum Wohle des HERRN.




So kommt es, dass so manche glockenhelle Stimme eines Domspatzen für immer verstummt oder erst nach Jahrzehnten wieder die richtigen Worte findet. Aber zum Lobe des HERRN und seiner Dompfaffen müssen nun mal Opfer gebracht werden, schließlich wird kolportiert, dass eben dieser Herr sogar Wohlgefallen daran gefunden hat, seinen eigenen Sohn zu opfern. Angesichts solcher Größe sind es dann bestenfalls Peanuts, wenn da jetzt ein Domspätzlein nach Jahrzehnten auskrächzt, was ihm spätestens mit Eintreten des Stimmbruchs widerfahren ist.
Schließlich sind der HERR und sein Dompfaffen ewig, und das Domspätzlein nur eine zeitweilige Erscheinung. Weil sie sich - trotz aller Lobpreisungen seines Namens – aber nicht wirklich sicher sind, ob es den HERRN überhaupt gibt, haben die Dompfaffen einen Stellvertreter eingesetzt, der von alledem bestimmt nichts weiß. Schließlich war sein Bruder ja auch nur ein Dompfaff.

Ende sprechtext.

Skript und Idee: Kai

Kommentare
08.03.2010 / 08:48 hikE, Radio Unerhört Marburg (RUM)
8.3.2010 in der Frühschicht
gesendet. Passte gerade wie die Faust aufs Auge zu der Berichterstattung in der FR...
 
12.03.2010 / 16:34 marie,
am montag
im kaffeesatz. dank