"From Dachau with Love"

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Seit dem 8. Juli 2013 sind im US Bundesstaat Kalifornien über 30.000 Gefangene im Hungerstreik und verweigern teilweise auch die Zwangsarbeit. Während sie gegen Isolationshaft, Folter und Arbeitszwang in der Gefängnisindustrie streiken und US Konzernmedien nur wenig darüber berichten, verließ der Gouverneur Jerry Brown den "Sonnenstaat" in Richtung Deutschland, wo er seinen Sommerurlaub für Gespräche über Windenergie, Treffen mit FDP Bundestagsabgeordneten und einen Besuch der KZ Gedenkstätte in Dachau nutzen möchte. Die kalifornische Gefängnisbehörde begann am Freitag, vermeintliche Organisatoren des Hungerstreiks mit drakonischen Mitteln zu überziehen. Auch Vertrauensanwälte der Gefangenen dürfen die Gefängnisse nun nicht mehr betreten.

Die hungerstreikenden Gefangenen und ihre Angehörigen sind empört, dass sich der Gouverneur für zwei Wochen aus dem Bundesstaat entfernt, während sie unter Einsatz ihres Lebens gegen die massiv angewandte Isolationsfolter in Kalifornien kämpfen. Brown als politisch Verantwortlicher und Lobbyist der Gefängnisindustrie hofft vermutlich auf einen ruhigeren Urlaub in der BRD ...

Es folgt eine Erkläung vom Netzwerk gegen die Todesstrafe, welches mit einem Zitat des 1971 in kalifornischer Gefangenschaft ermordeten Black Panther Aktivisten George Jackson beginnt: "From Dachau with Love".
Audio
04:35 min, 6435 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 22.07.2013 / 17:13

Dateizugriffe: 1591

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Internationales
Serie: Gefängnisindustrieller Komplex
Entstehung

AutorInnen: Radio Aktiv Berlin
Radio: Radio Aktiv Berlin, Berlin im www
Produktionsdatum: 22.07.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Bundesweites Netzwerk gegen die Todesstrafe und Bündnis Freiheit für Mumia Abu-Jamal

Pressemitteilung:

„Begreift, … dass Menschen sterben, die gerettet werden könnten, und dass weitere Generationen sterben oder ein armseliges, verstümmeltes Halbleben leben werden, wenn ihr nicht handelt.“
George L. Jackson, ehemaliger Black-Panther-Aktivist (*23. September 1941 ; † 21. August 1977)

„From Dachau with Love“

Das bundesweite „Netzwerk gegen die Todesstrafe“ und das „Bündnis Freiheit für Mumia Abu-Jamal“ wünschen dem kalifornischen Gouverneur Edmund Brown einen angenehmen und lehrreichen Aufenthalt in der Bundesrepublik, u.a. in der Gedenkstätte des KZ Dachau; und fordern ihn auf, aus der Geschichte zu lernen, und umgehend nach seiner Rückkehr in die USA für menschenwürdige Haftbedingungen in Kalifornien zu sorgen.

Wir begrüßen den kalifornischen Gouverneur Edmund Brown, seine Ehefrau Anne Gust Brown und deren Begleitung. Wir verstehen, dass Gouverneur Brown sich für seine deutsche Herkunft interessiert. Wir begrüßen ebenfalls sehr, dass er sich nicht nur für deutsche Verhältnisse 1848 – zu Zeiten der Emigration seines Urgroßvaters – interessiert, sondern auch für die jüngere deutsche Geschichte. Das jedenfalls glauben wir, seinem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau entnehmen zu können.

Noch mehr würden wir es jedoch begrüßen, wenn der Besuch in Dachau Gouverneur Brown dazu veranlassen würde, umgehend nach seiner Rückkehr in die USA für menschenwürdige Haftbedingungen in den ihm unterstellten Haftanstalten zu sorgen, Isolationshaft aufzuheben, die richterlich verfügten Entlassungen von ca. 10.000 Häftlingen anzuordnen, den Gefangenen angemessene medizinische Versorgung zukommen zu lassen, und die Zwangssterilisationen von weiblichen Gefangenen zu beenden. Und sich darüber hinaus für die Abschaffung der Todesstrafe, die Abschaffung der lebenslangen Haft sowie gegen die derzeit in den USA aktuelle Welle der Massen-Einkerkerung einzusetzen.

Vor mehr als 43 Jahren unterzeichnete der inhaftierte Black Panther Aktivist George Jackson seine Briefe aus dem kalifornischen Gefängnis St. Quentin mit „from Dachau with love“ (aus Dachau, in Liebe).

Das Konzentrationslager Dachau bestand vom 22. März 1933 bis zur Befreiung durch US-amerikanische Truppen am 29. April 1945. Anfangs diente es ausschließlich als KZ für politische Gefangene. Unter anderem daher die Anspielung Jacksons auf dieses düsterste Kapitel der deutschen Geschichte. Vor allem aber wollte er mit diesem provokativen Gruß auf die unmenschlichen Haftbedingungen aufmerksam machen, denen er und Tausende weitere Gefangene ausgesetzt waren.
Heute sind die Haftbedingungen in Kalifornien/ in den USA noch viel schlechter als vor fast einem halben Jahrhundert. Mehr als 80.000 Gefangene landesweit sind lang anhaltender Isolationshaft ausgesetzt, was laut diversen UN-Menschenrechtsinstitutionen den Tatbestand der Folter erfüllt. Das veranlasst derzeit ca. 30.000 Gefangene in kalifornischen Haftanstalten, die Nahrungsaufnahme und teilweise auch die Zwangsarbeit zu verweigern.

In Kalifornien findet somit derzeit die größte Knastrevolte
in der Geschichte der Menschheit statt.

Und Gouverneur Edmund Brown ist der Mann, der für die Ursachen dieses Streiks die politische Verantwortung trägt.

Wir fordern Sie auf, Gouverneur Edmund Brown, setzen Sie ein Beispiel. Die unmenschlichen Haftbedingungen in Dachau wurden seinerzeit von der US-Armee auf den Müllhaufen der Geschichte verbannt. Dasselbe sollte nun mit den untragbaren Haftbedingungen in den Gefängnissen der USA – vor allem in denen im von Ihnen regierten Bundesstaat Kalifornien – geschehen. Handeln Sie! Machen Sie diesen Haftbedingungen ein Ende!

Infos unter: www.freiheit-fuer-mumia.de
Bundesweites Netzwerk gegen die Todesstrafe und Bündnis Freiheit für Mumia Abu-Jamal
c/o Annette Schiffmann, Heidelberg, 0172-77 40 333 - anna.schiff@t-online.de