zip-fm 2. November 2010

ID 36989
 
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Landgrabbing 36974 / Kräfte sammeln gg. Atomkraft 36941 / Energiewende/ Tadzio Müller 36981 / Südblockade aus 36938 / Castor? Schottern! aus 36938
Audio
30:00 min, 17 MB, mp3
mp3, 80 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 02.11.2010 / 11:14

Dateizugriffe: 375

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: ak/rdl
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 02.11.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Hallo und herzlich willkommen (zu zip-fm), heute von Radio Dreyeckland aus Freiburg. Ein keineswegs ruhiger Herbst ist das für diejenigen, die so gern einfach „durchregieren“ würden: Im Südwesten der Republik gabs heute morgen Probleme bei der Baustellenzufahrt zu Stuttgart21, trotz Verhandlungen wird dort ja munter weitergebaut, Grund für 80 Aktive, die Zufahrt zu blockieren. Und in Berlin hatte die Bahn ein größeres Problem, zentrale Signalkabel im Bahnnetz abgefackelt sind. Im Bekennerschreiben an Regierung sowie die vier großen Atomkonzerne hierzulande heißt es: „der flächendeckende ausfall des unternehmens deutsche bahn war geplant und sollte zeigen, dass die profiteure der atommafia kein ruhiges hinterland haben. weder im wendland, noch in den großstädten. die verlängerung der atomlaufzeiten, sind für uns noch ein weiteres zeichen das wir weiter ins mark der unternehmen und der bundesregierung eindringen müssen, bis zu vollständigen lähmung dieser profiteure.“
So weit das Bekennerschreiben aus Berlin, unterzeichnet mit „kommando sébastien briard“, in Erinnerung an den jungen Mann, der im November 2004 ums Leben kam, als ihn in Frankreich ein Castorzug mit überhöhter Geschwindigkeit erfasste.

Zu den Themen unserer heutigen Sendung:
Landgrabbing – Internationale Investoren reißen sich organisiert Flächen unter den Nagel
„Kräfte sammeln“ - das empfielt die Umweltorganisation Campact vor dem Hintergrund der aktuellen Energiepolitik in der BRD
Klima-Aktivisten – eine neue Gruppe von politisch Aktiven? Hierzu Tadzio Müller, von der Gruppe Castor? Schottern!
Und genau hierbei bleiben wir dann auch: Wir blicken zum Schluss unserer Sendung exemplarisch auf zwei Aktions-Zentren des kommenden Wochenendes, in den Raum Karlsruhe zur Castor-Südblockade sowie in den Raum Hannover/Hamburg ins Wendland, zu den dortigen Aktivitäten.
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Zu Kolonialzeiten gabs das Wort „Landnahme“, heute reden wir über „Landgrabbing“. In den letzten viereinhalb Jahren sind über zwanzig Millionen Hektar Ackerland in Afrika, Asien und Lateinamerika an ausländische Investoren verkauft oder langfristig verpachtet worden. Riesige Flächen, die sich Investoren aus reichen Ländern unter den Nagel reißen. Darunter reiche Golfstaaten, Südkorea oder auch China. Beispiel: aus Äthiopien, dessen Bevölkerung stark vom Hunger bedroht ist, wird derzeit in großem Umfang Reis von Farmen in saudiarabischen Besitz nach Saudiarabien geliefert. Viele private Investoren aus den Industriestaaten konzentrieren sich dabei auf den Anbau von Energiepflanzen, zur Produktion sogenannter Biokraftstoffe.
Rudi Berli von Uniterre aus der Schweiz berichtet uns vom weltweiten Phänomen des Landgrabbings, den Protesten die gegen eine Investoren-Konferenz am 09. November in Genf sowie einer alternativen Konferenz am kommenden Donnerstag. Ein Beitrag von Radio Dreyeckland aus Freiburg
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Bei aller Kritik am Rot-Grünen Atomkonsens, an den halbherzigen Verträgen und nicht eingelösten Versprechen seinerzeit: Dass sich in derart kurzer Zeit derart viele Kleinkraftwerke von Solar bis Kraft-Wärme-Kopplung, dass sich in so wenigen Jahren eine ganze blühende Branche von Stadtwerken bis Windkraftbetreibern entwickeln ließe hätte vorher kaum jemand gedacht. Allerdings auch nicht, dass eine Folgeregierung mit wenigen Federstrichen die ganze Entwicklung und Branche an die Wand fahren würde.
Radio LoRa München rief Christoph Bautz von der Aktionsgruppe Campact an, die Organisation, die im Moment zu Massenmails an den Bundespräsidenten aufruft. Den fordern die Absender in ihren Mails auf, das Atomdealgesetz nicht zu unterschreiben, weil es nicht vom Bundesrat ratifiziert wurde. Schließlich unterliegt dem Präsidenten Kraft seines neuen Amtes auch die Prüfung, ob ein Gesetz verfassungsgemäß zustande kam – und sogar der frühere Präsident des Verfassungsgerichtes ist entgegengesetzter Meinung.

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Europaweit ist die Atomlobby im Aufwind. Ausgerechnet in Deutschland, wo die Nutzung der Erneuerbaren Energien zuletzt stark vorangetrieben wurde, hat die Bundesregierung beschlossen die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern, trotz der bekannten Risiken und obwohl auch die Atomenergie eine überaus negative CO2-Bilanz haben, wenn man die Urangewinnung mit einbezieht.
Von Kopenhagen über La Hague bis ins Wendland regt sich deshalb der Protest für einen Atomausstieg und für den schnellen Weiter-Ausbau der erneuerbaren Energien.
Die Energiewende ist längst nicht mehr aufzuhalten. Ein Wettlauf hat begonnen. Die Energiekonzerne versuchen die Erneuerbaren Energien mit ihren Strukturen in Einklang zu bringen.
Hierzu ein kleiner Redeausschnitt aus Berlin, Tadzio Müller sprach dort auf der Volksbühne, er ist von der Kampagne 'Castor? Schottern!'
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Im Großraum Karlsruhe wird der Castorzug wohl auf das Gebiet der BRD fahren, die Aktivisten der „Südblockade“ bereiten sich auf eine Strecke vor, die direkt westlich von Karlsruhe liegt. Allerdings gibt es Ausweichrouten, etwa bei Kehl/Offenburg. Einer der Aktiven zu den aktuellen Planungen dort:
Infos zur Suedblockade: http://www.castor-suedblockade.de/
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Im Wendland ist man schon länger auf den Barrikaden, nämlich seit 1977. Die damalige Bundesregierung hatte vor, in der Region ein „Nukleares Entsorgungszentrum“ entstehen zu lassen. Auch eine Plutoniumfabrik, euphemistisch „Wiederaufarbeitungsanlage für Kernbrennstoffe“. Und auch gleich noch ein Atomkraftwerk bei Langendorf an der Elbe. Die Planungen wurden aber verworfen, da sie politisch nicht durchsetzbar waren. Mit anderen Worten: Widerstand lohnt sich eben doch.
Und Teil dieses Widerstands ist schon immer, spätestens seit 1995, als der erste Castor ins Wendland rollte, das „Schottern“, also das Entfernen von Steinen aus dem Gleisbett. Diese Traditionsveranstaltung wird dieses Jahr nun etwas umfangreicher stattfinden, gesamtgesellschaftlich wird ja schließlich auch das Thema „Energiepolitik“ etwas umfangreicher wahrgenommen. Einer der dortigen Aktivisten:
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Das wars für heute, wir hören uns: Morgen kommt zip-fm von Radio Unerhört aus Marburg - bis dann … - tschüss.