ALG II: Die Eingliederungsvereinbarung

ID 35027
 
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Die Eingliederungsvereinbarung ist ein subordinationsrechtlich öffentlich-rechtlicher Vertrag zum Zwecke der Integration eines Erwerbslosen. Wenn der Leistungsempfänger damit nicht einverstanden ist, muss er das nicht unterschreiben.

Auf Sanktionen bei Nichtabschluss einer Eingliederungsvereinbarung haben die Ämter vorerst verzichtet, da nach mehreren Urteilen der Verdacht auf einen Verstoß gegen die Vertragsfreiheit besteht.

Schließlich haben die Ämter die Möglichkeit, die Eingliederungsvereinbarung per Verwaltungsakt zu erlassen, wenn der Leistungsempfänger die Eingliederungsvereinbarung nicht unterschreiben möchte. Der Verwaltungsakt ist ein Bescheid, dem man Folge zu leisten hat.

Erhält man die Eingliederungsvereinbarung per Verwaltungsakt, kann man dagegen einen Widerspruch einreichen, muss den Pflichten des Verwaltungsaktes aber vorerst nachkommen, denn der Widerspruch hat keine „aufschiebende Wirkung“ (solange das Amt über den Widerspruch nicht entschieden hat, ist dem Folge zu leisten. Es kann Monate dauern, bis das Amt entscheidet).

Ist man mit dem Inhalt des Verwaltungsaktes nicht einverstanden (z.B. weil er eine Maßnahme oder einen Ein-Euro-Job enthält), kommt man den Pflichten deswegen am besten nicht nach und tritt die Maßnahme oder den Ein-Euro-Job nicht an.

Es folgt eine Sanktion, die man im Eilverfahren einklagen kann. Hierfür bekommt man beim Amtsgericht einen Beratungsschein und kann damit einen Fachanwalt für Sozialrecht aufsuchen. Es kostet insgesamt 10 Euros.

Der Anwalt schreibt den Widerspruch für den Sanktionsbescheid und die Klage für das Sozialgericht. Er bezieht sich dabei auf die Urteile Hessisches Landessozialgericht L 7 AS 288/06 ER 09.02.2007 und Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen L 19 B 140/09 AS ER 08.07.2009. Es gibt nämlich keine gesetzliche Grundlage, um einen Verwaltungsakt zu sanktionieren (Ausnahme: In Bayern!!! Da gibt es ein Gegenurteil!!!), solange das Gesetz unverändert besteht. Die Aussichten auf Erfolg sind sehr hoch.
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27:34 min, 44 MB, mp3
mp3, 224 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 10.08.2010 / 12:05

Dateizugriffe: 467

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Arbeitswelt, Wirtschaft/Soziales
Entstehung

AutorInnen: Arbeits & Erwerbslosenradio Bernadette
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 10.07.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Kein Skript vorhanden.

Kommentare
13.07.2010 / 00:07 Walter Kuhl, Dissent Medienwerkstatt
Gesendet
am 12. Juli 2010 bei Radio Darmstadt. Danke.
 
18.07.2010 / 22:01 Sylvia, radio flora,
EG-VA und die Sanktionierfähigkeit - oder Unfähigkeit
Eure Anmod verspricht viel - Empfehlung: Sich vorab nochmal informieren und beraten lassen, was im jeweiligen Bundesland tatsächlich aktueller Stand ist! Ein Risiko ist es auf jeden Fall, es auf eine Sanktion ankommen zu lassen, mit der ja die JobCenter nicht zimperlich sind. Die Zeit, die man dann für die Gegenwehr braucht, muss man erstmal durchstehen!