Protestaktion gegen geplantes Atommüll-Lager | 90 Prozent des deutschen Atommülls…

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Am 22. Juli, kurz nach 20 Uhr, fand im Dreiländereck zwischen NRW, Niedersachsen und Hessen eine spektakuläre Aktion statt. Auf das Reaktorgebäude des 1994 stillgelegten AKW Würgassen projizierten die Bürgerinitiative 'Atomfreies 3-Ländereck' und die bundesweit tätige Anti-Atom-Organisation '.ausgestrahlt' mit einem starken Beamer kurze und knackige Sprüche.
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Upload vom 28.07.2020 / 01:17

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: restrisiko
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 27.07.2020
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Protestaktion gegen geplantes Atommüll-Lager | 90 Prozent des deutschen Atommülls…

Am 22. Juli, kurz nach 20 Uhr, fand im Dreiländereck zwischen NRW, Niedersachsen und Hessen eine spektakuläre Aktion statt. Auf das Reaktorgebäude des 1994 stillgelegten AKW Würgassen projizierten die Bürgerinitiative 'Atomfreies 3-Ländereck' und die bundesweit tätige Anti-Atom-Organisation '.ausgestrahlt' mit einem starken Beamer kurze und knackige Sprüche.

Hintergrund: Anfang März waren über Nacht Pläne durchgesickert, daß am Standort des stillgelegten AKW Würgassen ein "Logistikzentrum" errichtet werden soll. Und wie ebenfalls schnell bekannt wurde, verbirgt sich hinter dem beschönigenden Etikett ein Lager für Atommüll. Die Bevölkerung vor Ort ist entsetzt und wütend – und dies bis hin zu lokalen CDU-PolitikerInnen (siehe unseren <a href="akwwue200313.html" target=_blank>Artikel v. 13.03.20</a>).

Inzwischen wurde bekannt, daß auch das sogenannte Bundes-"Umwelt"-Ministerium unter Atom-Ministerin Svenja Schulze (SPD) bereits zugestimmt hat, so die federführende Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ). Bereits ab 2027 soll der gesamte schwach- und mittelradioaktive Müll aus den derzeitigen 16 bundesweiten "Zwischen"-Lagern hauptsächlich nach Würgassen gekarrt werden. Die hochradioaktiven abgebrannten Brennelemente - weniger als 5 Prozent des gesamten Atom-Mülls - bleiben auf unbestimmte Zeit in jenen Lagern.

Laut den vorliegenden Plänen soll der schwach- und mittelradioaktive Müll vom Standort Würgassen danach in einem zweiten Transport nochmals rund 120 Kilometer nach Salzgitter verfrachtet zu werden. Dort ist ein ehemaliges Eisenerz-Bergwerk, Schacht Konrad, als Atommüll-Grube für diese zwei Sorten Atommüll auserkoren worden - allein aus politischen Gründen und ohne die notwendige Klärung geologischer Gegebenheiten. Heute wäre dies nicht mehr genehmigungsfähig. Dennoch behält die Genehmigung für Schacht Konrad ihre Rechtsgültigkeit. Wenn nun aber ein Zwischenlager für Atommüll, der in Schacht Konrad versenkt werden soll, direkt vor Ort gebaut würde, müßte das Genehmigungsverfahren für Schacht Konrad neu aufgerollt werden. Und allein um dies zu vermeiden, soll dieses Puffer-Lager nun in Würgassen gebaut werden.

Schacht Konrad ist nur für die Einlagerung von maximal 303.000 m³ schwach- und mittelradioaktiven Mülls genehmigt. Insgesamt wird jedoch in Deutschland entsprechend einem Atom-Ausstieg zum Ende des Jahres 2022 insgesamt mehr als das doppelte Volumen an schwach- und mittelradioaktivem Müll aufgelaufen sein. An hochradioaktivem Müll warten dann rund 28.000 m³ - also ungefähr 5 Prozent des Atommülls auf ein sogenanntes Endlager - ein Ort, der weltweit bis heute nicht entdeckt wurde.

Die Anti-AKW-Initiativen kritisieren: Die BGZ gefährdet die Bevölkerung und mutet ihr eine Verdopplung der Atommüll-Transporte zu, um mit Schacht Konrad ein Atommüll-Lager-Projekt zu schützen, das längst nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik entspricht. Deshalb protestierten sie gegen diese Pläne mit der Aktion am stillgelegten Atomkraftwerk. Die spektakulären Projektionen waren auch vom niedersächsischen Lauenförde und vom nordrhein-westfälischen Würgassen aus noch zu sehen. Zu lesen war da:
"90 % von Deutschlands Atommüll nach Würgassen? Nein Danke!"
"Konzeptlos, orientierungslos, intransparent. Atommüll-Lager stoppen!"
Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv!"
"Kein Atommüll-Verschiebebahnhof in Würgassen!"

Dirk Wilhelm, Sprecher der Bürgerinitiative 'Atomfreies 3-Ländereck', erklärte: "Die Vorgehensweise des BMU und der bundeseigenen Gesellschaft für Zwischenlagerung BGZ ist völlig inakzeptabel. Getreu dem Motto 'beschließen, verkünden, verteidigen' wird das Projekt ZBL Würgassen gegen jeden gesunden Menschenverstand und unter Ignoranz der zahlreichen Mängel des Standorts vorangetrieben – in Form des Diktats 'alternativlos' über die Köpfe der Menschen hinweg. Dabei zeigen unter anderem die Bauzeitverzögerung und die Kostenexplosion von Schacht Konrad, welche verheerenden Folgen eine ausschließlich politisch geprägte Entscheidung, entgegen vieler Sachargumente, hat."