'Kommilitonen, Reiben Sie einen Salamander' - Intro zu einer verbindungskritischen Sendung

ID 36581
 
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Intro zu einer Sendung, die sich kritisch mit Studentenverbindungen auseinandersetzt (bis Minute 3:35 auch für andere Sendung verwendbar). Mit einem kurzen Ausschnitt aus der Verfilmung des Romans "Der Untertan" von Heinrich Mann.
Audio
04:38 min, 4343 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 10.05.2012 / 02:58

Dateizugriffe: 3396

Klassifizierung

Beitragsart: Collage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Kultur, Politik/Info
Serie: Bildungsmagazin
Entstehung

AutorInnen: Bildungsmagazin
Radio: WW-TÜ, Tübingen im www
Produktionsdatum: 12.10.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Der Salamander (auch Schoppensalamander) ist eine noch heute bei Studentenverbindungen übliche, besonders feierliche Form des Zutrinkens als Teil der akademischen Trinkkultur. Praktiziert wird dieses Ritual hauptsächlich bei Kneipen und Kommersen, um Gäste, zu denen eine besonders enge Beziehung besteht, im Rahmen der Begrüßung zu ehren. Das können die eigenen Alten Herren sein, aber auch Vertreter besonders eng befreundeter Verbindungen aus anderen Universitätsorten.

Ein Salamander wird auf Kommando „gerieben“. Dazu stehen alle Teilnehmer auf und trinken auf das Kommando „ad exercitium salamandri“ (lat. „zur Ausführung des Salamanders“) mit dem Zuruf „Prost“ ihr Glas Bier aus. Die weitere Vorgehensweise ist von Ort und Verbindung abhängig. Gemeinsam ist, dass nach dem (möglichst restlosen) Austrinken die Gläser gemeinsam auf dem Tisch gerieben oder geklappert und auf ein bestimmtes Kommando gleichzeitig deutlich hörbar (einmal oder dreimal) auf dem Tisch abgesetzt werden.

Die besondere Wirkung des Vorgangs entsteht aus dem lauten Geräusch des Klapperns, dem kurzen lauten Schlag des gleichzeitigen Absetzens der Gläser und dem darauf entstehenden Moment völliger Stille. Dieser Effekt wird nur bei koordiniertem Verhalten aller Beteiligten hervorgerufen und gilt als ein Ausdruck des Gemeinschaftsgefühls der Trinkenden und der Wertschätzung gegenüber den Begrüßten. In der Regel revanchieren sich die so Begrüßten bei den Gastgebern ebenfalls mit einem Schoppensalamander.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Salamander_...)

Die uniformierten Bundesbrüder trinken
auf Ex je einen halben Liter Bier.

Auch der damit begrüßte Alte Herr ext sein Glas

Wir hörten soeben eine Szene aus dem Film 'Der Untertan', der eine Verfilmung des Romans 'Der Untertan' von Heinrich Mann ist. In diesem Roman wird das Leben der Figur Diederich Hessling dargestellt, der wohl als Verkörperung eines autoritären Charakters gelten kann.
Die eben gehörte Szene stammt aus der Schilderung der Studienzeit Diederich Hesslings. Während dieser Zeit schließt er sich einer studentischen Verbindung mit dem Namen „Teutonia“ an. Dort durchläuft er eine typische zweite Sozialisation.

Die eigene Autonomie wird dem Geheiß der älteren Bundesbrüder unterstellt, die in der Verbindungshierarchie höherstehen und allein deshalb von den ihnen Unterworfenen verehrt werden.
Die individuelle Auseinandersetzung mit den Mitmenschen und die darin möglich werdende Bildung des eigenen Charakters wird durch Rituale ersetzt. Es wird zwar gemeinschaftlich gesoffen, aber die Individuen verkommen immer mehr zur Verkörperung der Rollen, auf die die Verbindung sie festlegt.

„Der Untertan“ von Heinrich Mann, sei den Hörerinnen und Hörern hiermit ans Herz gelegt, er soll aber nicht selbst Thema unserer Sendung sein. Heute wollen wir erklären, was studentische Verbindungen überhaupt sind, was für eine Funktion solch krude Rituale wie „einen Salamander reiben“ erfüllen und wie eine Kritik daran aussehen kann.

[An dieser Stelle werden die weiteren Sendungsinhalte vorgestellt, wenn also jemand dieses Intro verwenden will, sollte diese Person hier einen Schnitt machen. Der Zeitpunkt liegt bei 3:35]

In Tübingen steht am Donnerstag den 14.10.2010 der jährlich stattfindende Alternative Dies Universitatis an, der sich explizit gegen Verbindungen ausspricht. Wir wollen zunächst mit unserem Redaktionsmitglied Tobi Kaphegyi darüber sprechen, wie und warum dieser Alternative Dies Universitatis zustande kam und weshalb er sich vom regulären Dies Universitatis abgrenzt.

Im letzten Jahr hat Wüste-Welle-Redakteurin Silke sich auf den regulären Dies Universitatis begeben und Interviews mit zwei dort vertretenen Gruppen geführt. Diese wollen wir hier dokumentieren.

Dann spielen wir ein Interview mit dem Verbindungskritiker Lucius Teidelbaum, der einige Punkte wie z.B. den Sexismus der Studentenverbindungen aufgreifen wird und anhand dieser, Ansätze für eine Kritik am Verbindungswesen formuliert. Teidelbaum wird auch auf dem Alternativen Dies Universitatis am Donnerstag von 16:00 bis 18:00 Uhr einen Vortrag zu diesem Thema halten.

Sodann wollen wir auf ein Buch hinweisen, das im April dieses Jahres erschienen ist und das sich als kritische Einführung in das Thema studentische Verbindungen versteht. Dazu spielen wir ein Interview, das Radio Corax mit einem der Autoren führte.