Jayne County, Pionierin des Punk

ID 61347
 
Ein Porträt von Jayne County, Pionierin des Punk und Glamrock. Sie spielte eine zentrale Rolle in der Entstehung dieser Musikrichtungen. Ausserdem war sie eine unerschrockene Dragqueen und queere Frau in einer Zeit, als das in den USA noch krimininell, und auch unter Umständen lebensbedrohlich ist.
Leider hat ich für die Moderation keinen geeigneten hallfreien Raum.
Audio
14:35 min, 20 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 17.01.2014 / 18:54

Dateizugriffe: 6

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Schwul, Frauen/Lesben, Musik, Arbeitswelt, Internationales
Entstehung

AutorInnen: sakura
Radio: Transgenderradio Ber, Berlin
Produktionsdatum: 17.01.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Ihr seid ja schon vom transgenderRadio gewöhnt, dass wir gerne mal Punkmusik spielen, und das war jetzt ein Song von einer Musikerin, die Punkrock mit erfunden hat, nämlich Jayne County.
Wenn Punk schon nicht mehr ganz taufrisch ist, so dieses Lied ist aus einer Zeit, als auf Rock noch Roll folgte, nämlich aus den späten 70ern. Ihre Musik und ihr Stil sind prägend bis heute.“I was the first completely full-blown, in-your- face queen to stand up on a rock ‘n’ roll stage and say, ‘I am what I am, I don’t give a damn’. Viele Punkbands hören sich heute noch so an, wie die Musik von Jayne county von vor 40 Jahren.

In den frühen siebziger Jahren, mit Anfang 20, begann sie ihre Musikkarriere, nachdem sie zuvor auch als Schauspielerin im Umfeld von Andy Warhol aktiv war. Sie kam aus dem provinziellen Georgia nach New York, nachdem dort wegen ihres Kleidungsstils sogar auf sie geschossen wurde. Auch in New York zog sie es aus diesem Grund vor, sich per Taxi fortzubewegen.
Durch die Schauspielerei kam sie zur Musik. Ihre erste Band hiess Queen Elizabeth, benannt nach der Dragqueen Elizabeth, nicht der britischen Königin. Einige Jahre später hatte sie eine neue Band, die jedoch ebenfalls keine Platten aufnahm.

Sie zog rechtzeitig nach New York, um sich an den Stonewall Riots 1969 zu beteiligen, und hat sich immer für die Belange von queeren Menschen eingesetzt, auch in einer Zeit als das tragen „gegengeschechtlicher“ Kleidung in den USA noch strafbar war.
Jayne County ist ein künstlerisches Vorbild für viele Musiker_innen, von the Ramones, Patti Smith, Velvet Underground bis David Bowie. David Bowie soll dabei auch ganz direkt von ihr geklaut haben, behauptet sie. Sie ist bekannt für ihre extravaganten Bühnenperformances, manchmal mit Accessoires wie Kondomkleidern und Penisschuhen. Damit war sie auch eine Vorläuferin für Musiker_innen wie Lady Gaga, die ähnlich provokante Auftritte lieben. Dennoch hatte sie keinen großen kommerziellen Erfolg, wohl auch weil sie mit ihrer Selbstinzenierung ihrer Zeit voraus war. Sie hatte nie Angst vor sexuellen Themen in ihren Songs. Damit provozierte sie offenbar genug, dass sie auch bei ihren Auftritten durchaus schon gezwungen war, sich unter Einsatz ihres Mikrofonständers zu verteidigen. Ihr selbstbewusstes und stilvolles Auftreten als Dragqueen und Frau hat sicher der ein oder anderen geholfen ihren Weg zu finden. Leider ist ihre Verknüpfung von Punkrock und queeren Themen auch heute noch etwas besonderes.
Sie nennt als ihren größten künstlerischen Einfluss Jackie curtis, die ebenfalls zu Andy Warhols Factory-Umfeld gehörte. In ihrer Autobiographie sagt sie über ihre damalige Mitbewohnerin Jackie: "She was my biggest influence, the person who really got me started." Sie lebte damals in einer WG mit anderen späteren Berühmtheiten wie Holly Woodlawn.

1977 zog sie für einige Zeit nach London und Berlin. In dieser Zeit entstanden ihre bekanntesten Stücke mit ihrer dritten Band, den electric Chairs. In Berlin spielte sie als Schauspielerin unter Anderem die Hauptrolle in Rosa von Praunheims Film „Stadt der verlorenen Seelen“. Als Vertreterin des Punk schaffte sie es auch auf ein Titelblatt des Spiegel. Die Überschrift dazu lautete: Punk, Kultur aus den Slums, brutal und hässlich. Keine Credits bekam sie im Film Hedwig and the Angry Inch, der offensichtlich deutlich inspiriert von ihrem Leben war, ohne das zu erwähnen. Während ihre Liveauftritte meist sehr punklastig waren, steht sie doch auch am Beginn von Musikrichtungen wie Glamrock.

Bis heute gibt es gelegentlich neue Musik von ihr zu hören, häufig zusammen mit wechselnden Musiker_innen. 1995 veröffentlichte sie auch eine Autobiographie. Als Musikerin positioniert sie sich nicht nur für queere Themen, sondern sprach sich auch gegen die Wahl von George Bush und Bush Junior zum US-Präsidenten aus. Sie versteht sich als Revolutionärin und kritisierte häufig Musiker_innen, die rechte, rechtsradikale und konservative Positionen vertreten. Es ist für sie selbstverständlich, sich auch gegen Sexismus in der Musik auszusprechen. „Rock ‘n’ roll is such a fucking macho world, they don’t want people like me around“
Jetzt hört ihr noch einen ihrer glamrockigeren Songs mit dem Titel „Berlin“

Kommentare
31.03.2015 / 11:11 coloradio, coloRadio, Dresden
schön!
gefällt mir sehr!