Eine Sendung vom 18.11. über die vor der darauffolgenden Aufführung gerichtlich verbotene Aufführung des Stückes "Die Weber" am Dresdner Staatsschauspiel.

Eine Sendung von coloRadio Dresden
Mit den Weberinnen Brit und Manja
und den Webern Stefan, Manfred und Günther

Frieher
da man noch erbeiten konnte
da hat man sich
halbwegens
mit Kummer und Not
doch kunnt aso durchschlagn
heute
kann ich mr
schon ieber Jahr und Tag
kee stickl Arbeit
mehr erobern

heißt es in Gerhart Hauptmanns Drama "Die Weber", bevor sich deren existenzielle(re) Not in Aufruhr und Rebellion entlädt. In der Inszenierung des Dresdner Schauspiels wird die Webernot des 19. Jahrhunderts auf die moderne Krise der Arbeitsgesellschaft bezogen, indem dort eine Gruppe von 33 Dresdner Männer und Frauen aller Altersstufen, von denen viele selbst arbeitslos sind, die Weber spielen. Sie tun das in der chorischen Tradition (Sprechchöre), wie sie ausgehend von der Griechischen Tragödie in der Orestie im Dresdner Staatsschauspiel bereits zu sehen war. Bloß daß diesmal nicht nur der klassische Hauptmannsche Text von ihnen quasi als Volkskollektiv unisono gesprochen wird: außerdem erfährt man aus collagenhaften Zwischentexten, was die ProtagonistInnen aus ihren eigenen Erfahrungen in der Arbeits(losen)welt zu erzählen haben: von der Angst, vom Haß, von der Hoffnung, von der Bewerbung, von der Utopie. Wenn am Ende dann der fette Benz zerkloppt wird, hat das ganze auch noch Spaß gemacht.
In der Sendung am 18.11. wurde mit einigen der LaienchorschauspielerInnen diskutiert, ob es gelungen ist, ein Abbild zu geben, wie die Not unserer Zeit zusammenhängt mit den ordoliberalen Grausamkeiten des 19. Jahrhunderts und welches Licht auf die Probleme unserer Arbeits(losen)welt geworfen wird, wie es in den autobiographischen Utopien aufscheint.