COVID-19 in Dänemark: "In Grönland gibt es das Virus praktisch nicht mehr"

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Anmod: Matteo lebt in einem Vorort von Kopenhagen und erzählt uns, wie die COVID-19 Pandemie sein Leben und das seiner Mitmenschen beeinflußt…

5:34

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Im Vergleich: In Deutschland gab es Stand 9. April, 103.228 SARS-CoV-2 positive Personen. Das sind 8,7% der Getesteten.

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Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: MoRa3X
Entstehung

AutorInnen: die meike
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 09.04.2020
Folgender Teil steht als Podcast nicht zur Verfügung
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Skript
matteo: Die dänische Regierung hat am 13. März Maßnahmen getroffen. Alle, die von zuhause arbeiten können, arbeiten von zuhause; sie haben auch die Universität geschlossen, wo ich gearbeitet habe. Seitdem bin ich also auch im Home Office. Sie haben Versammlungen mit mehr als 10 Menschen verboten. Es gab so eine Art gemeinsames Handeln der Regierung und der Königin. Sie waren sich also einig.
Zu den Zahlen: Heute, 8. April, wurden 57.535 Personen getestet. Etwa 10% davon sind positiv – 1.621 haben sich erholt und etwas mehr als 200 Menschen sind gestorben. Also die Mortalität ist hier 4%. in den anderen dänischen Terretorien, Faröer Inseln und Grönland, gab es bisher keine Toten. Auf den Faröer Inseln wurden etwa 5.000 Menschen getestet und 200 davon waren positiv. 130 Menschen sind bereits wieder gesund. In Grönland warn von 700 getesteten Personen 11 positiv und 10 haben sich erholt; also in Grönland gibt es das Virus praktisch nicht mehr. Das waren die Zahlen vom 8. April.
Zu den Maßnahmen gehört eine verstärkte soziale Distanzierung – also z.B. wenn Du im Supermarkt bist. Ich habe bisher noch nicht gesehen, daß die Obergrenze von Leuten, die reindürfen durchgesetzt würde. Es gibt sie zwar, aber sie wird wahrscheinlich nie erreicht, weil sie recht hoch ist. Ich habe in der Innenstadt einen Supermarkt gesehen, der war nicht besonders groß, aber es gab eine Obergrenze von vielleicht 100 Leuten oder ein paar mehr. So viele Leute gehen dieser Tage aber nie gleichzeitig einkaufen. Aber wenn du in der Schlange stehst zum bezahlen, dann mußt du Abstand halten. Da gibt es auch Markierungen auf dem Boden.
Es gibt auch eine Obergrenze in offenen Geschäften. Ich war z.B. gestern Eisessen und da durften nur acht Leute auf einmal rein. Es gab auch einen Abstandhalter zwischen den Leuten und der Eistheke.
Meine persönliche Situation hat sich verändert, ja. Ich war in Kopenhagen das letzte Mal seit dem 12. März vergangenen Samstag. Sonst bin ich die ganze Zeit zuhause. Irgendwann hab ich mir ein Fahrrad organisiert und bin in die Stadt geradelt um zu sehen, was da passiert. Und ich habe viele Leute auf den Straßen gesehen. Hier im Randbezirk von Kopenhagen siehst Du nicht viele Leute auf der Straße. Hier wirkt es so, als würden alle zuhause bleiben und ihre Gartenarbeit verrichten und so etwas – aber sobald du in die Stadt kommst, sind alle Leute auf der Straße. Es ist Frühling, weißt du und die Leute werden verrückt.
Auf der anderen Seite sind Busse und Bahnen leer. Viele Menschen brauchen den öffentlichen Nahverkehr gerade nicht mehr, denn sie müssen nicht zur Arbeit. Also diejenigen, die rausgehen, müssen nicht an ein bestimmtes Ziel. Sie gehen raus, um das Wetter zu genießen. Das ist zumindest mein Eindruck. Also die Busse sind leer, andererseits sitzen die Leute in den Parks und am See.
Die Industrie ist natürlich betroffen, aber es wurden Maßnahmen ergriffen, welche die Unternehmen nicht dazu nötigt, Leute zu entlassen. Der Staat zahlt einen Prozentsatz des Lohns und so etwas. Jetzt am 15. April sollen die Schulen und Kindergärten wieder öffnen und vielleicht gilt das auch für andere Aktivitäten. Aber die Universitäten bleiben geschlossen bis zum 10. Mai. Das ist ein Sonntag; ich hoffe also ich kann am 11. Mai wieder ins Büro.

Meike: ihr dürft also noch in gruppen im park sitzen?

Matteo: Ja, manche sind alleine, manche sind in kleinen Gruppen unterwegs, so zwei, drei Leute.

Meike: hier riskierst du, wenn du mit mehr als einen person unterwegs bist, ein bußgeld.

Matteo: ja, das ist in Deutschland, aber nicht hier. Ich glaube auch nicht, daß sie eine Kontrolle durch die Polizei einführen. Also das ist zumindest der Eindruck, den ich habe – denk dran, daß ich in den letzten vier Wochen nur zweimal in der Stadt war… Aber da habe ich nicht viel Polizei gesehen. Es ist hier nicht wie in Italien, wo du ein Bußgeld bekommst, wenn du dich nur auf die Straße wagst, weil das verboten ist.

Meike: die grenzen sind geschlossen richtig?

Matteo: ja richtig, die Grenzen sind geschlossen, natürlich. Die politischen Entscheidungsträger*innen waren da sehr schnell in ihren Entscheidungen. Am einen Tag sagten sie „wir schließen alles“, am nächsten Tag waren die Grenzen dicht.