Flassbeck II „Vom Schock zum Handeln“

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Flassbeck II „Vom Schock zum Handeln“ 3. März 2011 Colloqium Politikum an der Uni in Freiburg

Einleitung : Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung schreibt 3/2011: „Aus der Krise nichts gelernt“
FES Friedrich Ebert Stiftung: “Die Volatilität der Finanzmärkte hatte schwere Auswirkungen auf die Arbeits-märkte weltweit. Seit 2008 sind weltweit 35 Millionen Arbeitsplätze vernichtet worden

Heiner Flassbeck : Es gab den Zusammenhang von sich überlagernden Krisen : Krise der globalen wirtschaftlichen Ungleichgewichte, der Handelsbilanzen, Nahrungsmittelkrise durch Rohstoffspek-ulation, Finanzmarktkrise, Euro-Krise. Vieles ist geblieben wie es war, wir machen gerade weiter so.

Die Finanzkrise ab 2007 : Die Märkte bewegen sich fast gleichsinnig, sind dann eingebrochen. Die NotenBanken mussten reagieren auf die wirtschaftliche Lage, die Inflationsrate etc . Sie haben um-fassend reagiert. Zusätzlich mussten die Staaten noch einschreiten, mussten die Welt-konjunktur stabilisieren, mit Defizit-Spending etc.
2008, 2009, machten all die Charts [die Ausgang für „Investments“ sind ] gleichzeitig eine Wende. Das signalisierte „Konjunkturwende“, „es ist geschafft“ es geht wieder aufwärts. Die Finanz- „Investoren“ können wieder in relativ riskante Assets investieren. Nachdem die Unsicherheit über die Konjunktur weg war, haben sich die Herden von HedgeFonds, Investment-Banker wieder auf diese Märkte gestürzt.
Man kann da wieder viel verdienen an den Kapital-Märkten . Die BZ berichtet im März 2011: Hedge-Fonds haben im 2. Halbjahr 28 Milliarden $ verdient, Banken haben 25 Mrd $ verdient. Vielleicht wird gefragt, - warum verdienen Banken nicht mal soviel wie Hedgefonds ? . Doch gibt es jemand der die Frage stellt : – wo kamen diese 50 Mrd $ im Halbjahr her ? Haben die die verdient ? Haben die Maschinen gebaut, Güter hergestellt, verkauft und daran verdient ? Was ist das Verdienst, das ein HedgeFonds , eine Finanz-Institution als Gewinn darstellt ?
Bei den Casino-Aktivitäten geht es nicht um 2 , 3 % Renditen, es geht um die 25% Rendite von der Herr Ackermann spricht, (oder mehr) . → Der effektive Ertrag, den man erzielt hat, wenn man in diesen Ländern wie Brasilien, Island o.ä. „investiert“ hat, → war in Brasilien mindestens 10% im Vierteljahr , mindestens 50% pro Jahr. Das wurde dann ge-“leaveraged“, gehebelt mit dem Faktor 5 oder 6 durch ausgeliehene Kredite.Da kamen riesige Renditen dabei raus. (die 25 % von Ackermann sind schwach dagegen )

Wie kam es zur Krise ? - Manche sagen „es war zuviel Geld auf der Welt, die Notenbanken waren zu grosszügig, die Absenkung der Zinsen 2000 hat die Banken in die Spekulation getrieben“ Das ist nicht der Grund für die Spekulation .
Kern der Finanzkrise ist, dass Institutionen geschaffen wurden die sich massiv mit „Kasino“-Aktivität -en / Spekulation beschäftigten. Mit unheimlich viel Geld, eingesammeltem Geld, geliehenem Geld, von den Zentralbanken zur Verfügung gestelltem Geld „Investments“ machen.
Ein grosser Teil was die Banken tun beim „Werte schaffen“ besteht darin, dass Papiere gekauft werden . Sie taten es selbst und vergaben auch massiv Kredite an Hedge-Fonds, an Institutionen die Geld sam-meln – von Quellen, die nicht wissen was sie mit dem Geld machen sollen. Investments mit gehebelten Geldmengen, ge-“leaveraged“, mit dem 10-fachen, was sie mit dem Eigenkapital an Kredit bekom-men können. Wenn viele das tun, werden mit solchen Geldmengen an der Börse die Preise der (Finanz) - Werte hochgetrieben. Die Gewinne steigen – > „wir haben hohe Werte geschaffen“ . Die Frage , ob da wirklich * Werte entstanden sind, wird nicht mehr gestellt. # Das hat mit Investitionen nichts zu tun – weil vieles von dem was da entstand , kann keinen Ertrag bringen. Kasinos sind Null-Summen-Spiele , verdienen nichts produktiv. Was sind diese Werte wert ? Was steht dahinter ?
Es zählt nur was die Preise treibt, und dass die„Investoren“ einen Gewinn in ihrer Bilanz stehen haben – Ob das Unternehmen schlechter wirtschaftet, schlechter dasteht, ist vollkommen egal weil es nur um Gewinn und kurzfristige Abschöpfung geht.
Entscheidendes Phänomen an den Finanzmärkten ist „Herding“. Anders als am Gütermarkt ist am Finanzmarkt die Herde erfolgreich, Wenn Herden von Investment-Bankern (Gamblern) sich auf einen Markt stürzen und so viele, diesselben Aktien, Papiere kaufen , werden diese Papiere im Wert steigen, und in der Bilanz ( in dieser Phase) einen Gewinn darstellen. - 1-
Wenn alle zur gleichen Zeit ins Risiko gehen, gibt es dann eine Information, die alle in der gleichen Weise bearbeiten. Kann man dann noch sagen, das ist ein * Markt ? Diese Märkte zeigen gleiche Muster. Diese Märkte werden nicht gesteuert von vielfältigen, tausendfach unterschiedlichen Informa-tioen , wie dies der Markt (idealiter ) der Ökonomen tut.
Der Markt, wie ihn Hajek und die Ökonomen (idealiter) sehen ist anders : ein unabhängig atomistisch organisierter Markt: Millionen Marktteilnehmer kommen zusammen jeweils auch mit Informations -teilen. Die wollen ihre individuellen Wünsche, Bedürfnisse, Angebote einbringen, wollen Güter kauf-en, verkaufen, Dienstleistungen anbieten. Aus all den Millionenfachen Infos auf der Angebots- und Nachfrageseite schafft es der Markt einen Preis zu bilden. Aus der Anonymität des Marktes heraus entsteht ein Preis. Das schafft kein Staat, er kennt die Informationen nicht, kann sie nicht erfahren. Am Gütermarkt ist erfolgreich , wer ein (Schumpeterianischer) Pionier ist, eine Idee hat, und diese gegen die allgemeine Meinung durchsetzt. Der ExtraGewinn verschwindet dann, wenn viele das Produkt produzieren, es technisch verstanden ist, und Nachfrage für viele Produzenten da ist.

Die Finanz-Märkte werden nicht gesteuert von vielfältigen tausendfach unterschiedlichen Information -en. Sie schaffen auch keine realen Werte. Doch die Politiker betrachten die Finanzmarkt-Akteure alle als „Investoren“ . Frau Merkel zur Finanzkrise : „ die Banken sind ein bisschen zu stark ins Risiko gegangen“ - Das klingt so, als hätten die Banken Investoren gehabt, einige hätten schlecht investiert, seien ausgefallen“ …. Wenn die FinanzPapiere einbrechen, Wert verlieren, dann sind die Gewinne weg, die „Investments“ verloren. Es heisst dann „unsere Investitionen waren etwas zu risikoreich“ Der Staat soll uns unter die Arme greifen.
“Werte schaffen“ das klingt auch wie „Schaffe schaffe Häusle baue“. Das ist ein Falsches Bild, eine verkehrte Vorstellung.

Wo sind die hohen Zinsen hergekommen, die die Isländer zahlten auf die wunderschönen Investments der Japaner, der HedgeFonds dieser Welt. Vom Wahlfang ? So viele Wale gibt’s nicht auf dieser Welt, dass man damit die Massen der Investoren hätte bezahlen könnte. Die Isländer haben die Zinsen erhöht für die eigenen Leute, nicht für die Japaner und Hedgesfonds. Island wurde überschwemmt mit dem vielen Geld, weil die alle die hohen Zinsen haben wollten, dann haben sie noch die Aufwertung dazu bekommen, → Island ist jetzt ein kaputtes Land, weil es zu oft auf der Gegenseite der InvestBanker gesessen hat.

Was steht dahinter, wenn der Wert des brasilianischen Real gegenüber dem japanischen Yen gestiegen ist? Wo ist der Wert der geschaffen wurde ? Wo ist die Gegenbuchung ? Dazu kommt, dass man in Brasilien hohe Zinsen hat, Sind die vom Himmel gefallen ? Wer hat die Zinsen bezahlt ? Der Kurs des Öls zum brasil.Real relativ zum japanischen Yen – korrelliert die letzten 1 , 2 Jahre fast zu 100 % Sie haben die gleichen Wendepunkte etc, Woran liegt das ? - weil die Brasilianer soviel Öl verbrauchen ? Es hat nichts damit zu tun, ist ein Markt, wie andere Finanzmärkte. Der Wechselkurs des brasil Real zum japan Yen ist ein Finanzpreis, nicht ein Wechselkurs. „Das ist ein WährungsKrieg der stattfindet mit unserer Währung, wir leiden grossen Schaden dabei“ (brasil.. Finanzminister)
Wenn die CDS Credit Default Swaps, / Kreditausfall-Versicherung für ungarische Staatsanleihen hoch korrelliert sind zum Wechselkurs des australischen Dollar und dem japanischen Yen , - ist der einzige Grund dafür , dass sie auf denselben Finanzmärkten gehandelt werden.
Wenn auf dem Ölmarkt der Preis für Öl nicht mehr von Öl-Angebot : Öl-Nach -frage bestimmt wird - ist das eine massive Verzerrung der Märkte durch Finanzmärkte . All diese Märkte haben nicht mehr mit Angebot und Nachfrage zu tun. Das ist eine massive Verzerrung von Märkten, von dem was wir von der Marktwirtschaft erwarten. (Preise von Angebot und Nachfrage bestimmt ) Wissen wir noch, in welcher Wirtschaft wir wirtschaften ? Ist diese noch effizient ? Ist der internation -ale Handel effizient ? All diese Preise, die sich so verhalten sind „finanzialisierte“ Preise „financialized Markets, + financialized Prices. Die Preise werden in einer Kunstwelt, der Finanzwelt bestimmt. Wir wissen nicht in einer Weise, wie diese Preise richtig sind. Wir haben uns ein Scheinbild von Wirtschaft geschaffen, schauen gar nicht in der Wirklichkeit hin, wo wir sehen könnten dass das Scheinbild der Ökonomomen nicht existiert. Es gibt all diese effizienten Märkte nicht.
# Brasilianische Real, isländische Krone, japanische Yen : es gibt Zinsdifferenzen, darauf baut der CarryTrade [Spekulation mit Währung] „Carry Trade“ klingt schön neutral, ordentlich, hat aber -3- Folgen: Brasilien hat hohe Zinsen, weil es eine hohe Inflation von 5 % hat. ( für Brasilien ist das noch genial, es hatte schon 1000te % Inflation) . Island hatte 8 %, 9 % Inflation zeitweise. Weil diese Länder hohe Inflation haben, haben sie höhere Zinsen. [der Ökonom würde sagen: wenn es eine Zinsdifferenz gibt fliesst Kapital ins Land, + je mehr ins Land fliesst, sinkt der Zins, es kommt zu Ausgleich. Das ist schön, es gibt keine Probleme. ]
Das hat nichts mit d Wirklichkeit zu tun . Warum nicht ? Der Zins wird von der Zentralbank festge halten. Die Japan ZentralBank kämpft gegen Deflation, hält den Zins bei 0% . Die brasil. ZentralBank kämpft gegen Inflation, hält den Zins bei 8 % . [ In Lehrbüchern steht : Der Zins wird bestimmt durch Angebot +Nachfrage] Das stimmt nicht. Der Zins, auch der langfristige Zins zum grossen Teil wird von der Notenbank bestimmt. [ist der Zins hoch + Inflation hoch würde in Lehrbüchern stehen : weil die Inflation da hoch ist, wird die Währung bald abwerten, und du brauchst du da gar nicht hingehen, weil die Abwertung deinen ZinsGewinn auffrisst] Hast du japan-ische Yen und tauschst in brasilianische Real, und der Real wertet ab, dann ist dein Gewinn weg`
Das hat auch nichts mit der Wirklichkeit zu tun.
Auf den brasil.Real da stürzen sich Herden von Finanz-Händler drauf, weil sie hohe Zinsen bekommen, → über die Währung denken sie nicht nach, denn wenn Horden sich einkaufen wertet der Real auf, und nicht ab viele Jahre. Die Hedgefonds interessiert die Inflationsrate nicht, ob 8 oder 28 % , denn sie wollen ja kein Waren-handel betreiben . Die wollen ihr Geld drei Wochen anlegen, 3 Tage, 3 Std . Inzwischen gibt es High-speed-Trader Computerprogramme , die legen 3 ms an, ziehen nach 3 ms wieder ab , und legen dann wieder 3 ms an, und so fort.
Wenn ein Land viele Jahre aufwertet, kommt es in Schwierigkeiten, weil hohe Inflation die Wett-bewerbsfähigkeit mindert. Durch Aufwertung kommen noch mehr Schwierigkeiten, eines Tages ist Krise da. Das Land exportiert nicht mehr so viel, importiert mehr , bekommt Leistungsbilanz Schwierig -keiten, + die Gläubigerländer kommen, und sagen : du bist pleite “du musst dich jetzt anpassen !“
– Der Wechselkurs des brasilian Real läuft 5 Jahre in die falsche Richtung - voll gegen die verträglichen Daten und schädigt diese Volkswirtschaft. Interessiert uns das ? Nein – wir gucken nur auf die Gewinne in unseren Bilanzen. Es gibt mehr so Länder, - Türkei, u andere – Die Ökonomen schweigen, obwohl in jedem ökonom Lehrbuch steht : Die Wechselkurse folgen den realen Daten. - Eine Situation in der die Inflation 3 % höher ist, als im Rest der Welt interssiert die Ökonomen nicht.

Wir haben da fundamentale Fehler gemacht : Wir haben so getan, als könnten wir diese Entwicklungs -länder in unsere Märkte integrieren, als könnten sich die Entwicklungsländer dieser Welt in Märkte integrieren, die gar keine Märkte sind, sondern von FinanzSpekulation getriebene Preise haben. Das kann nicht funktionieren, weil dese Märkte tun genau das Gegenteil von dem,was wir bei Eröffnung dieser Märkte versprochen haben. Wir, der internationale Währungsfond, und andere versprachen: Wenn ihr alle Grenzen aufmacht, wenn ihr jedes Kapital in jede Richtung fliessen lasst, kurz oder lang, dann werdet ihr hoch belohnt → dann werdet ihr hohe Erträge erzielen, weil dies internationale Kapital euch ja Technologie, Beziehungen etc. bringt.# Es hat aber niemand gesagt dass dies Kapital nur für 3 Monate, 3 Tage kommt, hohe Zinsen verlangt, weil im Land hohe Zinsen geboten werden, und der Wechselkurs in die falsche Richtung geht. Viele Länder geraten über Jahre – wegen Inflation, Zinsen, Wechselkursen etc . mit Verlust der Wett-bewerbsfähigkeit an die Grenze ihrer Verschuldungsfähigkeit, Wo sind die Ökonomen ?
Es gibt grosse volkswirtschaftliche Fakultäten → Köln, Freiburg, Tübingen, -alle tummeln sich auf irgendwelchen ModellEbenen rum oder machen Ökonometrie. Kein Lehrstuhl bringt zeitrelevante Ökonomie den Studenten bei. Das fundamentalste wird nicht mehr dargestellt, nicht mehr analysiert.
Wir haben eine losgelöste akademische Elite die nichts mit den politischen Problemen u. wirklichen Problemen in unserer globalisierten Welt zu tun hat. –

Ein einziges Land das sich raushält ist China. Und was tun wir - China bashing, China beschimpfen. China hat die Inflationsrate niedrig gehalten, hat die Zins-differenz zu den USA auf 0 % gestellt, und wenn ein Kapital ins Land strömte was stattfand, haben sie interveniert, den Wechselkurs konstant ge -
halten um die Wettbewerbsfähigkeit zu halten. Über Jahre hat China sehr stabile Entwicklung, niedrige Inflation, niederen Zins, stabilen Wechselkurs. Doch ist als einziges Land unter internationaler Kritik . Warum? – weil sie am Markt intervenieren ! das ist böse. Das Ergebnis der Politik interessiert keinen – Wie können sie sich erlauben den Wechselkurs gegenüber dem Dollar konstant zu halten ! denn -4- → der Markt findet doch den richtigen Preis oder ? Nein findet der Markt findet nicht den richtigen
- Chinesen können sagen : weil der Markt nie den richtigen Wechselkurs findet, vor allem für ein Entwicklungsland, warum sollte er dann dem Irrsinn ausgesetzt werden, der internationale Spekulation heisst. Dieses Land, hat nicht spekuliert, hat im Innern massiv investiert, hat Wohlstand vermehrt, und viele Menschen aus der Armut geholt, hat ein stabiles monetäres System eingerichtet, - – das einzig vernünftige, das man unter den Umständen, dass der Markt immer die falschen Preise findet, einrichten konnte. Dafür kritisieren wir sie. Man mag über das politische System denken wie man will …

Ein erschütterndes Beispiel in Ghana, Westafrika. In Ghana wurde zum 1. Mal von d. Zentralbank die Zinsen veröffentlicht, die man für Kredite zahlen muss, + die man als Zinsen erhalten kann. Ghana hatte 10% Inflation. Der SollZins, den Banken verlangten lag bei 25% - 36% , Habenzins 5%
Natürlich ist Entwicklung unmöglich unter solchen Bedingungen. Wir haben in einer Untersuchung festgestellt: In 2/3 der Länder in denen wir Daten fanden existiert dieses Phänomen. (für die meisten Länder existieren keine Daten ) Woran liegt das ? In Ghana wurde das BankenSystem pri-vatisiert. Unter der Ägide des Internationalen Währungsfond und Weltbank hat man dafür gesorgt, dass 7 westliche Banken das ghanaische Kreditsystem sich aufteilten. Von den sieben hatten dann 5 noch überlappende Eigentumsverhältnisse Was heisst überhaupt das ghanaische KreditGeschäft ? - Die Banken bekommen von der Zentralbank Geld, die geben es dem Staat weiter (die Zentralbank darf es ja nicht dem Staat direkt geben -das ist „gefährlich“) Das Geld wird über die Banken weitergeleitet an den Staat. Dann haben sie noch ein paar Wohnungsbau-Kredite vergeben, an westliche Einwanderer oder Arbeiter. Das wars dann, davon haben sie gut gelebt. Wenn man gefragt hat, warum vergebt ihr keinen Kredit, und wieso kostet er mindest 25 % für einfache Menschen ? - dann sagten sie „die Ausfall-Wahrscheinlich-keit ist zu hoch, unser Risiko ist zu hoch“ . Wenn Sie hier in Europa 25 – 36 % Zinsen zahlen sollten, dann wäre das Ausfallrisiko auch hier so hoch. Es ist dadurch hoch , dass man soviel verlangt. Das gleiche Problem gibt es auch mit den Mikrokrediten , die werden auch zu 20 % Zinsen vergeben. Auch das ist Unsinn. Fragt man: Wie kann das sein ? Der IWF kommt jedes Jahr nach Ghana, macht einen Bericht, schreibt „es ist alles in Ordnung“ In Ordnung ? - in einem Land mit prohibitiv hohen Zinsen ? Das kommt daher weil der IWF sich nur interessiert ob es einen Markt gibt für Kredite gibt, egal welcher Preis da rauskommt. Er interessiert sich nicht für den Preis, [- der ist ja immer richtig, weil er wird ja am Markt gebildet.] # Brasilien hat wenigstens eine staatliche Bank, die ¾ der Kredite für die privaten Investoren vergibt zu vernünftigen Zinsen. [ Wenn die Ghanaer auf die Idee gekommen wären, eine staatliche Bank zu gründen – dann hätte es geheissen , die wollen in den Markt intervenieren, die wollen eine staatliche Bank neben die effizienten privaten Banken setzen , die den Markt kaputt macht. Das wäre ja eine Subvention für den ghanaische Kreditnehmer, und Subvention -en sind schlecht.] Lieber keine Investitionen als subventionierte Investitionen. Das ist die einfache Logik unserer Ökonomie. Es genügt uns irgendein System zu installieren, von dem wir glauben, dass dann der Markt atomistisch, ohne Macht – die Dinge verteilt, für eine ordentliche Allokation der Ressourcen sorgt, und machen uns keine Gedanken mehr über die Ergebnisse. Nur so kann man erklären, dass wir weltweit in eine solche Situation gelaufen sind. Weil die herrschende Ökonomie in dramatischer Weise versagt hat, müssen auch Nicht-Ökonomen sich Gedanken machen über die Ökonomen. Weil sich die Ökonomen nicht lösen können von ihrem Dogma des allwissenden, alles richtig machenden Marktes
Wird es den Ökonomen überlassen, geht es schief. Sie werden nicht genügend pragmatisch vernünftige Lösungen finden können unter ihren Dogmen.
Lösungs-ansätze :
Für die Währungsprobleme : Man darf nicht dem Markt die Bestimmung über die Wechselkurse überlassen, - weil er niemals die richtigen findet. Die Wechselkurse direkt den Fundamental-Daten der Volkswirt-schaft anpassen. In der G20 heisst die Formulierung: Man findet Wechselkurse die den Fundamental-daten des Marktes entsprechen.. Die Fundamental- Daten : Die Wechselkurse sollen die Inflationsdif- ferenzen widerspiegeln, - die sind praktisch gleichzeitig die Zinsdifferenz. → dann ist die Spekulation erledigt. Man muss die Regel in Kraft setzen § : [die Wechselkurse folgen den Inflationsdifferenzen] Die Währung eines Landes muss um so viel abwerten, wie seine Inflation über der Inflation des anderen Landes liegt. Dann schwindet der effektive Ertrag der Spekulation, und die verletzende Spekulation wird gestoppt . Dann bleibt der „reale“ Wechselkurs konstant, verliert nicht durch hohe Inflation oder Spekulation an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Ländern die Deflation -5- oder sonst was haben. Länder können dann auf gleicher Augenhöhe mit uns exportieren. Die Unter-nehmen treten in Wettbewerb, nicht d Nationen.
Die Lösung geht gegen Dogmen : 1. dass der Markt den richtigen Wechselkurs findet Dogma 2: Der Staat darf niemals intervenieren # Wenn die internationale Gemeinschaft, + G20 das durchsetzen würde, würde sich das einregeln, weil kein HedgeFonds könnte gegen die G20 einen andern WechselKurs durchsetzen. [ weil 10 Notenbanken dabei sind, die das Geld drucken können, um zu intervenieren und drucken kann man immer mehr, als ein Hedgefond Geld hat] Dafür braucht es ein Verständnis,dafür braucht es multilaterale Vereinbarung . P. Bofinger u. H. Flassbeck arbeiten derzeit an einem Regelwerk um den Wechselkurs täglich neu zu fixieren.
[ alle Spekulantis dieser Welt können sich dann austoben mit ihren Millisekunden-Tradern von morgens bis abends. Aber abends ist vorbei. ] Die BrettonWoods-Regel hatte die richtige Idee im Hintergrund, war aber deswegen falsch, weil sie zuliess dass sich Ungleichgewichte auf-kumulierten über die Jahre, und erst dann beseitigt wurden mit Ab/Auf-wertung.
Rohstoff-Märkte ist ein eigenes Feld. Den richtigen Preis d. Rohstoff zu bestimmen ist schwieriger wie bei Wechselkurs. Institutionelle Aktionen sind zu bedenken. Aber es geht kein Weg vorbei : die inter-nationale Staatengemeinschaft muss für sorgen dass finanzielle Spekulation nicht über Rohstoffpreis entscheidet. Das gilt aus Klima-Gründen, und vielen andern Gründen.
Wie können wir den Preis für das wichtigste fossile Gut, das wir auf d Welt haben, das Öl, den Finanzmärkten überlassen ? Wir reden übers Klima und … Wenn die Finanzmärkte den Öl-Preis morgen wieder auf 30 $ abstürzen lassen, was dann ? Dann sind all diese Investitionen die viele ver- nünftige Menschen geplant haben, weil sie damit gerechnet haben, dass sie sich lohnen werden, -sind dann obselet, - sind dann unprofitabel . Ist das vernünftig oder nicht ? Nein ! Es geht nicht ohne die Staatengemeinschaft. Wir können nicht globalisierte Wirtschaft haben und gleichzeitig Casino an entscheidenden Preisen spielen.
Die wichtigste Finanzmarkt-Regulierung : Man muss die Banken trennen.Wer spekulieren will, soll immer mit eigenem Kapital spekulieren. Die Eigenkapitalquote für all diese Casino-Geschäfte im weitesten Sinne , [ das sind auch in der Zeit verschobene Geschäfte, die irgendwann dazu werden] – die müssen mit 100 % Eigenkapital belegt werden. Weil : Casino-Geschäfte bringen keinen [realwitschaftlichen ] Ertrag. Deswegen kann keine vernünftige Bank darauf Kredit geben. (Gehen sie zur Bank und fragen einen Kredit um ins Casino zu gehen, - dann sagt der am BankSchalter : Nicht bei mir, -gehen sie zum Psychiater) Diese Regel muss global umgesetzt werden .
Dann dürfen die Banken solchen Geschäftsmodellen keinen Kredit mehr geben. Die Banken müssen wieder langweilige Banken werden. „3 6 3 Banker“ = Geld sammeln für 3 %, verleihen für 6%, + um 3 Uhr ist der Direktor auf dem Golfplatz. Das ist ok Doch Herr Ackermann will das nicht - er darf dann Investbanker werden - ohne alle diese Spielwiesen !
Dann gehen Banken wieder der Tätigkeit nach, die sie können + dürfen: Kredite vergeben an richtige Investoren, an Menschen, die etwas tun, was einen Ertrag für die Gesellschaft hat, was die Produktivität der Wirtschaft, der Gesellschaft insgesamt erhöht. Banking ist ein ungemeines Privileg, besonders in Zeiten wo wir 0 % Zinsen haben. Banken bekom-men Geld vom Staat für (fast) nichts, und können damit im Finanz -Casino spielen. Es ist ein Geschäft, ohne „schaffe, schaffe“, ohne Anstrengung. Auch wenn sie nur damit Staatsanleihen kaufen: das Geld bekommen sie für 1% , und für die gekauften Staats-Anleihen [ das Geld an den Staat zurückgeben] bekommen sie dann 3,5% Zinsen vom Staat.
Dieses privilegierte Geschäft ist nur zu rechtfertigen, wenn die Banken einen gesellschaftlichen Auftrag haben, und dafür sorgen dass vernünftige Kredite vergeben werden. Wenn sie hinter den Kreditnehmern herlaufen, und nicht nur warten bis ein Investor vorbeikommt. Im übrigen: schöne „Investments“ zu machen das kann sich keine Gesellschaft mehr leisten.
Dann gibt es diese 50 Mrd Gewinne, (Bz( , die man in die Bücher geschrieben hat, weil man die Preise all dieser Assets nach oben getrieben hat,die gibt es dann nicht mehr. Dann sind wir zurückgeworfen auf das was wir haben + das müssen wir auch begreifen : In einer Wirtschaft die real jährlich um 2% wächst gibt es eine Rendite von 2% - für alle . Das ist für die Arbeiter da, das ist für das Kapital da, aber nicht mehr. * Viele müssen an die Nase greifen, - ob sie nicht völlig überzogene Erwartungen haben an das, was man erzielen kann durch - - 5 -„Ich lasse mein Geld für mich arbeiten“ Geld arbeitet nicht Menschen arbeiten ! . Menschen können mit Kapital Erträge erhöhen, unter Bedingungen : wenn wir ökologische, soziale, ökotrophe und andere Bedingungen erfüllen, kann man das vereinbaren. Dann können Menschen mit Kapital mehr erzielen als sie vorher erzielten. Aber in reifen Gesellschaften, wenn wir gut sind , immer nur 2 % (keine 25 % auch sonst nichts) Das müssen wir den Bankern beibringen, uns selbst, Politikern, und den Medien.
Fragen, Antworten, Diskussion:
Flassbeck : das ist entscheident : Banking ist eine Dienstleistung . Da haben wir überhaupt keinen Schritt gemacht. Weil wir haben zum grossen Teil nicht begriffen, was abläuft, haben auch nicht versucht zu begreifen. Keine Regierung hat Auftrag gegeben, von unabhängigen heterodoxen Experten aufarbeiten zu lassen, was da passiert ist. Wir sind sofort übergegangen zu „ business as usual“.Die Banker könnten abwandern hiess es . Wenn in Deutschland eine Gesetzgebung dazu führte, dass alle InvestmentBanker nach London gehen.Was geht der deutschen Gesellschaft verloren ? Nichts ! Es würde uns besser gehen dadurch dass wir nicht zur Haftung gezogen werden.Da müssen dann die Engländer geradestehen, wenn die über die Stränge schlagen und ge“bailoutet“ werden müssen. Das Argument, - dann gehen sie alle auf die Cayman-Islands ? Sollen sie ! Bitte, sofort, Geht nur alle auf die Cayman-Islands. Nur - die Cayman-Islands sind selbst pleite. Wenn ihr alle über die Wupper geht rettet euch keiner auf der Welt mehr. Es ist ein Skandal, uns von diesen Leuten erpressen zu lassen „ihr müsst uns aber retten, und grosszügige Bedingungen geben, - sonst wandern wir ab“ . Wir könnten auch dafür sorgen, dass sie in Deutschland,in Europa keine Geschäfte mehr machen können. Dann können sie Geschäfte zwischen Cayman-Islands +Andorra machen Da können wir viel radikaler vorgehen. Nur- Wir, die Politik stehen ja massiv unter Druck dieser Leute und lassen uns einschüchtern. Das ist das Problem !

? ! Die gesamte EU-Kommission ist extrem neoliberal, neoklassisch geprägt. Das ist Versäumnis der Politik über viele Jahre, oder eine gute Strategie der neoLiberalen, diese EU -Kommission und andere internatonale Institutionen umzudrehen in ihre Richtung, Multplikatoren für ihre Position zu bekommen. Da sind wir heute. Wir können hoffen, dass mit neuen Leuten Diskussion wieder möglich ist. Das muss auch im Kleinen wieder anfangen. : Wenn in Wirtschafts-Fakultäten 12 Lehrstühle alle mit Leuten der gleichen DenkRichtung besetzt sind, dann sorgt das dafür, dass wir nicht mehr Jugendliche bekommen, die kritisch denken können, weil sie gar nicht zum kritischen Denken hingeführt werden,. In wirtschaftlichen Fragen muss Politik in Freiheit d Forschung einmischen.
Wenn der Wettbewerb der Ideen unterdrückt wird ,- das ist keine Freiheit der Forschung. Es muss Auseinandersetzungen da -rüber geben, offene Diskussionen. Die Fakultäten können offensichtlich nicht dafür sorgen, oder wollen nicht.
[Tobin´s Idee war: Etwas Sand in die fetten Räder streuen. Das ist richtig als flankierende Massnahme. –Die Ausschweif- ung, die Verirrung der Märkte werden nicht grundsätzlich verhindert. Einführung der Transaktionssteuer ist eine Selbstverständlichkeit. Bei Margen von 100 % reicht eine grössere TransaktionSteuer auch noch nicht aus, um Missstände zu verhindern. Transaktionssteuer ist eine Möglichkeit das ganze etwas zu verlangsamen, und etwas Geld in die Kasse zu bekommen.
In Frankreich ist die Diskussion über diese Fragen offener , breiter und weniger dogmatisch.
Bei der G20 wurde ein entscheidender Schritt gemacht, - ob er letzen Endes tragend sein wird ist noch offen. In der G20 , in der StaatenGemeinschaft wird diskutiert über ein Internationales Währungssystem + über Rohstoff-spekulation .
Weil fundamentales Versagen der herrschenden Ökonomie dieser Welt vorliegt, deswegen diskutieren jetzt wir in der G20 auf politischer Ebene :Was kann man tun, welches Modell, welches System braucht man, dass man diese Kapitalströme bremsen kann.
Das zeigt dass in einer Gesellschaft, die bereit ist offener zu diskutieren, etwas passieren kann. Deutschland gibt kein so gutes Bild ab, - wir sind nicht bereit so offen zu diskutier -en.Vor allem die Ökonomen in diesem Land sind viel dogmatischer, als in den meisten andern Länder n der Welt. → Dazu kommen die Medien: da haben wir keine vernünftige Diskussion. Die Wirtschaftsteile der grossen Leitmedien kann man teils beiseite legen. Insofern müssen wir auf allen Ebenen anfangen : 1. an der Kompetenz der Politik – die muss auch Sach-Kompetenz in höherem Masse haben, - das ist ein Problem in vielen Ländern. Es ist beliebig jedes Ressort zu füllen. Ein Jurist kann Finanzminister werden, Wirtschaftsminister werden. Juristen können immer alles . Wir müssen eine andere Haltung, andere Attitüde entwickeln und fragen: Können wir so komplexe Gesellschaften in die Zukunft führen ? Es geht nicht nur um unsere komplexe Gesellschaft, es geht um die Weltgesellschaft.
G20 ist der Versuch auf Weltebene Dinge ernsthaft zu diskutieren Es zeigt was wir brauchen eigentlich. Wir müssen solche ambitionöse Verfahren haben. Anders kann die globalisierte Wirtschaft nicht gut funktionieren. Sonst müssen wir sagen , es ist gescheitert, geht zurück an den Dorfteich, schottet euch ab gegen den Rest der Welt. Eine solche Entwicklung würde dann nicht ohne politische Folgen, in Form von neuen Nationalismen + Eruptionen und ähnlichem laufen. Das ist eine Gefahr !
Wo ist die unabhängige Politik? ! Flassbeck : Wir können uns Politiker nicht schnitzen, müssen mit denen leben,die wir haben und versuchen solang wir das System so haben, durch Wahlen die Dinge in eine andere Richtung zu drängen. Das müssen wir auch machen durch Zivilgesellschaft. Jeder Einzelne kann sich eingagieren , in NGO´s + in andern Orgs dafür sorgen, dass diese Debatte belebt wird , dass die Politiker den Druck spüren, spüren, dass die Menschen unzufrieden sind, nachdenken ,Möglichkeit haben zu verstehen was passiert ,sich ein eigenes Urteil bilden,+ wenn sie das haben dann überall dort wo sie sind äussern.. - 6 -

Audio
59:00 min, 54 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 26.04.2011 / 12:02

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Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Arbeitswelt, Politik/Info
Serie: arbeitsweltradio
Entstehung

AutorInnen: AWR Peter
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 26.04.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
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