Firmenkultur bei Fusion

ID 68174
 
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Bei einer Firmenfusion schließen sich zwei Firmen zusammen und wollen am Markt als eine Firma agieren. Mitarbeiter, Kunden aber auch verschieden Firmenkulturen müssen dabei zusammengeführt werden, um als eine neue Firma zu existieren. In dieser Sendung gehen wir der Frage nach, wie kann man eine Firmenkultur entwickeln, die von allen getragen werden kann?

Gast im Studio: Prof. Dr. Klaus Kost von PCG Project Consult

Anmerkung:
Es sind 3 Senderkennungen enthalten, geeignet für Musikpausen.
Bei ca. 09:41; 21:05 und bei 32:52 Minuten
Audio
46:37 min, 43 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 07.01.2015 / 20:24

Dateizugriffe: 991

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Arbeitswelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: Arbeitswelt im Wandel
Entstehung

AutorInnen: Karin Bergs
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 07.01.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
es gilt das gesprochene Wort.

Thema: Firmenkultur bei Fusion

Herzlich willkommen bei Arbeitswelt im Wandel
Die heutige Sendung befasst sich mit „Firmenkultur bei Fusion". Dazu begrüße ich sehr herzlich meinen Gast im Studio den Unternehmensberater Prof. Dr. Klaus Kost von Project Consult
Am Mikrophon begleitet Sie die, für diese Sendung verantwortliche Redakteurin Karin Bergs und Aurelia Bergs an der Produktionstechnik.


Moderator
Firmenfusionen gab es schon immer. Man denke an Siemens Nixdorf (1990–1998), DaimlerChrysler (1998–2007), ThyssenKrupp (seit 1999), HypoVereinsbank (1998-2005) und viele andere. Bei solch einer Fusion schließen sich 2 Firmen zusammen und ‚verschmelzen‘. Gestern noch Konkurrenz, wollen diese beiden Firmen heute am Markt als eine Firma agieren. Mitarbeiter, technische Systeme Kunden aber auch verschieden Firmenkulturen müssen zusammengeführt werden, um als ‚geschlossene Einheit‘, als eine neue Firma zu existieren.
In der Vergangenheit haben solche Vorhaben nicht immer geklappt. Siemens Nixdorf beispielsweise gibt es heut nicht mehr. Die HypoVereinsbank, DaimlerChrysler gibt es auch nicht mehr. So ganz einfach scheint eine Firmen Fusion nicht zu sein.

Gelegentlich hört man auch das Wort ‚Joint Venture’. Gibt es einen Unterschied zwischen ‚Fusion‘ ‚Verschmelzung‘ und ‚Joint Venture‘?

Gast:

Moderator
Was erwartet man sich von so einem Firmenzusammenschluss?

Gast:


Moderator
Wenn zwei Firmen sich über eine Fusion, oder über ein Joint Venture zusammentun wollen, wie geht man so ein Vorhaben an?

Gast:


Moderator:
Es müssen aber doch nicht nur unterschiedliche Führungsphilosophien zusammen geführt werden, es müssen auch alle Arbeitsprozesse, beginnend mit der Buchhaltung, den SAP Systemen, die Lagerhaltung etc. zusammengeführt werden. Wie macht man das?

Gast:


Moderator:
Wenn sich 2 Firmen entscheiden, sich über eine Fusion, oder über ein Joint Venture zusammenzutun, wie viel Vorbereitung braucht man um das zu realisieren und wie geht man dabei vor?

Gast:


Moderator:
Dem Mitarbeiter erschien es in dieser Zeit vielleicht so, als würde man sich nur um die Produkte, das Port Folio und die Organisation kümmern, vielleicht auch um die Technik. Kümmert man sich in diesem Stadium AUCH schon um die Firmenkultur?

Gast:


Moderator: (Zusammenfassung)
Wenn sich 2 Firmen zusammentun und eine neue Firma werden, dann spricht man von einer Fusion. Häufig gibt es auch Joint Ventures, wenn 2 Firmen ein gemeinsames Tochterunter-nehmen gründen. Aber egal ob Fusion, Joint Venture oder Verschmelzung, es treffen immer 2 unterschiedliche Firmenkulturen zusammen, die zu einer neuen Firma zusammenwachsen müssen. Wie man dabei vorgeht, eine neue Firmenkultur zu erarbeiten, darüber sprechen wir nach der Pause mit Klaus Kost.

00:09:41 LORA-JINGLE



Moderator:
Weiter geht’s bei Arbeitswelt im Wandel mit der Sendung Firmenkultur bei Fusion. Mein Gast im Studio ist der Unternehmensberater Prof. Dr. Klaus Kost von Project Consult. Wir haben gehört, dass bei Firmenfusionen neben den Produkten auch die Kunden analysiert werden müssen. Es müssen die technischen Systeme, wie z.B. das Buchhaltungssystem zusammengeführt werde. Aber nicht nur die technischen Belange müssen vereinheitlicht werden, es muss auch eine neue Firmenkultur entstehen. Zwei verschiedene Firmen haben natürlich verschiedene Kulturen. Wie geht man dabei vor, die Firmenkulturen zu analysieren?

Gast:


Moderator:
Der einzelne Mitarbeiter hat bei seiner täglichen Arbeit vielleicht gar nicht so viele Freiheitsgrade. Prägender für die Arbeit sind doch die Führungskräfte.

Gast:


Moderator:
Man sollte also erst mal beide Firmen kennen, um daraus eine neue gemeinsame Kultur zu entwickeln, also nicht beispielsweise zu einer Firmenphilosophie sagen, die ist es jetzt und die andere muss verschwinden?

Gast:


Moderator:
Nun wird ja bei neuen Firmen erst mal ein neuer Schriftzug entwickelt, der hat heute dann immer irgendwo eine Kurve oder Welle, also nur Buchstabenkombinationen so wie früher gibt es heute nicht mehr. Reicht es, einfach ein neues Logo vorzugeben?

Gast:


Moderator:
Wenn verschiedene Kulturen zusammen treffen wird es sicherlich auch Machtkämpfe geben, jeder ist überzeugt, dass sein alten Verfahren das bessere war.

Gast:


Moderator:
Bei einer Firmenfusion, oder einem Joint Venture, bei dem 2 verschiedene Firmen mit zwei verschiedenen Kulturen aufeinander treffen, muss man eine neue Kultur entwickeln, die von allen Beteiligten gelebt werden kann. Nur ein neues, buntes Firmenlogo genügt nicht. Eine Kultur muss auch gelebt werden. Machtkämpfe der Mitarbeiter und Führungskräfte untereinander sind ein schlechtes Vorzeichen für ein Zusammenwachsen. Eine Kultur, bei der sich beide ehemaligen Firmen ‚bekriegen’, ist zum Scheitern verurteilt.

Welche Rolle die Führungskräfte bei Fusionen spielen, darüber sprechen wir nach der Musikpause mit Klaus Kost.


00:21:05 LORA-Förderverien-JINGLE


Moderator:
Hier ist wieder NCI on Air mit Firmenkultur bei Fusion. Mein Gast im Studio ist der Experte für Firmenfusionen Prof. Dr. Klaus Kost von Project Consult. Im ersten Teil haben wir darüber gesprochen was eine Fusion von 2 Firmen für die Firmenkultur bedeutet. Wir haben gehört, dass die neue Kultur von beiden Firmen akzeptiert werden muss, damit sie gelebt werden kann. Sonst wird es im Alltag ewig Reibereien geben. Hinter einer Firmenkultur verbirgt sich aber noch viel mehr. Was ist das im einzelnen?

Gast:


Moderator:
Mitbestimmung, ein Thema, was im deutschen Betriebsverfassungsgesetz verankert ist. Hier kann es mit ausländischen Firmen ganz massive Probleme geben, wenn es in dem jeweiligen Land keine Mitbestimmung der Belegschaft gibt

Gast:


Moderator:
Da es Mitbestimmung wie wir sie kennen in ausländischen Firmen nicht gibt, ist das doch von sich aus schon ein kleines Pulverfass. Heißt es, dass Fusionen von Deutschen mit ausländischen Firmen viel schwieriger sind?

Gast:


Moderator:
Wir hatten vorher schon darüber gesprochen, dass zunächst alle Verfahren und Systeme, angefangen von der Buchhaltung bis zum Lager zunächst alles doppelt vorhanden ist. Nicht nur die Verfahren sind doppelt, auch das Personal ist doppelt. In heutiger Zeit fängt eine neue Firma ja erst mal mit Personalabbau an. Soll das eine vertrauensbildende Maßnahme sein?

Gast:


Moderator:
Aber ist denn mit angekündigtem Stellenabbau nicht zunächst das Vertauen der Mitarbeiter erst mal weg? Oder hofft man gar, dass wenn man größte Verunsicherung schafft, dass die Mitarbeiter schnellstens von alleine gehen?

Gast:
...

Moderator:
Fusionen und Firmenzusammenführung sind zu 99 % mit Personalabbau verbunden, da alle Funktionen zunächst doppelt vorhanden sind, angefangen mit der Buchhaltung, bis hin zum Lager sind Firmenfusionen an sich sind schon schwierig genug. Besonders schwierig werden Fusionen zwischen Deutschen und ausländischen Unternehmen, denn zur deutschen Firmenkultur gehört auch die Mitbestimmung, die im Betriebsverfassungsgesetz verankert ist und auch zu unserer Kultur gehört. Wenn keine gute Lösung, auch mit den Betriebsräten gefunden werden, kann dann sind Fusionen zum Scheitern verurteilt.

Wie man nach einer Fusion ein neues Leitbild entwickelt, darüber sprechen wir nach der Pause mit Klaus Kost.

00:32:52 LORA-JINGLE


Moderator:
Weiter geht’s bei Arbeitswelt im Wandel mit der Sendung Firmenkultur bei Fusion zweier Firmen. Mein Gast im Studio ist der Unternehmensberater von Project Consult Prof. Dr. Klaus Kost, der schon mehrere Firmenfusionen begleitet hat und auf dem Gebiet der Firmenkultur spezialisiert ist. Wir haben gehört, dass bei einer Fusion von zwei Firmen nicht nur die Produkte und Prozesse analysiert werden müssen, sondern auch die Führungskultur. Es muss ein Leitbild entwickelt werden. Ziel eines Leitbildes, ist die Entwicklung einer gemeinsamen Plattform für Ideen, Überzeugungen, Verhaltens- und Handlungsformen aller Beteiligten. Wie kommt man denn zu einem Leitbild, das alle mittragen können?

Gast:


Moderator:
Wie kann denn eine Firmenkultur überhaupt funktionieren, wenn massiver Stellenabbau betrieben wird.

Gast:


Moderator:
Hat der Mitarbeiter überhaupt Alternativen wenn 2 Firmen fusionieren? Kann der Mitarbeiter irgend etwas machen, wenn er von diesem Schritt nicht überzeugt ist. Außer vielleicht die Firma freiwillig verlassen.

Gast:


Moderator:
Einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young aus dem Jahr 2006 zufolge besagt: ‚Jede zweite Übernahme oder Fusion vernichtet Unternehmenswert. Nur in jedem dritten Fall wird ein erheblicher Wertzuwachs verbucht. Die Untersuchung basierte auf 189 Transaktionen der letzten 14 Jahre von börsennotierten Firmen, sowie ca. 200 weiteren Firmen und Interessengruppen. Also sogar eine Studie belegt, dass Fusionen häufig scheitern. Warum lernt man nicht aus den Erfahrungen der Vergangenheit?

Gast:


Moderator:
Wenn es mehr "Analyse von Führungskultur" gäbe, würden denn dann auch Firmenfusionen besser funktionieren?

Gast:

Moderator:
Zum Abschluss wollen wir noch darüber sprechen, ob Fusionen von einer ausländischen mit einer deutschen Firma schwieriger sind, als eine Fusion von 2 deutschen Firmen. Wir hatten in München das Beispiel der HypoVereinsbank, das waren sogar 2 Münchner Firmen. Auch das hat nicht funktioniert.

Gast:


Moderator: (Zusammenfassung)
Firmenfusionen sind schwierig, einer Studie zufolge vernichtet sogar jede zweite Fusion Unternehmenswerte. Die Gründe dafür sind vielfältig und im nachhinein kann man kaum sagen, warum eine Fusion misslungen ist. Aber unmöglich sind Fusionen nicht, denn in jedem dritten Unternehmen wird ein erheblicher Wertzuwachs verbucht. Damit eine Fusion gelingt, müssen viele Komponenten berücksichtigt werden, eine ganz wichtiger Aspekt dabei ist die Firmenkultur. Eine Unternehmenskultur muss sich entwickeln, sie darf nicht vom oben übergestülpt werden und sie muss gelebt werde, vom Lehrling bis zur Spitze.

Damit sind wir am Ende mit der Sendung "Firmenkultur bei Fusion", vielen Dank für Ihr Interesse, und vielen Dank auch an meinen Gast, Prof. Dr. Klaus Kost. Vielen Dank Aurelia Bergs an der Produktionstechniker und Felix Jacowitz an der Studiotechnik. Am Mikrophon verabschiedet sich die verantwortliche Redakteurin Karin Bergs.