feature zum 40sten der nelkenrevolution

ID 64071
 
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am 25. april 1974 putschten in portugal militärs gegen das faschistische kolonialistische regime, diese "nelkenrevolution" löste sofort eine soziale revolution aus, den PREC: betriebe, häuser und ein fünftel des landwirtschaftlichen bodens wurden bis ende 1975 von den lohnarbeitenden besetzt, dann konnte alles von oben abgewürgt werden. zur geschichte dieser vergessenen revolution vor 40 jahren ein gespräch mit der translib leipzig.
http://translibleipzig.wordpress.com/
Audio
40:27 min, 37 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 29.05.2014 / 15:33

Dateizugriffe: 1811

Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: buhne fm
Radio: RadioBlau, Leipzig im www
Produktionsdatum: 29.05.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Ende 2013 gründete sich in Leipzig die Bilblithek "translib" als ein kleines "communistisches Labor". Sie erforscht die revolutionäre communistische Tendenz in der bürgerlichen Gesellschaft, die z.B. auch vor 40 Jahren in den Ereignissen um die Revolution in Portugal als wirkender Faktor in Erscheinung trat. Dieser Teil der Geschichte, als eine von Klassenkämpfen, ist heute weitgehend vergessen oder überhaupt unbekannt, und an seiner Stelle steht das spektakuläre Bild der Aktionen von Militärs und Politikern. Dabei war die sogenannte „Nelkenrevolution“, der Putsch vom 25.4.1974 gegen das faschistische Salazar-Regime, der Anlass zu einer regelrechten Explosion der Klassenkämpfe, die sich schon durch die vielen Streiks und Demonstrationen der Arbeiter_innen Ende 1973 angekündigt hatte, zu einem Zeitpunkt, an dem sich die portugiesische Gesellschaft in einer tiefen Krise befand. Diese wurde von dem grausamen Kolonialkrieg des Regimes in Afrika vollends eskaliert. Die Periode des Klassenkampfes nach dem Putsch, die in Portugal als „Processo Revolucionário em Curso” (anlaufender revolutionärer Prozess; abgekürzt: PREC) bezeichnet wird, begann mit einer großen Welle von Streiks und Demonstrationen. Am 1.Mai 1974 strömten Millionen von Menschen auf die Straßen, feierten das Ende des alten Regimes und nahmen den Kampf gegen die faschistischen Überreste in der Gesellschaft (zunächst die Geheimpolizei sowie Faschisten in der Leitung verschiedener Unternehmen) selbsttätig auf. Am 30. April („Walpurgisnacht“) hat sich die organisierte Frauenbewegung in Portugal gegründet – die MLM. Überall gab es nun Häuser- und Fabrikbesetzungen, und die Arbeiter_innen organisierten sich selbst, unabhängig von den gewerkschaftlichen Apparaten, um ihre Interessen durchzusetzen und die Produktion in die eigenen Hände zu nehmen. Auch wurden viele Ländereien besetzt, und die Landarbeiter_innen schlossen sich zu Kooperativbetrieben zusammen, begannen sich so aus der Armut und Ohnmacht zu befreien. Nachdem im März 1975 noch einmal ein rechter Putschversuch spontan von Arbeiter_innen und Soldaten abgewehrt werden konnte, wurden zunehmend Fragen der Selbstbewaffnung und der Bildung revolutionärer Räte aufgeworfen. Dieser Macht-Klärungsprozess spitzte sich bis Ende 1975 immer weiter zu und konnte erst durch eine große polizeiliche Aktion der unter dem Schutz der „sozialistischen“ Militärdiktatur neuentstehenden bürgerlichen Demokratie unterbunden werden. Vor wie nach der "Nelkenrevolution" und dem PREC handelten die reichen Hegemonialmächte der westlichen Welt zusammen mit dem staatssozialistischen Block als Garanten des Privateigentums in Portugal.
Im offiziellen Gedächtnis ist wenig Wahres von dieser abgebrochenen Revolution übrig geblieben; sie wird heute in eine Art Stunde Null zwischen "Diktatur" und "Demokratie" annulliert. Die Rolle des Proletariats als Maulwurf und Unterminierer der alten feudalen, kolonialen und ebenso der modernen bürgerlichen Gesellschaft und seine Wühlarbeit als revolutionäre Subversion in den urbanen und ländlichen Klassenkämpfen wird kaum begriffen, ist aber darum noch lange nicht aus der Welt geschafft. Das Rhizom bleibt. Um dies wieder freizulegen und die unabgegoltenen Fragen neu zu klären, hat die translib Leipzig im April/Mai 2014 mit einer Veranstaltungsreihe begonnen unter dem Thema:
“Der Maulwurf und die Nelken – Krise & Revolution in Portugal – Das Rhizom ...1974 – 2014 …” Aus diesem Anlass wurde auch das Radio-Interview gemacht.

Kommentare
31.05.2014 / 09:50 redaktion_A, Radio Helsinki, Graz
ist geplant für den 2.6.2014 in aus den freien radios
danke!