Rezension Jacinta Nandi Die schlechteste Hausfrau der Welt

ID 104628
 
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Rezension des Buches "Die schlechteste Hausfrau der Welt" von Jacinta Nandi (Nautilus) erschienen am 5.10.2020
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mp3, 96 kbit/s, Mono (48000 kHz)
Upload vom 05.10.2020 / 17:15

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Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Frauen/Lesben, Arbeitswelt
Serie: Glottal Stop
Entstehung

AutorInnen: Franzi Glottal Stop
Radio: bermuda, Mannheim im www
Produktionsdatum: 05.10.2020
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
In letzter Zeit waren ja ziemlich viele Leute ziemlich viel zu hause.
Das ganze Geld, dass nicht in Clubs und Urlaub gehen konnte, wurde anscheinend in Einbauküchen gesteckt.
Zu Hause sein hat durch Corona eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Aber einige ganz alte Muster haben sich dadurch nicht verändert.
Wer macht die Hausarbeit, damit das zu Hause so schön ist wie bei anderen Leuten auf instagram?
Darüber hat die Berliner Autorin und Kolumnistin Jacinta Nandi ein Buch geschrieben.
„Die schlechteste Hausfrau der Welt“.

Es sind rund 35 kurze autobiografische Texte. Sie kreisen um die Frage, wie es sein kann, dass die Autorin Feministin ist, und mit einem Mann zusammen ist und zusammen wohnt, der sich weigert, Hausarbeit zu machen.

Wie meistens bei Jacinta Nandi wird es ziemlich amüsant.
Auf jeden Fall habe ich mehrmals laut gelacht, und das ist eigentlich gar nicht meine Art!
Ich zitiere:
„Mithelfen
1) Ein sexistischer Begriff, denn warum HELFEN Männer MIT, wo sie doch auch in diesem Haushalt wohnen?
2) Eine unrealistische Sexphantasie, die nie in einer heterosexuellen Beziehung stattfinden wird – es ist wahrscheinlicher, dass man stirbt, wiederbelebt wird, nochmal stirbt, wieder wiederbelebt wird, auf dem Weg nach Hause ein Lottoticket kauft und wow, im Lotto gewinnt, von einem Blitz getroffen wird, auch diesmal nicht stirbt, sondern für drei Monate ins Koma fällt, auf dem Weg nach Hause August Diehl trifft und ihm drei Millionen Euro zahlt, um sein Sexsklave zu sein, ALS DASS MAN EINEN MANN FINDET; DER GERNE IM HAUSHALT MITHILFT!
Zitat Ende
Es ist fast so lustig, dass man gar nicht merkt, dass die Texte einem so ganz nebenbei noch den State of the Art in intersektionalem Feminismus und Kapitalismuskritik vermitteln.
In der schmutzigen Küche geht es also um große Fragen.
Es geht aber auch um die emotionale Seite. Es geht um Einsamkeit, die Beziehung zu ihrem Freund, zu ihren beiden Söhnen: ein Teenager, ein Kleinkind. Es geht darum, wie es sich anfühlt, für andere sauber zu machen, und dafür noch kritisiert zu werden – statt bezahlt. Ob es dann nicht vielleicht doch unstressiger ist, alleinerziehend zu sein?
Es geht um Weihachtsgänse, Cleanfluencerinnen und trad wifes und wie man Buggys mit Säure reinigen kann.
Weil die Texte nicht aufeinander aufbauen, wirken manche Passagen redundant. Aber am Ende setzt sich alles zu einem großen schmutzigen Puzzle zusammen: Man könne, so Jacinta Nandi, keine gute Hausfrau und gleichzeitig Feministin sein. In diesem Sinne: Lappen runter!
Die schlechteste Hausfrau der Welt erscheint am 5. Otkober bei Nautilus, 208 Seiten kosten 16 Euro.


Kommentare
09.10.2020 / 13:46 Klaus/, Freie RadioCooperative Husum, Westküste
gesendet am 9.10. im FRC-Infomagazin
besten Dank !