Putin-naher Semperopernball-Chef wollte Pegida-Gegenveranstaltung verhindern

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Am Freitag (30.1.2015) fand der 10. Semperopernball in Dresden statt. Der Chef des Semperopernballs Hans-Joachim Frey wollte das Offen-und-bunt-Konzert gegen Pegida, das am 26.1. stattfand, verhindern, sagt Konzert-Organisator Prof. Ehninger. Frey hatte 2009 gemeinsam mit Ministerpräsident Tillich als Laudator den "Sächsischen Dankorden des Semper Opernball e.V.", ein mehrere Tausend Euro teures Schmuckstück, an den ehemaligen Dresdner KGB-Agenten Wladimir Putin verliehen. Hans-Joachim Frey wurde im Frühling 2014 von Wladimir Putin zum Chefberater des Generaldirektors des Moskauer Bolschoi-Theaters berufen. Pegida hatte schon länger Kontakte zum sächsischen Innenministerium, als ursprünglich gedacht, aber auch zur AfD.
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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: AL
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 02.02.2015
Folgender Teil steht als Podcast nicht zur Verfügung
Nachtrag: Hans-Joachim Frey am 5.2.
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Am Freitag (30.1.2015) fand der 10. Semperopernball in Dresden statt, eine Veranstaltung für Prominente, Reiche und Schöne, denen aber auch eine Menge Leute aus dem "normalen Volk" zujubeln. Chef des Semperopernballs ist Hans-Joachim Frey. In der selben Woche, am Montag (26.1.), fand ein großes Gratiskonzert "Offen und bunt - Dresden für alle" statt. Die Dresdner Neueste Nachrichten (DNN) berichteten am Freitag (30.1.) auf ihrem Online-Portal, dass Semperopernball-Chef Hans-Joachim Frey dies verhindern wollte[1]. Bei dieser Veranstaltung gegen eine ursprünglich am selben Tag geplante Pegida-Veranstaltung, traten zahlreiche prominente Künstler auf, die viele Leute anziehen sollten. Organisiert wurde das Konzert vom Verein "Dresden - Place to be e.V.". Zur Teilnahme daran aufgerufen hatte auch das weit gefächerte Bündnis "Dresden für alle". Dresden ist die einzige Stadt, in der nie mehr Menschen zum Protest gegen Pegida kamen, als zu Pegida selbst. Das hätte am 26.1. erstmals anders werden können, wenn nicht Pegida seine für letzte Woche Montag (26.1.) geplante Kundgebung kurzfristig auf den Sonntag (25.1.) vor den Montag vorverlegt hätte. Laut dem Bericht der Dresdner Neueste Nachrichten bat der Leiter des Semperopernballs, Hans-Joachim Frey, schon am 14.1. Prof. Ehninger vom Verein "Dresden Place to be e.V.", das Konzert nicht 4 Tage vor dem Semperopernball durchzuführen, wie es dann aber trotzdem geschah. Frey begründete dies, dass es in der Woche des Semperopernballs kein weiteres kulturelles Großereignis in Dresden geben sollte. Damals konnte am 26.1. noch mit 20.000 Pegidisten in der Dresdner Innenstadt gerechnet werden, zusätzlich zu den Besuchern des Prominentenkonzerts .
Dazu sagte Prof. Gerhard Ehninger gegenüber coloRadio:

-Interview mit Prof. Gerhard Ehninger. Ehninger spricht auch von einem tollen Konzert, das trotzdem stattfand.-

Laut Dresdner Neueste Nachrichten soll es auch Versuche von Hans-Joachim Frey gegeben haben, beim Büroleiter des sächsischen Ministerpräsidenten eine Absage der Veranstaltung gegen Pegida zu veranlassen. In diese Richtung soll auch ein Telefonat eines Vorstandsmitglieds vom Semper Opernball e.V. bei Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz gegangen sein. Hans-Joachim Frey soll sich laut Dresdner Neueste Nachrichten auch beim MDR gegen eine geplante Zusammenarbeit mit Prof. Ehninger eingesetzt haben, welche dann auch nicht zustande kam.

Höhepunkt des Semperopernballs ist die Verleihung mehrerer sogenannter "Dresdner St. Georgs Orden", das sind jeweils mehrere tausend Euro teure Schmuckstücke, welche bis zum Jahr 2009 "Sächsische Dankorden des Semper Opernball e.V." hießen.
Als Chef des Semperopernballs hatte Hans-Joachim Frey 2009 gemeinsam mit Ministerpräsident Tillich als Laudator den "Sächsischen Dankorden des Semper Opernball e.V." an den ehemaligen Dresdner KGB-Agenten Wladimir Putin verliehen.[2]
Hans-Joachim Frey wurde im Frühling 2014 von Wladimir Putin zum Chefberater des Generaldirektors des Moskauer Bolschoi-Theaters berufen.[3][7]
Ende 2014 unterzeichnete der Semperopernball-Chef Frey den Appell "Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!". Dieser Appell wird von vielen Osteuropaexperten und -journalisten kritisiert.

-o-Ton Boris Reitschuster am 9.1.2015 [8]-

So Boris Reitschuster, der dazu eine Gegenpetition unterzeichnet hat.
Auf der Pegida-Pressekonferenz in der Landeszentrale für politische Bildung am 19.1. stellte Lutz Bachmann die 6 Forderungen von Pegida vor. Die 5. Forderung lautet:

-o-Ton Pegida-Pressekonferenz am 19.1.2015-

Gemeint ist die Forderung für eine kremelfreundlichere deutsche Außenpolitik. Auf Pegida-Demos sieht man Frieden-mit-Russland-Transparente, Russlandfahnen und Putin-hilf-uns-Schilder. Pegida hat ein autoritäres Staatsverständnis. Viele Pegidaanhänger finden Putin gut, wie auch Lutz Bachmann folgendes YouTube-Interview mit Putin gut fand:

-o-Ton Putin auf Youtube-

Ruptly, eine Tochter des russischen Staats- und Propagandasenders Russia Today hatte die Pegidademonstrationen in Dresden ins Internet gestreamt.

Auf der Pressekonferenz am 19.1. wollte Pegida nichts zu ihrem Verhältnis zur AfD sagen.

-o-Ton Pegida-Pressekonferenz am 19.1.2015-

Am 21.1. wurde aber bekannt, dass es eine Zusammenarbeit gibt, weil die AfD den Rücktritt von Lutz Bachmann an diesem Tag versehentlich schon vor dem Rücktritt per Pressemitteilung kommentierte.[4] Wenn man dies im Blick hat, kann man die lange Verweigerung, mit der sogenannten "Lügenpresse" zu sprechen, auch als bewusste Medien-Strategie deuten. Die AfD dürfte da fähiges Personal haben. Da ist z.B. der ehemalige Pressesprecher der sächsischen AfD, Thomas Hartung. Der war bis Juni 2014 am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaften der TU Dresden von Prof. Wolfgang Donsbach beschäftigt. Thomas Hartung musste nach einer behindertenfeindlichen Äußerung den AfD-Pressesprecherposten räumen, fuhr aber am vergangenen Wochenende mit zum AfD-Parteitag in Bremen. Er ist bei Facebook mit Frauke Petry von der AfD und Siegfried Daebritz von Pegida befreundet. In der Bundes-AfD gilt Alexander Gauland als größter Pegida-Unterstützer und als Putin-Freund. Gauland war, wie andere hohe AfD-Politiker auch, im November 2014 an Treffen mit dem russischen Botschafter beteiligt.[5]

Pegida ist eine Zusammenballung von Fremdenfeinden und alten Männern mit irrealen Problemen, hat aber ein Bisschen auch eine geopolitische Komponente. Vorerst gibt es seit Mittwoch (28.1.) die Spaltung von Pegida in 2 Gruppen, die noch nicht am 2.2., aber dann eine Woche später am 9.2. zwei getrennte Demonstrationen in Dresden machen wollen. Das ist die Gruppe um Lutz Bachmann, die weiter Pegida heißt, und die "Bewegung für direkte Demokratie in Europa" um Kathrin Oertel.
Die Pegida-Führung hatte wohl schon länger Kontakte zum sächsischen Innenministerium, als ursprünglich gedacht. Der Spiegel berichtete, dass Kathrin Oertel bereits um den 15.1., also noch vor der Pegida-Pressekonferenz, telefonischen Kontakt mit dem Leiter von Innenminister Ulbigs Leitungsstab hatte.[6]


[1] http://www.dnn-online.de/dresden/web/dre...
[2] http://semperopernball.de/der-orden/
[3] http://www.bild.de/regional/dresden/semp...
[4] http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...
[5] http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...
[6] http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...
[7] http://www.sz-online.de/includes/beilage...
[8] http://www.freie-radios.net/68235

1. Pegida-Pressekonferenz in Sächsischer Landeszentrale für politische Bildung (19.1.2015):
https://www.freie-radios.net/68383

Flyer gegen Verharmlosung von Pegida durch Prof. Patzelt an TU Dresden (29.1.2015):
https://www.freie-radios.net/68590

Kommentare
03.02.2015 / 12:46 kmm, Radio Dreyeckland, Freiburg
thx...
im mima bei rdl am 3.2