Das social Distel-Ding – Regen, Lockerungen und eine bange Hoffnung

ID 101929
 
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Teil 25 der social distancing Kolumne. Heute mit dem lange erwartetem Regen, dem ebenso lange erwartetem Ende des Demonstrationsverbots und der bangen Hoffnung, dass alles auf Kurs bleibt. + einer Notiz an Boris Palmer.
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03:57 min, 9274 kB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 28.04.2020 / 22:10

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Wirtschaft/Soziales
Serie: Das social Distel-Ding
Entstehung

AutorInnen: Fabian Ekstedt
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 28.04.2020
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Juhu, es regnet. Wer hätte gedacht, dass man sich darüber mal so freuen würde. Das ist fast so unrealistisch, wie dass der Flughafen Berlin Brandenburg BER jetzt schon diesen Oktober öffnen soll. Nur ca. 9 Jahre nach Plan.
Aber wie die Freude über einen neuen Flughafen hält auch die Freude über den Regen nicht lange an. Und die Gründe sind die Zukunftsaussichten.
Wenn in Berlin jetzt bald ein neuer Flughafen eröffnet und dann vermutlich gleich ein weiterer gebaut wird, weil einer scheinbar doch nicht reicht, dann sind noch mehr Flugzeuge in der Luft, noch mehr Schadstoffausstoß… Und damit ein Ausblick auf weitere Dürresommer und Starkregenereignisse in Zukunft.
Beim Regen: Juhu es regnet, die Wiesen werden nicht immer brauner, der Wind peitscht nicht weiter den Staub auf und die Böden können auftanken. Aber andererseits war die letzte Zeit auch hauptsächlich deshalb so gut zu ertragen, weil die Sonne geschienen hat. So konnte Mensch mit dem Rad überall hinfahren und musste sich nicht dem Ansteckungsrisiko in den Öffentlichen aussetzen. Der Tag war durch den Sonnenstand wunderbar strukturiert, auch wenn die social Distel-Dinger ihre Wohnungen nicht verlassen haben.
Und jetzt steht uns also eine Zeit in grau bevor, während die Natur wieder zum alten grün zurückfinden darf. Das heißt wir social Distel-Dinger fühlen uns erst einmal noch mehr eingesperrt. Da schmecken dann auch die Lockerungen nur noch halb so gut.
Aber immerhin: In Bayern sind, Stand jetzt, Demonstrationen wieder erlaubt. Innenminister Joachim Herrmann gibt dabei konkrete Beschränkungen: 1,5 Meter Abstand zwischen den Teilnehmenden und maximal 50 Personen auf einmal. Allerdings stellt sich hier die Frage, wie die Ordnungsämter diese Regeln handhaben werden und wie sichergestellt werden soll, dass sich nicht doch mehr Menschen den vorgebrachten Anliegen anschließen werden. Aber zumindest kann der erste Mai auch auf der Straße stattfinden. Wir nähern uns in großen Schritten so etwas wie der Normalität, wenn wir denn davon ausgehen, dass sich nach dieser Krise der zurückgelassene Alltag irgendwann wieder normal anfühlen wird.
Auch die erneute Verlängerung der Ausgangsbeschränkung kann diesem Hoffnungsschimmer nichts anhaben. Bis zum 10. Mai ist es ja auch nicht mehr so lange hin. Mit einem Blick zurück auf die letzten 5 Wochen sind die nächsten knapp 2 Wochen wohl auch noch zu schaffen.
Letztlich sehen wir ja auch schon über der Grenze wie es gehen kann. In Österreich soll am Freitag wieder das öffentliche Leben starten. Mit Gastronomie, Hotels, Geschäften und Dienstleistern. Nur der Kneipentresen wird vorerst nicht mehr von Bierdimpfln besetzt sein. Also ist noch nicht alles beim alten.
Und das wohl auch zu Recht. Letztlich stehen uns gerade bei aller Vorfreude noch zwei bange Wochen bevor. Jetzt wo wir freudig an die Zukunft denken, kann uns jeder Blick auf die Neinfektions-Zahlen die Stimmung verhageln.
Die Politik hat einen Kurs gesetzt und wir sind auf Kurs. Aber ob wir auch ankommen liegt einzig und alleine daran, ob wir die Infektionszahlen richtig einschätzen und sich in den vergangenen schönen Tagen nicht mehr Menschen angesteckt haben. Und für München lässt sich sagen: Wir haben wieder so viele Neuinfektionen registriert wie zuletzt am 16. April. Vor einer Woche waren es nur 52, gestern nur 26 und jetzt sind es wieder 112. Ein banges Hoffen, dass es jetzt nicht so weiter geht.
Natürlich bleibt uns sonst noch die Boris Palmer Variante des brutalen Fatalismus, der sich am besten so zusammenfassen lässt: „Die, die wir retten, sterben so oder so bald.“
Doch ist ein brutaler Fatalismus sehr wahrscheinlich nicht das, was wir aus diesen Wochen der Zurückhaltung zum Wohle aller mitnehmen wollen. Zum Glück!

Kommentare
29.04.2020 / 10:58 sabine und yoschi, Radio Dreyeckland, Freiburg
gesendet im Mi-MORA
danke !