Redebeitrag auf dem VOSIFA Festival: Free Mumia - Free Them All!

ID 64466
 
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Am vergangenen Wochenende fand ein Festival im Berliner Norden statt. Drei Tage lang präsentierten Pankower Jugendliche auf dem "VOSIFA - Open Air for Open Minds" in Französisch-Buchholz Live Musik wie z.B. die New Yorker Hip Hop Crew Rebel Diaz, das Berlin Boom Orchestra oder The Incredible Herrengedeck und viele andere.

Neben der Live Musik gab es Graffitti Battles, eine Ausstellung über Kunst und Widerstand, zahlreiche politische Infostände und den Film "MUMIA - Long Distance Revolutionary". Eine Sprecherin des Berliner Free Mumia Bündnisses sprach am zweiten Festival Tag über Mumia, die Todesstrafe und die Gefängnisindustrie.

Webseite VOSIFA Festival http://vosifa.de/
Webseite Free Mumia Berlin http://www.mumia-hoerbuch.de



Audio
05:34 min, 7825 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Mono (48000 kHz)
Upload vom 15.06.2014 / 22:02

Dateizugriffe: 1334

Klassifizierung

Beitragsart: Rohmaterial
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Politik/Info
Serie: Free Mumia!
Entstehung

AutorInnen: Radio Aktiv Berlin
Radio: Radio Aktiv Berlin, Berlin im www
Produktionsdatum: 15.06.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Redebeitrag FREE MUMIA - FREE THEM ALL!

Mumia Abu-Jamal ist einer von knapp 2,5 Millionen Gefangenen in den USA. In diesem sog. "Land der Freien" werden rund ein Viertel aller Gefangenen unseres Planeten eingesperrt. Kein Land der Erde inhaftiert mehr seiner eigenen Bürger und Bürger*innen, weder in realen Zahlen noch im prozentualen Verhältnis zur Bevölkerungsgröße.

Treibender Faktor hinter dieser inzwischen seit über dreißig Jahren währenden Masseninhaftierung ist der offene Angriff der besitzenden Teile der US Gesellschaft gegen alle, die in ihren Augen überflüssig sind.. Der sog. "Krieg gegen Drogen" ist nichts als eine Umschreibung für die gezielte Kriminalisierung von People Of Color - medial aufgezogen, um den dahinter stehenden Rassismus zu verbergen. Cannabis und Crack werden dämonisiert, während Drogen für reichere Weiße in der Berichterstattung kaum vorkommen. Entsprechende Gesetze sind so widerstandslos durchsetzbar gewesen, während der ohnehin nur rudimentär vorhandene Sozialstaat in den USA komplett vernichtet wurde. In der jüngeren Vergangenheit geht der Staat jedoch auch zum offenen Angriff auf mittellose Weiße über, wie z.B. die ständig steigenden Langzeitverurteilungen wg. des Konsums von Crystal Meth zeigen. Die Repression in den USA ist inzwischen ein „Krieg gegen die Armen“.

Beraubt jeglicher Grundrechte arbeiten die Gefangenen in der staatlich/privaten Gefängnisindustrie, die eine der größten Binnenindustrien der USA darstellt. Armut wird weggesperrt und profitorientiert nutzbar gemacht - ein "Erfolgsmodell", das inzwischen auch in Europa nachgeahmt wird. Dabei sind die Kosten für den Bau, Unterhalt und die Bewachung dieser gigantischen Gefängnisanlagen bedeutend teurer als der höchste Sozialhaushalt, den die USA je verabschiedet hat. Diese Kosten werden in bewährter Praxis als Public Private Partnerships den Steuerzahler*innen überlassen, während die Konzerne die Gewinne mitnehmen - auch das ein starker Anreiz für bundesdeutsche Konzerne wie Bilfinger SE, Kötter oder Serco, die ähnliches hier in der BRD einführen.

Mumia Abu-Jamal ist einer dieser knapp 2,5 Millionen Gefangenen. Sein sog. Verfahren war in großen Teilen ein typisches für das herrschende Rechtsverständnis in den USA - ohne eigene Mittel und mit einem schlicht überforderten Verteidiger stand er chancenlos einer Staatsanwaltschaft gegenüber, die ihn mit gefälschten Beweisen und manipulierten Zeug*innen unter aktiver Mithilfe des Richters in den Todestrakt von Pennsylvania brachte.

Als Journalist hatte er bis zu seiner Verhaftung sehr erfolgreich an der Aufdeckung behördlicher Korruption gearbeitet, tödliche Polizeigewalt hinterfragt und den Anliegen von Armen eine weit vernehmbare Stimme in den US Medien verliehen. Schon ab 1979 wurde der mit zahlreichen Medienpreisen ausgezeichnete Vorsitzende der afroamerikanischen Journalistenvereinigung "The Voice Of The Voiceless - Die Stimme der unterdrückten" genannt.

Als Afroamerikaner und politischer Aktivist gehörte Mumia der Community an, die entschlossen gegen den systematisch seit der Sklaverei praktizierten Ausschluss der People Of Color in den USA gekämpft hatte. Viele schlossen sich dem Vorbild der Panthers an, die Mumia in seiner Stadt mit aufgebaut hatte.

Der Journalist und ehemalige Black Panther Mumia Abu-Jamal sollte zum Schweigen gebracht werden - das ist nicht gelungen. Eine länderübergreifende Solidaritätsbewegung verhinderte mehrere Anläufe, Mumia hinrichten zu lassen und leistete darüber hinaus einen entscheidenden Beitrag zur aktuellen Anti-Todesstrafenbewegung. 2012 konnte diese Bewegung auch die verhängte Isolationshaft gegen Mumia beenden, der us-weit inzwischen ca. 80.000 Gefangene unterliegen.

Als die Behörden Mumia 2012 eine Kontaktsperre auferlegten, wollten sie damit seine fortgesetzte journalistische Arbeit unterbinden - er wird jedoch inzwischen von weit aus mehr Menschen gehört und gelesen, als es vor seiner Verhaftung 1981 der Fall war. Nach öffentlichen Protesten zogen sie auch hier zurück und Mumia ist zurück on air - wöchentlich auf Prison Radio und in ca. 100 anderen Presseformaten, z.B. auf Radio Aktiv Berlin oder in der Tageszeitung Junge Welt hier in der BRD.

Mumia kämpft seit 1968 gegen Rassismus, Ausbeutung und Krieg. Er war und ist Teil einer Bewegung, die eine Demokratie ohne Kapitalismus in den USA anstrebt. Seine Befreiung wäre viel mehr als die längst überfällige Freiheit eines einzelnen - sie wäre ein riesiger Erfolg für mehrere Generationen von Aktivist*innen in den USA, die gegen den derzeitigen Kapitalismus ohne Demokratie kämpfen.

Beteiligt euch an diesem Kampf – Solidarität ist unsere stärkste Waffe!

FREE MUMIA - FREE THEM ALL!

Kommentare
16.06.2014 / 14:56 Mosaik Sabine. u. Reiner., bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
Danke für die Produktion
am Montag, 16.06.2014 in Mosaik gesendet