Dritter Tag des Weltsozialforums 2011 in Dakar: Die bewegungs-übergreifende Feministischen Dialoge: Die Machtstrukturen innerhalb der Feministischen Bewegung beseitigen.

ID 38986
 
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Nach langer Suche im chaotischen Weltsozialforum in Dakar, disutierten Feministinnen aus Europa, Lateinamerika und Asien über die Herauforderungen und Diversifizierung der Bewetung: Die Notwendigkeit indigene Frauen und Frauen Afrikanischer Herkunft zu integrieren und die Frage der Hausarbeit, die arme Frauen in den informellen Sektor abdrängt anzugehen.
Zusammenfassungen der Reden und einen Eindruck der Schwierigkeiten die TeilnehmerInnen des Forums erleben auf der Suche nach der Veranstaltung, die sie besuchen möchten.
Audio
14:22 min, 13 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 03.03.2011 / 18:39

Dateizugriffe: 565

Entstehung

AutorInnen: Bianca Miglioretto, AMARC
Radio: LoRaZH, Zürich im www
Produktionsdatum: 09.02.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Jingle
Music
O-ton

Die Feministische Bewegung erlebt eine Auffächerung, die uns nicht spaltet, sonder in unserer Vielfalt vereint. Dies sagte Betania Avila aus Brasilien am 9. Februar am bewegungenübergreifenden Feministischen Dialog am WSF 2011 in Dakar, Senegal.
Die Rednerinnen des FD kamen aus Brasilien, Italien, Panama und Indien. Mehr Frauen, auch Frauen aus Afrika waren vorgesehen, aber sie konnten wegen logistischen Schwierigkeiten nicht teilnehmen. Der FD hatte auch wenige Teilnehmerinnen, da viele den Veranstaltungsort nicht fanden.

Die Schwierigkeiten die der FD erlebte, sind kein Einzelfall am 11. WSF. Leider kamen die Programme erst am zweiten Tag heraus und es hatte bei weitem nicht genügend Kopien für die 7500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dazu kommt, dass in die meisten Räumen, in denen Veranstaltungen des WSF stattfinden sollten, Studierende Vorlesungen haben. Wie es scheint hat die Leitung der Universität die verschiedenen Fakultäten nicht darüber informiert, dass in ihren Klassenzimmern Veranstaltungen stattfinden werden.

So erging es dem FD am 8. Februar.
Als die Organisatorinnen zum Hörsaal kamen der auf dem Programm stand, war der Raum voller Studierenden mitten in einer Vorlesung.
Rund 30 Frauen traffen sich in den Gängen der Sozialwissenschaftlichen Fakultät neben dem Transparent des Feministischen Dialogs. Verzweifelt suchten wir neue Räumlichkeiten, es gab einige leere Zelte aber eines war viel zu heiss, das nächste hatte keine Sitzgelegenheiten. Schlussendlich durften wir das Zelt einer intalienischen Organisation benützen. Mit 1 ½ Std. Verspätung konnte der Bewegungsübergreifende Feministische Dialog beginnen.

Selbstorganisierte Veranstaltungen an diesem WSF bedeutet im wahrsten Sinne des Wortes alles selbst zu organisieren, von der Suche nach einem geeigneten Veranstaltungsort bis zur Mobilisierung möglicher TeilnehmerInnen, was ein Ding der Unmöglichkeit ist im riesigen Universitätsgelände mit tausenden von Studierenden. Das hat zur Folge, dass alle auf der Suche nach Veranstaltungen sind, einige verirren sich, andere werden frustriert und vorallem verpassen wir die Gelegenheit an spannenden Diskussinen teilzunehmen, uns auszutuschen und zu vernetzen.

Music

Zurück zum Feministischen Dialog. Es war die Mühe wert, die Reden waren sehr spannend. Im Folgenden Zusammenfassungen der verschidenen Reden von Feministinnen aus Italien, Brasilien, Panama und Indien.


O-Ton

Alessandra Mecozzi aus Italien sprach über die Auswirkungen der wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Krise auf die Arbeiterinnen in Italien und wie diese darauf reagieren.
Die Lohnarbeit wird immer mehr abgewertet und prekärer. Gleichzeitig findet in Europa eine fortschreitende Privatisierung des öffentlichen Dienste statt, was direkte Auswirkungen auf den Alltag hat. Dazu kommt der wachsende Einfluss der Religion auf die Gesellschaft und den Staat. Wir erleben heute einen Rückschlag, was die Kontrolle der Frauen über ihren Körper betrifft. Die Medien vermitteln jungen Frauen Eindruck, wenn sie einen schönen Körper haben, können sie einfach Geld verdienen. Die Kommerzialisierung des Frauenkörpers hat stark zugenommen.


Music
O-ton

Betania Avila aus Brasilien sprach über die Stärkung und Verfächerung der sozialen Bewegungen in Lateinamerika.
Wir erfahren eine neue politische Praxis und die Feministische Bewegung ist eine führende Kraft dabei. Wir erleben auch eine Demokratisierung des Alltags. Die Bewegung indigener Frauen und Frauen Afrikanischer Herkunft in Lateinamerika ebenso wie sexuelle Minderheiten, wie Lesben werden stärker und tragen zur Demokratisierung der Feministischen Bewegung bei.
Sie Diversifizieren die Bewegung. Eine Manigfaltigkeit die uns nicht in Fraktionen spaltet sondern in unserer Vielfalt vereint.
Die Feministische Bewegung hat auch angefangen Selbstkritik zu üben. Wir realisierten dass wir strukturelle Diskriminierung und Ausbeutung in den eigenen Reihen angehen müssen, spezell was die Haus- und Reproduktionsarbeit betrifft.
Die Mehrheit im informellen Sektor sind Frauen. Sie arbeiten unter miserablen Arbeitsbedinungen und haben keine Rechte. In Lateinamerika kontrolieren Frauen den häuslichen Arbeitsmarkt, der uns nach Klassen spaltet. Während Frauen aus den unteren Klassen als Hausangestellte arbeiten, erlaubt dies den Frauen der Mittel- und Oberen Klassen,, einer besser bezahlten Arbeit nachzugehen.
Dies Verknüpfung unter den Frauen befreit einige, während sie arme Frauen – vor allem schwarze und indigene Frauen in den informellen Sektor abdrängt. Also eine Ungleichheit auf Grund von Klasse und Rasse.
In Lateinamerika gibt es kaum einen Staat der Sozialleistungen bietet, die diesen Namen verdienen. Der Mangel an sozialen Diensten wird von armen indigenen und schwarzen Frauen aufgefangen. Wenn wir die Unterdrückung der Frauen ernsthaft bekämpfen wollen müssen wir die Frage der häuslichen Arbeit lösen.

Der Einfluss der Religion, insbesondere die Katholische Kirche in unseren Länder wird immer stärker. Dies hat negative Auswirkungen auf die Frauen, ihre Sexualität und reproduktive Gesundheit, sowie auf das Recht auf Verhütung und Abreibung.
Wir leben in einer Macho-Gesellschaft in der uns eine von Männern dominierte Sexualität aufgezwungen wird. Wir müssen wieder verstärkt fordern, dass unser Körper uns gehört und wir ihn kontrollieren.


Music
O-Ton

Cecilia Moreno aus Panama sagte dass der Feminismus reformiert werden muss und sich in Lateinamerika in einem Veränderungsprozess befindet, der die Situation von schwarzen Frauen oder Frauen Afrikanischer Herkunft sichtbar macht.
Schwarze Frauen sind Teil der Gesellschaft, aber bis jetzt standen sie ausserhalb der Feministischen Bewegung, das zeigte sich deutlich am Weltsozialforum in Belem in Brasilien.
Ganz wichtig für die Befeiung Frauen Afrikanischer Herkunft ist der Zugang zu Information. Die meisten haben keinen Zugang zu Kommunikationsmitteln. Wir erleben eine mehrfache Ausbeutung, als Frauen und als Schwarze. Genauso ergeht es den indigenen Frauen. Armut, Rassismus und der Mangel an Information machen uns verletzbarer. Um Frauen Afrikanischer Herkunft zu stärken muss die feministische Bewegung die ethno-rassistische Diskriminierung bekämpfen.
Schwarze Frauen wurden auch ihrer Geschichte und Wurzeln beraubt. Wir müssen für unsere Identität als Frauen Afrikanischer Herkunft selbst innerhalb der feministischen Bewegung kämpfen. Wie können wir die Selbstbestimmung der schwarzen Frauen erreichen? Bis jetzt haben wir keine Kontrolle über unseren Körper. Wir müssen unsere Rechte kennen und lernen sie einzufordern.
Die Feministische Bewegung muss den Kampf der schwarzen Frauen in Lateinamerika aufnehmen. Geichzeitig müssen schwarze Frauen die Zusammenarbeit mit anderen Organisation Afrikanischer Herkunft suchen. Dieses Jahr findet der erste Kongress von Menschen Afrikanischer Herkunft in Lateinamerika statt. Im August in den Wäldern von Honduras. Ihr seit alle herzliche eingeladen.

Music
O-Ton

Während der Diskussion after den Reden ergriff Corinne Kumar aus India das Wort.
Sie sagte, dass wir in der Feministischen Bewegung eine Tendenz haben die dominanten Machtstrukturen zu reproduzieren. Sie betonte die Notwendigkeit neue Denkmuster zu entwickeln, die mit dem dominanten kapitalistischen Universum brechen.
Wo finden wir einen neuen Diskurs, dir den Austausch mit indigenen Frauen und den am meisten unterjochten Menschen ermöglicht. Mit denjenigen, die an Rebellion und Aufstände denken.

Die nächste Veranstaltung des Feministischen Dialogs sollte am 10. Februar stattfinden. Also nicht verpassen, die Berichte des International Frauennetzwerks von AMARC über die Feministischen Dialoge.

O-Ton

Jingle.
Music

Kommentare
11.02.2011 / 13:53 redaktion_A, Radio Helsinki, Graz
wird am 14.2.2011 morgens ab 9:20 gesendet
danke!
 
11.02.2011 / 18:12 smn, Radio LoRa, Zürich
Sendungsübernahme
Die Beiträge der Tage 1 bis 4 wurden bei Radio LoRa Zürich am 13.Februar 2011 gespielt. Danke & Gruss!
 
12.02.2011 / 17:09 tagesaktuellen Redaktion, Radio Corax, Halle
gesendet im MiMa am 10.02.
vielen Dank!