Härteres Urteil im Berufungsprozess zu den Misshandlungen in der Diaz-Schule beim G8 in Genua 2001(neue Version)

ID 34160
 
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Am 18. Mai fiel das Urteil im Berufungsverfahren wegen Misshandlungen und Beweismittelfälschung durch teilweise ranghohe Polizeiangehörige in der Diaz-Schule am Rande des G8-Gipfels in Genua.
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Upload vom 20.05.2010 / 13:34

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Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Serie: Focus Europa Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: Johanna
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 19.05.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Beschreibung / Vorschlag zur Anmoderation:

Beim G8-Gipfel in Genua 2001 kam es zu mehreren Gewaltausbrüchen durch die Polizei. So brachen die Polizeikräfte in die Diaz-Schule ein, die von globalisierungskritischen Gruppen als Unterkunft genutzt wurde. Die dort schlafenden Personen wurden schwer misshandelt und auf der Basis von Falschaussagen festgenommen.
Nach milden Strafen in erster Instanz fiel nun am gestrigen Dienstag das Urteil im Berufungsverfahren. Dieses Mal fällt es um einiges härter aus. 25 der 27 Angeklagten wurden verurteilt. Insbesondere müssen zahlreiche ranghohe Polizisten Haftstrafen von 3-5 Jahren verbüßen. Sie wurden zusätzlich für 5 Jahre von der Ausübung öffentlicher Ämter ausgeschlossen. In erster Instanz dagegen waren sie freigesprochen worden. Eine Besonderheit ist im Vergleich zu vorangegangenen Prozessen auch, dass sie für Verbrechen schuldig gesprochen wurden, die 9 Jahre nach der Tat nicht verjährt sind, nämlich der schweren Körperverletzung und der Urkundenfälschung. Diesmal belaufen sich die verhängten Haftstrafen für alle Angeklagten auf insgesamt über 85 Jahre.

Generalstaatsanwalt Pio Machiavello hatte in seinem Schlussplädoyer über 110 Jahre Gefängnis gefordert. Dies begründete er mit den Worten: „Die schrecklichen Verletzungen, die hilflosen Menschen zugefügt wurden, ihre Vorsätzlichkeit, die vermummten Gesichter, die Fälschung der Haftprotokolle der 93 Globalisierungskritiker, die Lügen über ihren angeblichen Widerstand darf man nicht vergessen. Und vergessen darf man auch nicht die systematische und unterschiedslose Aggression und dass die zwei Molotow-Cocktails, die von der Polizei selbst in die Diaz-Schule gebracht worden waren, den Häftlingen zugeschrieben wurden.“

Dieser Prozessausgang fügt sich in eine Reihe mit einem ersten Berufungsurteil im März zu Misshandlungen in der Kaserne von Bolzaneto im März diese Jahres, über die Focus Europa ebenfalls berichtete. Auch damals wurden die milden Urteile der ersten Instanz revidiert.

Wir sprachen vor der Sendung mit Lorenzo Guadagnucci vom Journalisten- und Opferverband „Verità e Giustizia“ über das Urteil und dessen Bedeutung.