Antiziganismus bekämpfen: Guillermo Ruiz über die angekündigte Wahrheitskommission

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Am 24. Oktober 2022 wurde das zehnjährigen Bestehen des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Berlin zelebriert. Aus diesem Anlass hat der Antiziganismusbeauftragte der Bundesregierung, Mehmet Daimagüler, die Einrichtung einer Wahrheits- und Versöhnungskommission angekündigt, die sich der Aufarbeitung des Holocaust an den Sinti*ze und Romn*ja und der anhaltdenden Diskrimierung von Sinti*ze und Romn*ja widmen soll. Was solch eine Kommission bewirken kann und welche Wirkmacht das Amt des Antiziganismusbeauftragten hat, darüber sprachen wir mit Dr. Guillermo Ruiz Torres, Politologe und Mitglied der Gesellschaft für Antiziganismusforschung, sowie politischer Referent beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma.
Audio
08:23 min, 12 MB, mp3
mp3, 191 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 03.11.2022 / 15:41

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Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Politik/Info
Serie: CX - Corax - Geschichte/Gesellschaft - Dialektik
Entstehung

AutorInnen: Tagesaktuelle Redaktion
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 03.11.2022
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die rücksichtslosen und menschenverachtenden Diskussionen über den Namen eines Schnitzels zeigen es: Deutschland hat immer noch ein großes Problem mit Antiziganismus.
Dabei kommt Deutschland und den Nachkommen von Nazi-Deutschland aber eigentlich eine große Verantwortung zu, sich endlich der Geschichte des Antiziganismus und der Verfolgung und Tötung von Sinti*ze ud Romn*ja zu widmen.
Der systematische Völkermord an Sinti*ze und Romn*ja im nationalsozialistischen Deutschland hat seit 1939 Jahren bis zu 1 Millionen Menschen das Leben gekostet. Auch diese Zahl ist nicht eindeutig zuende diskutiert, da die Forschung dazu uneindeutig ist.
Die Aufarbeitung der systematischen Tötung von Sinti*ze und Romn*ja während des Holocausts blieb aus. Im Gegenteil: Überlebende des Holocaust , des Prajmos berichten von erniedrigenden Szenen, wo sie bei der Rückkehr nach Deutschland nach 1945, von den gleichen Beamten vernommen wurden, die sie zur NS-Zeit deportieren ließen. Und die überlebenden Opfer in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit landeten häufig in Barackenlagern, die an den gleichen Orten standen wie die Lager, aus denen sie deportiert worden waren. Dieser Mangel an Aufarbeitung und Wiedergutmachung sucht seinesgleichen.
Erst 1982 wurde der Porajmos von der Bundesregierung als rassistischer Genozid anerkannt, erst seitdem sind offiziell die Verbrechen an der Roma-Minderheit im Nationalsozialismus als Völkermord anerkannt.
Das Vergessen dieses Genozids führte zu demütigenden Situationen der Überlebenden des Porajmos. Und dazu, dass Antiziganismus weiter existiert. Und Antiziganismus ist bis heute ein großes Problem, das zu Diskriminierung bei der Schulausbildung, bei der Jobsuche, Wohnungssuche und vielen Lebensbereichen führt.